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 Ein Käfig voller Helden: Ein Käfig voller Helden - Die erste Season


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Schon oft genug wurde in der Fachwelt behauptet, die Geschichte des Zweiten Weltkrieges und des Dritten Reiches müsse über weite Strecken neu geschrieben werden, etwa im Rahmen der Hitler-Tagebücher 1983. Dass Film und Fernsehen weitaus hemmungsloser an eine Umschreibung der Zeitgeschichte herangehen, ist ausreichend bekannt und vielfach belegt - etwa durch die US-amerikanische Fernsehserie "Hogan’s Heroes", die unter dem Titel "Ein Käfig voller Helden" auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz eine bemerkenswerte Fangemeinde gewonnen hat.

Deutschland im Zweiten Weltkrieg: Das Stalag 13 in der Nähe von Hammelburg gilt als das ausbruchsicherste Gefangenenlager im gesamten Dritten Reich. Grund hierfür sind allerdings weniger die Fähigkeiten des Lagerkommandanten Oberst Wilhelm Klink und seiner Männer, denn diese könnten nicht einmal ein Porträt von Adolf Hitler von Gustav Klimts "Goldener Adele" unterscheiden. Vielmehr liegt es daran, dass die Gefangenen an einem Ausbruch nicht interessiert sind. Sie machen sich vielmehr die karikaturhafte Einfältigkeit der Deutschen zunutze und unterstützen von Stalag 13 aus die Alliierten in allen nur (un-)denkbaren Weisen. Unter dem Lager erstreckt sich ein in der Geschichte von Gefängnissen und Fluchtversuchen beispielloses Tunnelsystem, das sogar eine stets gefüllte Vorratskammer und eine Sauna beherbergt. Telefon und Büro des Lagerkommandanten sind verwanzt, die Gefangenen haben sich mit den Wachhunden bereits angefreundet und über Funk koordinieren der ranghöchste Kriegsgefangene Colonel Robert Hogan und sein bunter Haufen zusammen mit dem alliierten Hauptquartier in London unterschiedliche Unternehmen, von Sabotageakten über Kriegswirtschaftsspionage bis hin zum Ausschleusen alliierter Kriegsgefangener, die aus anderen Lagern geflohen sind und im Stalag 13 vor der Rückkehr in die Heimat einen "Zwischenstopp" machen. Da das ganze Unternehmen auf der Einfältigkeit von Oberst Klink und Feldwebel Schultz, ebenso minderbemittelt wie korpulent, aufbaut, riskieren Hogan und seine Helden auch hier und da mal Kopf und Kragen, wenn das Unternehmen zu scheitern droht. Egal ob es darum geht, Klinks mehrmals drohende Versetzung an die russische Front abzuwenden oder das Auffliegen des gesamten Unternehmens durch Gestapo und SS zu verhindern, Hogan und seine Mannschaft finden immer einen effektiven - und vor allem urkomischen - Weg zu einem Happy End …

Dass diese in den sechziger und Anfang der siebziger Jahre produzierte Fernsehserie auf beiden Seiten des großen Teiches unter dem Prädikat "Kult" gehandelt wird, liegt in erster Linie an der Mischung: Man nehme dumme Sprüche und die passende Schauspielercrew, vermenge dies mit diversen Geheimaktionen wie dem Diebstahl eines Tiger-Panzers, einer Flucht aus Stalag 13 mithilfe eines selbstgebauten Flugzeugs, dem Vortäuschen eines gigantischen Ölfeldes unter dem Lager und ähnlich aberwitzigen Unternehmen, gebe absurd einfältige Deutsche und ein - im Grunde genommen unmöglich - genial ausgetüfteltes, unterirdisches Tunnelsystem dazu und würze das Ganze mit schon fast unabkömmlichen Klischees wie etwa Hogan als Weiberheld der amerikanischen Sorte, dem sogar Klinks Sekretärin Helga verfallen ist, oder Corporal LeBeau, der als Franzose die Moral der Truppe mit superben Delikatessen hebt. Und voilà: Eine Kultserie ist angerichtet!

