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 Khadak


Cover
Gesamt ++++-
Action
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Bagi, ein 17jähriger Hirtenjunge, lebt mit seiner Mutter und seinem Großvater ein einsames Leben in der Nähe ihrer Herden in der schneeverwehten mongolischen Steppe. Wie sein Vater ist er zum Schamanen berufen, doch genau wie dieser will Bagi seine Berufung nicht akzeptieren trotz der Warnungen seines Großvaters, dass dies nur zum Unglück führen kann, siehe den frühen Tod des Vaters.
Dann folgt der Schock, Soldaten fahren vor: Angeblich sind die Tiere der Gegend von einer mysteriösen Seuche befallen, sodass die Nomaden ihre Jurten verlassen und in Bergbaudörfer umsiedeln müssen, ihre Tiere werden in Quarantäne gesetzt und später umgebracht.
Die Alten hadern mit der Vertreibung, die Elterngeneration schafft es teilweise sich ins neue Leben zu integrieren, aber die Jugendlichen haben ihre eigenen Probleme. Auch wenn sie das alte Leben - was übrigens nicht verherrlicht wird - nur kurz kennen gelernt haben, so steckt in ihnen die Wildheit der Jugend und die Suche nach der eigenen Identität.
Der Schock über diese Veränderung weckt endgültig Bagis mystische Fähigkeiten und er findet mit Hilfe einer Schamanin und einer attraktiven Kohlediebin heraus, dass die Seuche nur ein Vorwand war, um das Nomadenleben auszurotten. Bagi versucht, unter den Umsiedlern eine Revolution anzuzetteln.

Khadak ist ganz klar ein Film, der polarisiert. Es ist ein ruhiger Film, der auch mal der Stille einen Platz einräumt. Er verknüpft einen politischen mit einem spirituellen Hintergrund, wobei er Agitationsfilmen gewöhnten Zuschauern wohl zu "esoterisch" sein dürfte und den "Spirituellen" zu politisch. Dazu kommt, dass man ihn gar einen Kunstfilm nennen kann, denn die "Revolution" wird nur im übertragenen Sinne geführt und ist als künstlerische Aufführung aufgebaut. Man kann Khadak also als Kunstfilm mit spirituellem und politischem Hintergrund bezeichnen, wobei er auch ein Plädoyer für Selbstbestimmung ist. Neben vielen Preisen, unter anderem beim Toronto Film Festival und dem International Film Festival Bratislava, gewann Khadak bei den Filmfestspielen von Venedig 2006 den Nachwuchspreis "Löwe der Zukunft".

Der Film bietet viele schöne Landschaftsaufnahmen, andererseits auch schon fast eine Art Endzeitstimmung, wenn man die tristen Betonklötze und das Outfit mancher Jugendlicher sieht. Die Präsentation ist professionell und die Tatsache, dass die beiden Hauptdarsteller keine professionellen Schauspieler sind, tut dem Film eher gut, denn hier spürt man echte Emotionen in Spiel, Mimik und Ton. Die Schamanin und der Großvater werden aber von Urgesteinen der mongolischen Schauspielkunst dargestellt. Die Farbgestaltung ist sicherlich nicht so "perfekt" und bunt wie die von Hollywood-Produktionen, aber völlig akzeptabel. Ebenfalls der Ton, es werden drei Tonspuren geboten: Deutsch Dolby Digital 2.0, Deutsch Dolby Digital 5.1 und Mongolisch Dolby Digital 2.0. Die deutsche Synchronisation ist zu loben, kann sie bei den wichtigen Szenen die Wildheit der Originale wiedergeben. Ein "Hammer" ist der eingebaute Auftritt von Altan Urag, einer realen mongolischen Band, die alte Musikinstrumente mit modernen Klängen verbindet und dies mit einer ungeheuren Wirkung. Untertitel sind in deutsch, englisch, französisch und niederländisch verfügbar.

Den groben spirituellen Hintergrund kann man auch ohne wirklich großes Hintergrundwissen verstehen, aber natürlich fällt dem kundigeren Zuschauer mehr auf beziehungsweise kann er mehr oder einfacher deuten. Dass "Khadak" der Name von heiligen blauen Tüchern ist, steht dann auch auf der Hülle. Aber es lohnt sich, sich näher mit dem Hintergrund zu beschäftigen und die Presseinformation bietet hierzu auch einiges, also stellt sich die Frage, warum hat man dieses Material nicht auch auf die DVD gepackt?

Auch zum politischen Hintergrund hätte sich das angeboten. Denn das Vorgehen der Soldaten erinnert nämlich eher an das einer Besatzungsmacht oder an eine Diktatur; beides ist aber in der Mongolei nicht gegeben. Dass die eigene Regierung das Nomadentum bekämpft, muss sich der Zuschauer selbst zusammenreimen. Und das Material liegt ja vor, ebenso ein Interview mit den Machern des Films. Hier ist der große Kritikpunkt an der DVD, ein übersichtliches Menü kann nicht über fehlende Inhalte hinweg täuschen.

Khadak ist ein Film, der entweder berührt oder langweilt. Berührt er den Zuschauer und kann ihn mit seiner Wildheit und den schamanischen Bildern für sich einnehmen, wird er in den meisten Fällen dazu führen, dass man sich über ihn austauscht. Khadak ist ein Film, der nachwirkt und sozusagen das Gegenteil vom schnellvergessenen Popcorn-Kino darstellt. Durch die Vermischung von Geist- und realer Welt und dem Thema ist er auch nur bedingt "konsumierbar", ein wenig mitdenken ist schon vonnöten. Wer sich für die Mongolei und/oder Schamanentum interessiert oder einfach eine gewisse Offenheit mitbringt, wird sicherlich seine Freude an Khadak haben. Der einzige Kritikpunk, der dann auch zur Abwertung führt, ist die lieblose DVD.

Bernd Wachsmann



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 01. Oktober 2008 | FSK: 12 | Laufzeit: 104 Minuten | Preis: 7,95 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch, Englisch, Französisch, Niederländisch | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Mongolisch

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