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 Das verlorene Paradies

Autoren: John Milton
Illustratoren: Gustave Doré
Übersetzer: Adolf Böttger
Verlag: Marix Verlag

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


John Milton ist nicht ganz so bekannt wie Shakespeare, aber dennoch einer der bedeutendsten englischen Dichter. Sein Epos "Das verlorene Paradies" ist ein Monumentalwerk, das heute wie vor dreihundert Jahren gelesen und gefeiert wird und das viele andere Autoren und Werke beeinflusst hat.
In einem Gedicht in zwölf Gesängen erzählt "Das verlorene Paradies" von Satan, der mit einem Gefolge gegen Gott rebelliert. Satan scheitert und wird daraufhin aus dem Himmel verbannt, er errichtet in der Hölle das Pandämonium. Dies wird das neue Heim der gefallenen Engel, wo Satan sie durch sein Charisma und rhetorische Gewandtheit dazu bringt, einen neuen Krieg gegen Gott zu führen. Nicht mit Waffen auf dem Schlachtfeld, sondern durch Arglistigkeit, Lügen und Betrug.
Gott indes hat sich ein neues Lieblingskind erschaffen, den Menschen. Satan, der dies zornig und eifersüchtig betrachtet, betritt den Garten Eden, wo Adam und Eva leben. Er verführt Eva dazu, eine Frucht vom Baum der Erkenntnis zu nehmen. So nimmt der Sündenfall seinen Anfang ...

Neben dem epischen Gedicht weist die Ausgabe aus dem Marix-Verlag noch ein Vorwort von Katharina Maier auf sowie ganzseitige Zeichnungen aus dem Bilderzyklus von Gustave Doré. Während dessen Stiche schon sehr stimmig und schön anzusehen sind, wird der Text zusätzlich auch durch feine Ornamente und Blumenmuster verziert.

"Das verlorene Paradies" erzählt - zumindest für bibelfeste Leser - weder eine neue noch eine besonders zugängliche Geschichte. Wer kein Freund dieser Art von Literatur ist, wird sich durch die ersten Verse quälen - und dann erstaunt feststellen, wie sehr die Geschichte zu fesseln vermag, deren Ausgang man doch eigentlich schon kennt, bevor man überhaupt mit dem Lesen begonnen hat. Obwohl Milton Puritaner war, erscheint seine Hauptfigur Satan fast sympathisch, ein tragischer und heroischer Charakter, ein stolzer und charismatischer Rebell, dem man selbst wohl auch gefolgt wäre. Nicht nur von der Hauptfigur geht der Reiz des Buches aus, auch von den lebendigen, gewaltigen Bildern, die Milton im Kopf des Lesers erstehen lässt. Die zunächst etwas sperrige Versform liest sich bald ganz selbstverständlich und wie im Fluge, die biblische Geschichte gewinnt immer neue Dimensionen, komplexe Schauplätze und Charaktere, lässt dabei viel Spielraum für religiöse, philosophische und politische Interpretationen, besonders wenn man sich ein wenig mit der Entstehungsgeschichte des Buches und Miltons Hintergrund beschäftigt, der schließlich selbst ein gescheiterter Rebell war; er kämpfte an der Seite Oliver Cromwells.

Obwohl die hier vorliegende Übersetzung nicht ganz an das Original heranreichen kann, ist sie doch sehr gelungen und bietet eine gute Alternative für jene Leser, denen sich altenglische Texte nicht erschließen. Positiv hervorzuheben ist auf jeden Fall die sehr liebevolle Aufmachung mit all ihren Illustrationen und Verzierungen sowie der geringe Preis.

John Milton erzählt eine faszinierende Geschichte, die für Atheisten und Christen gleichermaßen lesenswert ist und für Liebhaber englischer Klassiker sowieso ein Muss. Sprachlich sehr anspruchs- und kraftvoll lässt Milton die Geschichte der Rebellion Satans und des Sündenfalls lebendig werden und wirft dabei viele interessante Fragen auf, die den Leser auch dann noch begleiten, wenn er den letzten Gesang beendet hat.

Linda Dannenberg



Hardcover | Erschienen: 01. September 2008 | ISBN: 9783865391759 | Originaltitel: Paradise Lost | Preis: 10,00 Euro | 478 Seiten | Sprache: Deutsch

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