Doch all das ist nur die Spitze des Eisberges, geht man der Frage nach, weshalb auch hierzulande die Serie so viel Zuspruch erfahren hat. Nach einer ersten, erfolglosen Ausstrahlung unter dem Titel "Stacheldraht und Fersengeld" wurde die Serie neu synchronisiert, wodurch sie in den heimischen Gefilden eine große Anhängerschaft gewonnen hat. Die neuen deutschen Stimmen übertrafen hinsichtlich Witz und Sprachspielerei die erste Generation um Lichtjahre, da sich die Übersetzer auch über weite Strecken vom englischen Original distanzierten. So sind etwa die Handlungen der einzelnen Episoden identisch mit jenen des Originals, doch die Dialoge selbst haben eine Wiedergeburt erfahren, für die man den deutschen Verantwortlichen nicht oft genug danken kann. Die bayrische Herkunft von Schultz wird durch den entsprechenden Dialekt deutlich und amüsiert ebenso wie das Sächsische, das Klink in den Mund gelegt wurde, oder das Stottern, das Corporal Newkirk in der deutschen Übersetzung erlernt hat. Gerade hinsichtlich der (Neu-)Synchronisation von Klink und Schultz lässt sich die Behauptung aufstellen, dass die deutsche Übersetzung das Original um Längen schlägt - ein wohl einzigartiger Moment in der Geschichte der Übertragungen englischsprachiger Fernsehserien ins Deutsche. Hinzu kommen die deutschen Dialoge, die mehr Witz beinhalten als das Original. Manche Wortspiele funktionieren gewiss nur im Englischen, doch entschädigen die deutsche Synchronisation und die freizügige Übersetzung mehr als hinlänglich. Das Englische ist leicht verständlich, sodass sich der Käufer selbst ein Bild machen kann.

Umso unverständlicher, dass eine deutsche DVD-Veröffentlichung so lange auf sich hat warten lassen. Doch Paramount hat dem Flehen der Fans Gehör geschenkt und nun die erste Staffel der Kultserie auf der silbernen Scheibe veröffentlicht. Der Käufer darf sich auf die ersten 32 Episoden (inklusive der in Schwarzweiß gehaltenen Pilotfolge) à 25 Minuten freuen, die für mehrere unterhaltsame Stunden sorgen dürften. Der schmucke Kartonschuber wird von einem ansprechenden Cover geziert und umschließt eine Box, in der die 5 DVDs auf transparenten Plastikflächen ruhen. Hier hätte allerdings mehr drin sein können: Die DVDs beinhalten gerade einmal die 32 Folgen mit deutscher und englischer Tonspur sowie den entsprechenden Untertiteln, ein billig zusammengeschustertes Hauptmenü und ein schmales Booklet, in dem lediglich die Episoden aufgelistet werden; von Extras wie Trailern oder Making-of hat Paramount wohl noch nie etwas gehört. Über diese Dürre tröstet zwar eine verbesserte Bildqualität hinweg, aber nicht vollständig, zumal der Ton - auch wenn dieser gute Qualität aufweist - nicht unbedingt in Mono daherkommen sollte.

Die Fernsehserie ist nicht perfekt und weist in regelmäßigen Abständen auch diverse Schwächen auf. So ist ein Hauptkritikpunkt der Gegner von "Ein Käfig voller Helden" die eindimensionale Zeichnung der Deutschen - vorrangig in Gestalt von Klink und Schultz - als Einfaltspinsel, die die Naivität für sich gepachtet haben; doch will diese Serie nicht als Charakterstudie über ein deutsches Strafgefangenenlager verstanden werden, sondern einfach nur unterhalten - und das tut sie wirklich! Bleibt nur zu hoffen, dass sich Paramount mit der Veröffentlichung der weiteren fünf Staffeln nicht allzu lang Zeit lässt.

Michael Höfel



DVD | Disc-Anzahl: 5 | Erschienen: 01. September 2008 | FSK: 12 | Laufzeit: 816 Minuten | Originaltitel: Hogan´s Heroes | Preis: 37,95 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch, Englisch | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Englisch

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