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 Wächter der Tiefe

Autoren: Lincoln Child
Sprecher: Detlef Bierstedt
Übersetzer: Axel Merz
Verlag: Argon

Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Als Peter Crane zu einer Bohrinsel gerufen wird, geht er von einem Routine-Job aus. Einige Krankheitsfälle gilt es zu untersuchen und dann kann sich der frisch geschiedene Arzt wieder seinen Forschungsprojekten widmen. Doch bereits auf der Bohrinsel herrscht höchste Sicherheitsstufe, überall sind Militärs und Öl wird offensichtlich auch nicht gefördert. Nach einer kurzen Einweisung geht es abwärts. Der ehemalige U-Bootsoldat Crane wird in mehr als dreitausend Meter Tiefe gebracht. Dort befindet sich "Deep Storm", eine gigantische Forschungsstation, die, unter einer stählernen Kuppel liegend, mehr als vierhundert Wissenschaftler und Militärs beherbergt. Crane soll, soweit waren die ersten Erklärungen keine Lüge, unerklärliche Krankheitsfälle untersuchen, die fast jeden vierten Insassen der Station betreffen. Der wissenschaftliche Leiter von "Deep Storm" erhofft sich aber mehr von Peter. Dr. Howard Asher braucht einen Vertrauten, dem er die Geheimnisse anvertrauen kann, die auf ihm lasten. Denn "Deep Storm" scheint nach Atlantis zu suchen. Genauer, die Wissenschaftler graben sich bis zur Ozeanischen Kruste und der darunter liegenden Mohorovicic-Diskontinuität durch. Unter dieser Schicht, die die Erdkruste vom Erdmantel trennt, liegt ein gewaltiges Objekt, das es zu erreichen und zu untersuchen gilt. Asher aber hat so seine Zweifel. Scheinbar liegt das Ereignis, das zum Versinken dieses Objektes geführt hat, kaum mehr als sechshundert Jahre zurück und verschiedene Fundstücke, die sich beim Bohren gefunden haben, weisen eher auf eine überlegene Technologie denn eine versunkene irdische Zivilisation hin.
Doch seine größte Sorge gilt den Militärs. General Spartan, der militärische Leiter, und sein Vertreter Commander Korolis sehen in dem gesamten Projekt nur die Chance, der USA moderne Waffentechnologie zu verschaffen. Peter Crane sieht sich schnell zwischen allen Fronten, zumal auch noch Sabotage-Akte in der Station darauf hindeuten, dass eine dritte Gruppe mit gänzlich anderem Ziel involviert ist.

Lincoln Child versucht mit "Wächter der Tiefe" ohne Standard-Partner Douglas Preston einen Polit-Science-Fiction-Action-Kracher zu landen. Vierhundertvierzehn Minuten dauert dieses Hörbuch. Gekürzt um einiges, fragt man sich nach den ersten drei bis vier Stunden, wo die Spannung, die Action sich verstecken. Es geht sehr zäh zu und zu einem wirklichen spannungsgeladenen Höhepunkt schwingt sich die Story erst in der allerletzten Stunde auf. Dann wird es dramatisch und fast überhastet.
Selbst wer zu den glühenden Verehrern von Child gehört, kann sich an den Charakteren, die in "Wächter der Tiefe" vor dem Hörer ausgebreitet werden, kaum erfreuen. Nicht eine Person wird menschlich, sämtliche Beschreibungen wirken klischeehaft und oberflächlich. Die Militärs sind kurz angebunden, haben kantige Gesichter, abgehackte Redeweisen, sind übermisstrauisch, gegen jeden Zivilisten voreingenommen und chronisch schlecht gelaunt. Die Ärzte gut und weise, friedliebend und sanft. Nur am Wohl der Menschheit interessiert und überaus kooperativ. Die Dialoge sind ähnlich vorhersehbar. Leider entwickelt die Geschichte aufgrund zahlloser Logikfehler wenig Überzeugungskraft. Da wird mit Drücken operiert, die in dreitausend Metern Tiefe herrschen, als wäre das ein Kinderspiel. Gleichzeitig muss ein U-Boot, das dort operiert, zugeschweißt werden, wenn es tauchen soll? Computerfestplatten werden mit einer Magnetspule gelöscht, durch ein geheimnisvolles Programm wiederhergestellt und in einem anderen Laptop einfach so komplett wiederbelebt und verwendet? Risse in der Hülle, die gewaltige Wassermassen eintreten lassen, verursachen keine Schäden, keine Druckverluste oder Risiken für die unter der Hülle liegende Station? Überall sind Kameras, doch der Held kann sich bewegen wohin er will, indem er die Kameras umgeht? Ein Chip wird implantiert, um jeden überwachen zu können, doch wenn man ihn entfernt und zertritt, bemerkt das niemand?

Ohne wichtige inhaltliche Details zu verraten, sind weitere Beispiele nicht möglich, doch strotzt die Geschichte nur so von Unmöglichkeiten und unlogischen Verhältnissen. Das tut der Spannung im letzten Drittel zwar keinen Abbruch und auch die Botschaft, die der Autor hinter seiner Story verbirgt, tritt klar zu Tage, doch im Gesamteindruck bleibt ein schaler Nachgeschmack. Hier wird zu oft und zu heftig geschludert, um wirklich zu überzeugen.
Leider kann auch Sprecher Detlev Bierstedt nicht überzeugen. Seine verschiedenen Versuche, den einzelnen Charakteren einen unterscheidbaren Klang zu geben, scheitern kläglich. Sein Korolis wirkt wie eingeschlafen, seine Hui Ping albern, sein Asher wie erkältet. Einzig seine Erzählstimme kann überzeugen.

"Wächter der Tiefe" ist ein Massenprodukt. Geglättet, routiniert geschrieben und mit Versatzstücken versehen, die quasi nach einer Verfilmung schreien, überzeugt die Geschichte nicht. Bestsellerautor Child hat viele Bücher geschrieben, die lange im Gedächtnis bleiben - "Deep Storm" hat man nach fünf Minuten bereits wieder vergessen.

Stefan Erlemann



CD | CD-Anzahl: 6 | Erschienen: 01. Oktober 2008 | ISBN: 9783866105690 | Laufzeit: 414 Minuten | Originaltitel: Deep Storm | Preis: 29,95 Euro

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