Aufwändige Gartenanlagen waren bereits in der Antike eine Art Statussymbol. Sie dienten als Oase der Ruhe und Erbauung, als Rückzugsmöglichkeit für Liebende und immer wieder als Motiv für Künstler.
Im vorliegenden Band werden Kunstwerke und Künstler der vergangenen zwanzig Jahrhunderte vorgestellt, die sich mit der Darstellung von Gärten befassen. Der Leser und Betrachter lernt nicht nur einiges über die Wandlung von Gartenanlagen und deren Eingang in die Kunst, sondern vor allem über die sich ändernde Interpretation des Gartens und seiner Elemente hinsichtlich ihrer symbolhaften Bedeutung.
In der Antike, der nur ein kurzes Kapitel gewidmet ist, stehen durchaus realistische Darstellungen im Vordergrund, wiewohl der Garten nicht nur im Titel dieses Titels als "Reich der Venus" bezeichnet wird. Das Mittelalter bringt eine Wandlung mit sich. Keineswegs ist der Garten lediglich in religiöse Kontexte eingebettet wie etwa Paradiesgärten oder der so genannte verschlossene Garten, Sinnbild für die Keuschheit der darin abgebildeten Muttergottes. Eindrucksvoll werden im Buch auch "Hof-, Haus- und Liebesgarten" beschrieben und erläutert.
Ein Kapitel zeigt auf, wie sich zur Zeit des Fra Angelico die Kunsttheorie an den Regeln der Rhetorik ausrichtete. Der Garten erhält im ausgehenden Mittelalter neue Bedeutungen, er kann im Zentrum stehen wie beim "Weinberg des Herrn" des jüngeren Lucas Cranach, oder er entpuppt sich als Hintergrund voller Anspielungen in Tizians erotischem Bild "Venus mit Orgelspieler". Die Ideen und ihre Umsetzung wandeln sich, greifen aber auch im Barock auf Traditionen zurück; nach wie vor steht der Garten oft in einem erotischen Kontext - später auch bei Watteau. Noch vor den Impressionisten experimentieren Künstler mit dem Licht und mit Stimmungen. Es dürfte allerdings nicht verwundern, dass den Impressionisten und ihren unmittelbaren Nachfolgern ein nicht unbeträchtlicher Teil des Buches gewidmet ist; wer kennt nicht die wunderbaren Gartenszenen aus Argenteuil?
Bis in die Moderne und Postmoderne hinein, zu Hundertwasser und David Hockney, spannt sich der Bogen. Der Garten, so das Fazit, das man nach der Lektüre ziehen wird, hat auch nach zweitausend Jahren nichts von seiner Faszination für Künstler eingebüßt.

Dem Charme von Gartengemälden, aus welcher Epoche auch immer, kann man sich nur schwer entziehen. Die meisten ihrer Botschaften vermitteln sie ganz unmittelbar, und auch die subtileren erschließen sich rasch und bereichern den Betrachter, wenn er entsprechende Hinweise eines kompetenten Autors bekommt wie in diesem Buch.
Der chronologische Aufbau ermöglicht eine geradezu spannende Nachverfolgung der Rolle des Gartens in der bildenden Kunst. Viele Symbole pflanzen sich, wie der Leser erfährt, durch die Jahrhunderte fort, andere wurden modifiziert oder neu eingeführt. Die ästhetische Aussage jedenfalls steht keineswegs zwingend im Vordergrund.
Nils Büttner hat die einzelnen Kapitel sorgfältig ausgearbeitet. Genügend ausführlich und auch für Laien bestens nachvollziehbar legt er das Kunstverständnis innerhalb der jeweiligen Epochen dar und erläutert die Rolle des Gartens darin. Zahlreiche Beispiele illustrieren textnah die Kapitel, zumeist ganz-, bisweilen auch doppelseitige großformatige Bilder, von denen häufig zusätzlich vergrößerte Ausschnitte gezeigt werden, die interessante Details enthalten. Im Grunde lässt sich nicht feststellen, ob der Text die vielen prachtvollen Abbildungen erläutert oder diese die gehaltvollen Texte veranschaulichen: eine perfekte Verbindung von Kunst-Bildband und Sachbuch.
Die Druckqualität entspricht den Forderungen, die man an ein nicht gerade billiges Werk stellt, und auch das halbmatte Papier ist hochwertig. Das Buch wird in einem schönen Schuber aus festem Karton geliefert.
Kunst- und Gartenfreunde erhalten mit diesem prächtigen Buch viele wissenswerte, ansprechend präsentierte Informationen und eine Fülle an Gemäldereproduktionen. Beides zusammen vermag einen umfassenden, vielschichtigen Eindruck von der Geschichte der Gartenmalerei zu vermitteln. Nicht zuletzt macht auch die attraktive Aufmachung diesen Band zu einer lohnenden Investition.