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 Schwaben-Krimi-Reihe, Band 11: Schwaben-Engel

Serie: Schwaben-Krimi-Reihe, Band 11
Autoren: Klaus Wanninger
Verlag: KBV

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Im "Ländle", der Heimat der Schwaben im Südwesten der Republik, werden nicht nur schnelle Autos gebaut, sondern auch erfolgreiche Krimis geschrieben: Klaus Wanningers Schwaben-Krimis zum Beispiel, in denen die idyllische Landschaft Baden-Württembergs immer wieder zum Schauplatz blutiger Verbechen wird. "Schwaben-Engel" ist der elfte Band in Wanningers Krimireihe, die bei KBV verlegt wird.

"Sie sieht aus wie ein Engel, ein zarter blonder Engel." - Kriminalhauptkommissar Steffen Braig hält die Aussage eines Polizeibeamten, der den Tatort an der Comburg nahe Schwäbisch Hall absichert, für blanke nachweihnachtliche Übertreibung. Bis er die junge Frau selbst sieht, die da erschossen im Wald liegt. Jung, blond und tatsächlich wunderschön - wie ein Engel eben. Braig, seines Zeichens Ermittler für das Landeskriminalamt Stuttgart, bekommt den Anblick nicht mehr aus seinem Kopf. Wer hat diesem Geschöpf eine solche Gewalttat antun, sie mit einer Kugel aus nächster Nähe niederstrecken können? War es der eifersüchtige Freund der nebenbei als Model arbeitenden Studentin? Oder der Besitzer ihrer Modelagentur "European Angels", der gerne ab und an seine Machtposition für ein bisschen Frischfleisch ausnutzte? Während seine Kollegin Katrin Neundorf in Backnang an einem anderen Fall arbeitet, sucht Braig fieberhaft nach Hinweisen, befragt Zeugen und dem Opfer nahestehende Personen, doch er scheint sich im Kreise zu drehen. Noch brisanter wird die Lage, als ein weiteres ermordetes Model aufgefunden wird - und Braig muss schnell den Täter finden, bevor dieser ein drittes Mal zuschlagen kann ?

Wer meint, dass es im Land der Häuslebauer und Autoschrauber keine anständigen Schriftsteller gibt, sollte sich die Schwaben-Krimis von Klaus Wanninger zu Gemüte führen. Seine mörderischen Touren durch Baden-Württemberg verbuchen seit Jahren veritable Erfolge auf dem Regionalkrimimarkt. So dürfte auch "Schwaben-Engel" seine Leserschaft finden, auch wenn nicht alles an diesem Roman geglückt ist. Das ist jammerschade, denn bei Band elf der Krimireihe hat man mehr denn je das Gefühl, dass Wanninger ganz kurz davor steht, ein richtig großes Ding vom Stapel zu lassen. So gefällt die von Beginn an dreisträngige Handlung, die Spannung aufbaut und für einige Verworrenheit sorgt. Auch Wanningers Stil überzeugt mit wuchtiger und bildhafter Sprache, durch die das Lesen zur reinen Freude wird. Die gesellschaftskritischen Kommentare, die zum nicht bei allen Lesern beliebten Markenzeichen seiner Bücher geworden sind, halten sich dieses Mal erfreulicherweise in Grenzen und wirken nicht mehr wie ein Rundumschlag gegen die böse Welt, sondern vielmehr wie pointierte, zunehmend selbstironische Spitzen gegen Missstände der Gesellschaft. Schade also, dass der Autor im Laufe des Buches einen entscheidenden Fehler macht - und zwar, indem er die mehrgliedrige Struktur ineffektiv ins Leere laufen lässt. Das liegt zum einen daran, dass es wenig plausibel erscheint, dass Wanningers Ermittlerspezis Braig und Neundorf getrennt an weit voneinander entfernten Orten ermitteln, nur um später festzustellen, dass die beiden Fälle zusammenhängen. Bei der Vielzahl an Ermittlern, die das Landeskriminalamt Stuttgart beschäftigt, ist diese Entwicklung doch etwas unglaubwürdig. Zum anderen ist dieser Aufbau eigentlich letztendlich sinnlos, weil der eine Fall nur marginal zur Auflösung des anderen beiträgt, sodass Wanninger sich für mehr Plausibilität, das A und O im Krimigenre, einen Handlungsstrang hätte sparen können. Glücklicherweise ist das nur ein kleiner Wermutstropfen, der sich schlimmer anhört, als er beim Lesen tatsächlich ins Gewicht fällt. Zum positiven Eindruck, den "Schwaben-Engel" hinterlässt, trägt sicher auch die konsequente Weiterentwicklung der sympathischen Protagonisten bei, die nach elf Krimis für Freunde der Reihe fast schon zu Familienmitgliedern geworden sind. Und der Familie verzeiht man so manche Schwäche doch gerne, das ist nicht nur in Schwaben so.

Fazit: Teils nicht ganz plausibler, aber kurzweiliger und spannend geschriebener Regionalkrimi, mit einer Prise Sozialkritik gewürzt.

Marc Zeller



Taschenbuch | Erschienen: 1. September 2008 | ISBN: 9783940077394 | Preis: 9,50 Euro | 292 Seiten | Sprache: Deutsch

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