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 Alles Glück kommt nie

Autoren: Anna Gavalda
Übersetzer: Ina Kronenberger
Verlag: Hanser Verlag

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Charles Balanda ist ein erfolgreicher Architekt in seinen Mittvierzigern und lebt mit seiner Lebensgefährtin Laurence und deren Tochter Mathilde in Paris. Glücklich ist Charles allerdings nicht, obwohl er erfolgreich und materiell gut ausgestattet ist - das Leben zieht an ihm vorbei, hält nur Stress und permanenten Jetlag für Charles bereits; er und Laurence leben zwar in der gleichen Wohnung, teilen ihr Leben aber nicht; berühren tun sie sich kaum noch.

Charles’ Leben gerät durcheinander, als er einen Brief erhält, in dem nur eine einzige Zeile steht: "Anouk ist tot". Nach dem ersten Schock über diese Botschaft kehren viele Erinnerungen aus Charles’ Kinder- und Jugendzeit zurück, die er jahrelang unter Verschluss gehalten hat: Anouk war die Mutter seines ehemals besten Freundes Alexis und irgendwie auch seine erste große Liebe. Mit ihr war das Leben aufregend, zärtlich, verrückt und wunderbar - nun ist sie tot. Charles begibt sich auf eine schmerzhafte Spurensuche, die sein Leben verändern soll ...

Was zuerst an diesem Buch auffällt, ist der furchtbar sperrige Titel - warum um alles in der Welt wurde aus "La Consolante" das deutsche "Alles Glück kommt nie"?
Jedenfalls zeigt sich bei diesem Werk einmal mehr, dass Anna Gavaldas Schreibstil durchaus Geschmackssache ist. Der Beginn ist relativ kryptisch - wer ist Anouk? Wer gehört zu Charles’ Familie, wer nicht? Wer ist Nounou, wer ist Alexis? -; erst nach etwa einhundert Seiten beginnt man, das Dickicht aus Andeutungen, Rückblenden, Namen und Verhältnissen zu durchschauen. Die Autorin gibt Erklärungen nur häppchenweise preis und macht es einem nicht leicht.
Zwar versteht man nach diesem langen Einstieg mehr, aber der leicht kryptische Stil zieht sich durch das gesamte Buch, bis zum Ende. Die Autorin nutzt praktisch die ganze Zeit über keine klaren Sätze, sondern bedient sich gern und häufig wechselnder Perspektiven, halbfertiger Sätze und lässt den Leser ausgiebig in Stream-of-Consciousness-Art an Charles’ Gedanken- und Gefühlswelt teilhaben. Einzelne Worte stehen neben ganzen, verschachtelten Sätzen, von Charles’ Ich-Perspektive geht es nahtlos über in die des außenstehenden Erzählers. Fans von Anna Gavalda werden das wahrscheinlich lieben, alle anderen sich aber unter Umständen sehr schwer damit tun, denn die Handlung in diesem Buch ist äußerst überschaubar und lässt sich, ist man gemein, so zusammenfassen: Älterer Mann gerät in eine Sinnkrise, forscht in der Vergangenheit, überdenkt sein Leben, findet sein Glück. Diese Geschichte wird auf über 600 Seiten ausgewalzt. Das ist teilweise hübsch zu lesen, teilweise aber auch sehr anstrengend; man möchte Charles und seinem Umfeld nur zu gerne zurufen, dass sie doch bitte mal voran machen sollen, damit endlich etwas geschieht.

Sehr gefühlsbetont geht es hier zu, aber eigentlich nicht wirklich kitschig, was man Gavalda zugutehalten muss; der Roman ist weit weniger seicht, als der misslungene deutsche Titel es vermuten lässt. Auf dieses Buch muss man sich zweifellos einlassen; es unterscheidet sich doch sehr vom Welterfolg "Zusammen ist man weniger allein", der weitaus zielgerichteter und damit auch leichter zugänglich war. Der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig - manche Leser werden ihn als wunderbar empfinden, andere als furchtbar anstrengend und aufgebläht.

Christina Liebeck



Hardcover | Erschienen: 01. November 2008 | ISBN: 9783446230576 | Originaltitel: La Consolante | Preis: 24,90 Euro | 608 Seiten | Sprache: Deutsch

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