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 LEGO Indiana Jones

Verlag: Activision

Cover
Gesamt ++++-
Action
Anspruch
Aufmachung
Bedienung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Strategie
Ton
Welche Freude erfüllt das Herz des Indiana-Jones-Fans, dass LucasArts nach der Star-Wars-Saga nun auch die ersten drei Filme rund um den Peitsche schwingenden Archäologen in seine Einzelteile zerlegt und mit Legosteinen wieder aufgebaut hat. Pünktlich zum vierten Leinwand-Auftritt von Henry Jones Jr. kommt "LEGO Indiana Jones" heraus, die wohl einzige Videospiel-Umsetzung der berühmten Filmreihe, die dieser wirklich gerecht wird.

Zum Inhalt muss nicht viel gesagt werden, denn man durchläuft die drei Filme: Im ersten verteidigt man die Bundeslade gegen Nazis, im zweiten bekämpft man religiöse indische Fanatiker mit Hang zu Menschenopfern und im dritten macht man sich mit Henry Jones Sr. auf die Suche nach dem Heiligen Gral. Das Ganze ist gespickt mit lustigen Einlagen, viel Augenzwinkern und einigen Abweichungen von den Originalstorys. Wie der Vorgänger LEGO Star Wars kommt auch dieses Spiel ohne Sprache aus, Dialoge werden durch kehlige Laute mit Mimik und Gestik ersetzt, und auch hier ist fast ausschließlich der Original-Soundtrack von John Williams zu hören.

Eine Legofigur mit Indy-Outfit und aufgemaltem Dreitagebart läuft durch eine knallbunte Legolandschaft, in der es viel kaputtzumachen, aufzubauen, herauszufinden und auszugraben gibt. Alles wird mit Geldsteinchen belohnt, die man aber auch wieder verliert, wenn die Figur irgendwo runterfällt, von Krokodilen gefressen wird oder einer Übermacht an Gegnern nicht gewachsen ist. Die vier Lebensherzen sind schnell verbraucht, aber wie sagt Indy schon im dritten Film: "Ich bin wie ein falscher Fünfziger, ich tauche immer wieder auf." Im Spiel gilt das natürlich für alle steuerbaren Figuren. Das Geld wird auch nur in der Universität benötigt, denn dort kann man neue Figuren und Extras kaufen.
Die Universität ist der Dreh- und Angelpunkt des Spiels, also das, was im zweiten Star-Wars-Spiel die Kantine in Mos Isley war. Diesmal wird man aber nicht ständig von anderen Figuren angegriffen, sondern kann in aller Ruhe das Inventar zerstören, sich die freigespielten Videosequenzen anschauen und dergleichen.
Von dort startet man auch in die Abenteuer, die man entweder im Story- oder im freien Modus durchspielen kann. Im Storymodus spielt man mit meistens zwei vorgegebenen Figuren, im freien kann man sie sich aussuchen und zwischen mehreren wechseln. Auf diese Weise gelangt man auch in Bereiche und an Gegenstände, für die man eine kleine Figur oder einen Granatwerfer benötigt.

Das Spiel macht einen Mordsspaß, was nach den Star-Wars-Versionen im Lego-Look auch nicht anders zu erwarten war. Der Humor stimmt, die Filme wurden gut und kinderfreundlich umgesetzt - im zweiten Teil wird niemandem das Herz herausgerissen ... - und der Storymodus ist mit zwei Spielern noch unterhaltsamer. Hier findet sich aber auch ein Knackpunkt: Spielt man alleine, wird immer die vom Spieler gerade gesteuerte Figur fokussiert, da kann sich die zweite Figur auch schon mal jenseits der Bildschirmgrenzen aufhalten. Spielt man zu zweit, müssen beide Figuren immer zu sehen sein, wodurch es allzu oft misslingt, die Perspektive richtig einzuschätzen. Bei den vielen Spring-Passagen ist das äußerst ärgerlich, da man immer wieder mal am Ziel vorbei springt, obgleich man der festen Überzeugung war, es genau anvisiert zu haben. Das lässt mit einiger Übung zwar nach, hätte aber mit einer weniger starren Kameraführung minimiert werden können. Denn die lässt nur minimale Seitwärtsbewegungen mit dem rechten Analog-Stick zu. Technisch gibt es sonst aber nichts auszusetzen. Beim Testspiel zu zweit wechselten gesteuerte Figuren wie von Geisterhand an einigen wenigen Stellen den Standort, an anderen Stellen hingen sie an Abgründen fest, sprich, sie stürzten ab, erschienen an der gleichen Stelle und stürzten sofort wieder ab. Das Problem ließ sich nicht aus eigener Kraft beheben, sondern nur dadurch, dass der entsprechende Spieler kurzzeitig die Steuerung an den CPU abgab.

Insgesamt ist das Spiel etwas anspruchsvoller als die Vorgänger aus der weit, weit entfernten Galaxie und anfangs kann auch die Star-Wars-Vorerfahrung nicht immer bei der Frage helfen, was denn als nächstes zu tun ist. Dafür wartet es aber auch mit netten kleinen Extras auf: Bekanntermaßen hat Herr Jones eine Heidenangst vor Schlangen und ist zu keiner vernünftigen Bewegung fähig, wenn ihm diese zu nahe kommen. Willy, über deren Gekreische sich ihre Begleiter im zweiten Film aufregen, kann eben dieses Kreischen einsetzen, um Glasscheiben bersten zu lassen. Und die Verfolgungsjagd mit den Loren, ebenfalls aus dem zweiten Film, ist ein kleines Highlight.
Die Steuerung ist gut, hat sich auch bereits bei Luke und Han Solo bewährt, aber anders als dort ist bei Indy kein Anstieg des Schwierigkeitsgrades vom ersten zum dritten Film zu erkennen. In Sachen Grafik erweist sich die PS3-Version als der Next-Generation-Konsole würdig: Zwar findet man dort keine einzelnen Haarsträhnen, dafür gibt es auf den legotypischen Figurenoberflächen sogar Spiegeleffekte und alles sieht glatt und rund aus ohne Kantenflimmern und dergleichen. Wer allerdings nur die PS2 zuhause hat, wird mit der dafür herausgebrachten Version des Spiels genauso viel Spaß haben, denn bis auf die bessere Grafik ist alles gleich.

"LEGO Indiana Jones" gehört zu den wenigen Franchise-Games, die wirklich etwas Besonderes sind. Frech und voller nonverbal umgesetzter Filmzitate, lohnt es sich besonders für Kenner der drei Filme. Mit dem durch "LEGO Star Wars" bewährten Gameplay und vielen liebevollen Details, anspruchsvollen Levels und teils sehr kniffligen Rätseln ist es auch für Erwachsene reizvolle Unterhaltung von Dauer, durch die konsequente Verharmlosung sämtlicher Brutalitäten aus den Filmen eignet es sich aber auch für Kinder. So ganz ohne technische Macken kommt das Spiel leider nicht aus, aber die tun dem Spaß keinen Abruch. In der Hoffnung, dass es vielleicht irgendwann auch ein Add-On mit dem vierten Film geben wird, kann man gespannt sein, was nach dem bald erscheinenden "LEGO Batman" noch so alles in bunter Plastik-Optik erscheinen wird - vielleicht endlich einmal eine Umsetzung von Unreal Tournament als Online-Spiel? Ein schöner Online-Modus würde einer tollen Videospiel-Idee noch die Krone aufsetzen.

Stefan Knopp



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 1. Juni 2008 | FSK: 6 | PS3 | Preis: 57,95 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch

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