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 Die hermetische Garage

Autoren: Moebius
Verlag: Cross Cult

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Der Ingenieur will den Kabelverbinder nur abtasten. Doch eine Fehlfunktion des optischen Systems lässt die obere Hälfte des komplizierten Gerätes zerbröseln. Der Kabelverbinder, wichtiges Hilfsmittel von Jerry Cornelius, ist unbrauchbar. Der Ingenieur ahnt, welch furchtbare Strafe seine Unaufmerksamkeit nach sich ziehen wird. Er flieht vor der Rache des Jerry Cornelius.
Derweil droht auch von anderer Seite Gefahr für Jerry Cornelius. Sein ewiger Feind, der unsterbliche Major Grubert, Erschaffer und Hüter der drei Ebenen der "Hermetischen Garage", wie der Asteroid auf dem sich die beiden bekämpfen, auch genannt wird, ist Cornelius und der Verschwörung des Bakeliten auf der Spur.

1976 erschien "LE GARAGE HERMÈTIQUE" des Zeichners und Autors Jean Giraud alias "Moebius". Hymnisch gefeiert, oft kopiert und sowohl stilbildend als auch wegweisend für viele Comicautoren, Regisseure und Literaten, geraten sich auch nach dreißig Jahren die Verehrer des großen Jean Giraud und seine Gegner über "Die hermetische Garage" in die Haare.
Für die Ersteren ist diese Geschichte das Genialste, was Moebius je geschaffen hat. Er revolutionierte den überkommenen Erzählstil der meisten Comics, definierte Charakterdesign und Verwendung von psychologischen Grundmuster neu und band in bis dahin unbekanntem Ausmaß den Leser in den Prozess der Sinngebung einer Geschichte mit ein.
Für die Anderen ist diese episodenhafte, oft verwirrende, immer am Rande der Sinnlosigkeit dahin driftende Story mit all ihren Abschweifungen, psychedelischen Verirrungen und albernen Auswüchsen ein Musterbeispiel für intellektuell überbewertete elitäre Schwafelei. Sie bemängeln, dass Kritiker, die vielleicht zu Recht beim Erscheinen dieser Geschichtenhäppchen zunächst deren revolutionären Gehalt in den Himmel hoben und elegisch preisten, dann aber immer nur noch voneinander abschrieben und dabei den Blick auf die Geschichte selbst verloren.

So kann man auch heute noch geteilter Meinung über diesen Comic sein. Seinen epochebildenden Charakter kann die Geschichte nur noch im bibliophilen Sinn in die Waagschale werfen, der Zeichenstil bleibt - vor allem da jede Geschichte wie von einem anderen Illustrator hergestellt wirkt - schwierig zu beurteilen. Und die Sinnhaftigkeit der Geschichte ist auch aus heutiger Sicht kein Stück besser erklärbar. Vieles bleibt im Verborgenen,erschließt sich erst auf den dritten oder siebten Blick und bedarf der eigenen Interpretation und Fantasie.

Doch man kann sich der Faszination der Bilder, des seltsamen Textes und der bruchstückhaften Story nur schwer entziehen. In jedem Fall ist Cross Cult zu danken, dass man auch heute noch zu einem in Anbetracht der exzellenten Druckqualität und der Entscheidung, gemäß dem Original keine Farben einzusetzen, recht günstigen Preis ein Geschichte machendes Produkt erwerben zu können. Das sich am Ergebnis auch heute noch die Geister scheiden ist von Moebius gewollt und Sinn und Zweck des Projektes, ja, des Werkes von Moebius insgesamt.

Kaufen Sie sich "Die hermetische Garage", lassen Sie die Bilder wirken, versuchen Sie den Hintersinn der Geschichte zu entschlüsseln, vielleicht gehören Sie ja zu den Bewunderern von Jean Giraud alias Moebius, vielleicht aber auch zu den Hassern seines Oevres. Das ist aber dann nicht Schuld dieser Prachtausgabe - sie macht alles richtig.

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 01. Mai 2008 | ISBN: 9783936480696 | Originaltitel: Le Garage Hermetique | Preis: 19,80 Euro | 128 Seiten | Sprache: Deutsch

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