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 Friedhof der Kuscheltiere

Autoren: Stephen King
Verlag: Heyne

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Hinter dem idyllisch wirkenden weißen Haus am Rande der Kleinstadt Ludlow, im Bundesstaat Maine, liegt ein uralter indianischer Begräbnisplatz voll umgestürzter Grabmale: ein Ort, an dem es umgeht, ein Ort absurder, gottloser Versuchungen. Als die Katze der Familie Creed überfahren wird, begräbt Louis den Kater auf dem Friedhof und erzählt seiner Tochter Ellie nichts vom Tod des geliebten Tieres. Und schon bald ist die Katze wieder da, etwas aggressiver und sehr lebendig. Doch Louis weiß genau, dass er sie in einem Müllbeutel beerdigt hat. Welche Kräfte hat der alte Friedhof hinter dem Haus? Und wird eine derart wunderbare Erweckung auch bei einem Menschen möglich sein?

Um es gleich vorwegzunehmen, ich halte "Friedhof der Kuscheltiere" für ein kleines Meisterwerk der Horrorliteratur! Ein Stephen King, wie ich ihn liebe - ein eher klassischer King. Leser seiner Werke wissen, bei ihm gibt es viel Licht und Schatten, entweder langweilt er mit zu langen Beschreibungen, oder er lässt den Leser keine Spannungssekunde zu Atem kommen.
Bei diesem Titel ist es eher letzteres - und es wundert nicht, dass er Kings erster Bestseller wurde.

Im Grunde wirkt der Plot auf den ersten Blick eher altbacken, herkömmlich: Glückliche Familie zieht in die ländliche Idylle, mit einem Wald - in dem es einen Tierfriedhof gibt -, der an das Haus grenzt. Fast vorhersehbar ist dann auch, dass der Familienvater den toten Kater in einem Müllsack auf eben jenem Friedhof vergräbt. Man fragt sich dann bei King automatisch: wird dem Tier ein neues Leben geschenkt? Ein morbides, mörderisches?
Die Spannung hat einen endgültig im Griff als Cage, dem kleinen Sohn der Familie, etwas zustößt, und der Vater wieder nachts auf dem Friedhof zu finden ist.

King schafft durchgehend eine düstere Atmosphäre, bietet somit dem Leser ein Buch an, das man so schnell nicht aus der Hand legt. Geschickt greift der Autor ein Tabuthema der Gesellschaft auf: Den Tod - den Verlust geliebter Menschen, insbesondere eigener Kinder und deren Wiederkehr. Dabei arbeitet er mit schlichten Plotstrukturen, die sein Können beweisen, trotz eben jenen (oder grade eben?) glänzend zu unterhalten.

Der Arzt Louis (Lou) Creed zieht mit seiner Frau Rachel, seiner Tochter Ellie und seinem Sohn Cage nach Ludlow - in eine trügerische ländliche Idylle mit einem Manko: An dem neuen Haus der Creeds grenzt eine dicht befahrene Landstraße, auf der Laster vorbei donnern.
So landet auf Dr. Creeds Operationstisch sehr schnell ein Verkehrsopfer, das den Anschein erweckt, dass der junge Mann schon vor dem Unfall tot war. Mehr noch, dieser warnt den Arzt vor dem hinteren Teil des Friedhofes.
Bald darauf fordert die Landstraße ihr nächstes Opfer: Winston Churchill, der Kater der Familie, den der Vater auf dem uralten Indianerfriedhof begräbt.
Es kommt wie vermutet: Curch, der Kater, kehrt zurück. Doch ist er nicht mehr der kuschelige Hausgenosse, sondern böse, aggressiv und mit üblem Gestank behaftet.
Jud, der Nachbar der Familie, warnt Lou Creed ebenfalls vor dem Friedhof, deutet an, dass dort nicht nur Tiere begraben wurden. Und dass einer der Nachbarn den Tod seines Sohnes nicht verwinden konnte. Jenen Sohn, den man wenig später, von üblem Geruch umgeben, höchst lebendig wieder sah - auch er von wenig freundlichem Gemüt.
Als Creeds Sohn Cage ebenfalls überfahren wird, ahnt der Leser bereits, was passieren wird, und richtig! Lou schickt Frau und Tochter zu seinen Schwiegereltern und nimmt das Schicksal in seine Hand...

Stephen King agiert neben dem Tabuthema Tod mit christlichen Wortspielereien. So bedeutet der Familienname Creed "Glaube", und von eben jenem rückt Louis Creed gewaltig ab, als er auch seinen Sohn auf dem Friedhof der Kuscheltiere begräbt.
Auch der Kosename (Church) des Katers deutet auf christlichen Glauben hin.
Macht das den besonderen Reiz dieser Handlung über wiederauferstandene Tote aus?
Dieses Wechselspiel von Leben, Tod und Wiederauferstehung?
Von Glauben und Gottlosigkeit (nach unserem Verständnis)?
Zeigt es nicht deutlich, dass es das Gute und Böse, in reiner Form nicht gibt, sondern unser Sein eher von der Grauzone, von den Mischformen beherrscht wird?
Genau das macht den Reiz - wie den etlicher King-Romane - aus: der Leser kann wie immer, über den vorgegeben morbiden Rahmen, seine eigenen Philosophien entfalten.

Für mich bleibt FRIEDHOF DER KUSCHELTIERE, eines der besseren Bücher des Autors, dem leider die grauenvolle Verfilmung keine Ehre macht. Ein morbider Roman, der trotz seiner Vorhersehbarkeit, sondern wegen der Spannung und Erzählkunst des Autors in keinem Buchregal fehlen sollte.

Alisha Bionda



Taschenbuch | Erschienen: 01. Januar 1988 | ISBN: 3453007867 | Originaltitel: Pet cemetery | Preis: 4,70 Euro | 459 Seiten | Sprache: Deutsch

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