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 SinBad, Band 1: Der Krater von Alexandria

SinBad Band 1

Serie: SinBad, Band 1
Autoren: Christophe Arleston
Illustratoren: Pierre Alary, Jean-Paul Fernandez
Übersetzer: Monja Reichert
Verlag: Splitter Verlag

Cover
Gesamt +++++
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Aladin hat mithilfe eines Djinns aus einer Wunderlampe Macht und Reichtum gewonnen. Nun ist er kein einfacher Lampendieb mehr, sondern der vom Volk geliebte Kalif. Er fragt seinen Djinn, eine Furcht einflößende Kreatur, wie seine Zukunft aussehen wird. Ihm wird daraufhin prophezeit, dass sein eigener Sohn ihn umbringen wird - doch der Djinn weiß bereits, wie man dieses Schicksal abwenden kann. Er veranstaltet ein furchtbares Massaker im Harem des Kalifen, meuchelt Frauen und Kinder. Als er sieht, was der Djinn angerichtet hat, ist Aladin entsetzt, schließlich wollte er seine Kinder nur verbannen und nicht töten. Währenddessen schwimmt ein Kind, gebettet in einer großen Obstschale, davon. Seine Mutter hat es geschafft, diesen einen Jungen heimlich zu retten.

Jahre später ist aus dem ausgesetzten Kind des Kalifen ein Seefahrer und Dieb geworden. Sinbad, so heißt er, ist nun erwachsen und trennt sich von seinem Ziehvater. Er möchte seine Eltern finden, und zwar mithilfe des Kraters von Alexandria, ein magisches Gefäß, dass dem Besitzer die Geheimnisse der Vergangenheit zeigt, wenn man es mit delphischem Wein füllt. Doch weder das eine noch das andere ist besonders leicht zu finden und so beginnt für Sinbad ein gefährliches Abenteuer ...

Christophe Arleston hat sich als Texter bereits einen Namen gemacht, unter anderem war er an erfolgreichen Serien wie "Die Schiffbrüchigen von Ythaq" oder "Morea" beteiligt. Zeichner Alary dagegen ist nicht ganz so bekannt, obwohl oder vielleicht gerade weil er ungefähr zehn Jahre lang für Disney gearbeitet hat.

"Der Krater von Alexandria" ist ein spannendes Fantasy-Abenteuer in einem originellen Setting. Besonders zu Beginn der Geschichte faszinieren die orientalische Welt und die geschickte Verknüpfung von Figuren und Mythen aus Tausendundeiner Nacht mit den eigenen Interpretationen der Macher des Comics. Der Djinn des Kalifen hat hier nichts mit der Disney-Version gemein, sondern ist grausam, durchtrieben und sieht Furcht erregend aus. Doch während man dem Flaschengeist ziemlich genau ansieht, was seine Gesinnung ist, verhüllen Arleston und Alary bei anderen Figuren sehr geschickt, wie ihr wahres Wesen aussieht, was für interessante Charaktere und spannende Überraschungen sorgt. Auch der (Anti-)Held der Geschichte, Sinbad, ist facettenreich und sympathisch, er stiehlt das Herz des Lesers ebenso schnell wie all die magischen Gegenstände, die seine Aufmerksamkeit erregen - und bei denen Arleston wieder einmal einen erstaunlichen Ideenreichtum beweist.

Die Handlung ist abenteurreich und in einem rasanten Tempo erzählt, sodass die Seiten wie im Fluge vergehen. Noch gibt der Plot nicht allzu viel her, die meisten Geheimnisse und aufgeworfenen Fragen bleiben ungeklärt, sodass man sich, wenn man am Ende des ersten Bandes angelangt ist, sofort den zweiten wünscht. Bis man diesen jedoch in Händen hält, kann man sich die Zeit damit vertreiben, in den gelungenen Zeichnungen Alarys zu schwelgen. Liebevoll und detailreich sind diese, zudem noch ganz traditionell mit Pinsel und Tusche gezeichnet, was dem Artwork etwas Leichtes, Beschwingtes verleiht. Das Charakterdesign ist sicher erstmal gewöhnungsbedürftig, stellenweise merkt man Alary die Vergangenheit bei Disney an. Nichtsdestotrotz sind die Zeichnungen der Figuren gelungen, Mimik und Haltung sind immer treffend und aussagekräftig und verleihen den Figuren eine Tiefe, die allein durch die erzählte Geschichte nicht aufkommen könnte. Die Panelgestaltung ist ebenfalls ansprechend - mal voll kleiner Details, die man erst auf den zweiten und dritten Blick erfasst, mal eher auf das Wesentliche zentriert. Abgerundet werden die Zeichnungen durch die Kolorierung vom Jean-Paul Fernandez. Einige Szenen leuchten in den unterschiedlichsten Farben, bunt und prächtig werden Land und Leute dann einfangen, dann wieder dominiert nur ein bestimmter Farbton. Fernandez versteht sein Handwerk zweifellos, er unterstreicht immer genau richtig die Atmosphäre, die schon Alary mit seinen Zeichnungen und Arleston mit seiner Geschichte aufgebaut haben.

Letztlich kommt zwar nicht auf jeder Seite dieses Comics das Gefühl auf, eine Geschichte wie aus Tausendundeiner Nacht zu lesen, aber trotzdem liegt hier eine exotische Fantasy-Geschichte vor, die den Leser mit ihrem Ideenreichtum und ihrer kurzweiligen Handlung schnell in den Bann zieht. Spannend erzählt und grafisch sehr gelungen umgesetzt, avanciert "Der Krater von Alexandria" so zu einer kleinen Perle in jeder Comicsammlung und weckt große Erwartungen in den zweiten Band der Reihe "SinBad". Die Aufmachung des Comics aus dem Splitter-Verlag lässt wieder einmal keine Wünsche offen, beste Druck- und Papierqualität, ein schicker Hardcovereinband und Bonusmaterial wie Skizzen und Autoreninformationen rechtfertigen den Preis von knapp vierzehn Euro.

Linda Dannenberg



Hardcover | Erschienen: 01. Oktober 2008 | ISBN: 9783940864819 | Originaltitel: Le Cratère d´Alexandrie | Preis: 13,80 Euro | 64 Seiten | Sprache: Deutsch

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