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 Die Grundlagen der chinesischen Medizin


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Preis - Leistungs - Verhältnis


"Die Grundlagen der chinesischen Medizin" von Giovanni Maciocia umfasst 1228 Seiten. Unterteilt in acht Bereiche will der Autor nicht weniger als alle Aspekte der "Traditionellen Chinesischen Medizin" (TCM) abdecken. Dies bedeutet erstens auf vierundneunzig Seiten die "Allgemeine Theorie" der chinesischen Medizin, zweitens eine Übersicht über "Die Funktionen der inneren Organe", die immerhin einhundertvierundvierzig Seiten umfasst, drittens die möglichen "Krankheitsursachen" auf achtundvierzig Seiten und fünftens die "Diagnostik", die zweiundneunzig Seiten einnimmt. Dann widmet sich der Autor der "Pathologie", die sich damit auseinander setzt, wie ein krankhafter Prozess entsteht, sich verändert und wie er behoben werden kann. Dies nimmt sechsunddreißig Seiten ein und ist nur eine sehr komprimierte Übersicht über diese Vorgänge. Dann folgt mit der "Identifikation von Krankheitsmustern" einer der Schwerpunkte dieses Buches. Auf dreihundertsechsundsechzig Seiten gibt der Autor hier eine praktische Anleitung für den TCM-Arzt, herauszufinden, was dem Patienten fehlt und wie er sie im Sinne der chinesischen Medizin einzuordnen hat. Vor der siebenunddreißigseitigen Übersicht der "Therapieprinzipien" ist das Kapitel "Die Akupunkturpunkte der zweite Schwerpunkt dieses Buches. Er gibt dem Arzt auf dreihundertvierundvierzig Seiten eine höchst genaue Anleitung, für jedes Krankheitsbild den entsprechenden äußeren Wirkpunkt ausfindig zu machen.

Bereits diese kurze Übersicht macht deutlich, an wen sich dieses Buch richtet. Erstens ist es Anhaltspunkt für jeden Arzt oder Studenten, der sich mit TCM auseinander setzt, sie erlernen will, praktiziert oder nachschlagen will, ob seine praktischen Erfahrungen auch der Theorie entsprechen und seine Behandlung der fachlich korrekten Vorgehensweise entspricht. Auch der erfahrene TCM-Arzt kann hier Anregungen, Informationen und Richtlinien finden, die er zu beachten hat. Zweitens gibt das Buch dem Patienten einen Leitfaden an die Hand, mit dessen Hilfe er überprüfen kann, ob der behandelnde Arzt sämtliche Gesichtspunkte beachtet hat. Dies nicht nur im Sinne der Kontrolle und möglichen Korrektur, sondern vor allem im Hinblick auf die Eigenbeobachtung des Patienten, der grundsätzlich über viele Informationen verfügt, die der Arzt nicht wissen kann oder nicht erfragt hat. Hier leistet das Buch einen grandios klaren, verständlichen, aber auch sehr fordernden Beitrag. Niemand kann sich nach einer einfachen Lektüre als TCM-Kenner bezeichnen, geschweige denn die schwierige und vor allem ganzheitliche Anamnese eines Patienten durchführen. Doch jeder Leser kann der klaren Sprache, den vielen Beispielen und sehr deutliche Grafiken und Tabellen einen Wissensschatz entnehmen, der weit über jedes andere Fachbuch in diesem Bereich hinausgeht.

Es gibt kein vergleichbares Buch, das dem Arzt wie dem Laien einen solch differenzierten Eindruck der chinesischen Medizin zu vermitteln sucht. Doch auch der interessierteste Laie kann nicht umhin festzustellen, dass dieses Buch auf jahrzehntelanger Erfahrung beruht und für die Praxis geschrieben wurde. Man kann diese Fülle an Wissen, die hunderten Grafiken und Flussdiagramme ohne praktische Anwendung nicht nutzen oder umfassend verstehen. Erst ein Arzt-Patientengespräch kann auch dem Laien den Nutzen dieses Buches erschließen. Erstmals kann man die Kategorien verstehen, nach denen der Arzt fragt, kann die Antworten abwägen und sich in sinnvoller Art und Weise an der Entwicklung einer Therapie beteiligen. Dies bedeutet nicht, dem Arzt vorgreifen zu können oder eine Art Selbsttherapie durchführen zu können, sondern einzig etwas aufgeklärter und vor allem offener zu sein und auch scheinbar unwichtige Dinge anzusprechen oder ihnen mehr Beachtung zu schenken.

"Grundlagen der chinesischen Medizin" ist weit mehr als ein Lehrwerk. Der Autor versucht über das bloße Darstellen hinaus einen tiefen Einblick in die geschichtlichen Ursprünge zu geben, zitiert immer wieder wichtige Quellen und verweist des Öfteren auf die problematische Übersetzung verschiedener grundlegender Begriffe. Der der chinesischen Sprache mächtige Autor kann auf sein eigenständiges, differenziertes Quellenstudium verweisen und betont immer wieder die "Unübersetzbarkeit" der frühesten Texte und die damit verbundenen Kompromisse in Darstellung und Fachsprache.

Hier muss man auch der deutschen Übersetzerin Petra Zimmermann höchste Achtung zollen, die sich vor die Schwierigkeit gestellt sah, diese Sichtweise auch im deutschen Text deutlich werden zu lassen. Dankenswerterweise betont auch sie in ihrem ausführlichen Vorwort, dass viele Begriffe, die sie eingedeutscht hat, von vielen Autoren anders belegt werden oder schlicht abgelehnt werden.

Wer den Preis von fast einhundertfünfzig Euro verkraften kann und sich eingehend mit der chinesischen Medizin beschäftigen will, kommt an diesem Buch nicht vorbei. Vertiefend kann man den im Buch angegebenen Link zur Verlagsseite nutzen und über ein im Buch befindliches Kennwort weitere Informationen zum Thema einsehen.

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 1. September 2008 | ISBN: 9783437565809 | Originaltitel: The Foundations of Chinese Medicine | Preis: 149 Euro | 1228 Seiten | Sprache: Deutsch

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