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 Spider-Man: Web of Shadows

Verlag: Activision

Cover
Gesamt ++++-
Action
Anspruch
Bedienung
Bildqualität
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Peter Parker ist wieder in seinem Spinnenmann-Kostüm auf den heimischen Videospiel-Konsolen unterwegs, dieses Mal nicht als Franchise zu einem Film, sondern als eigenständiges Game. In "Spiderman: Web of Shadows", das für die Playstation 3 besprochen wird, schwingt man sich durch New York, legt Schurken das Handwerk, gewinnt Verbündete und kann sich zwischendurch immer wieder mal entscheiden, in welche Richtung die Gesinnung des Superhelden gehen soll, denn hier läuft man nicht nur in Rotblau herum, sondern kann auch zum schwarzen Venom-Outfit wechseln und mit Bösewichten sympathisieren. Am Ende heißt es: Lieben die New Yorker ihren Superhelden noch oder wird er zum gejagten Bösewicht?

Der gute alte Spiderman hat es schwer: Nach einem Kampf mit Venom ist ein Symbiont von diesem auf ihn übergesprungen, was aber seinen Freunden, allen voran Mary-Jane, nicht gefällt. Der schwarze Spiderman ist stärker, allerdings schwebt immer die Sorge mit, dass der Symbiont irgendwann von Peter Parkers Charakter Besitz ergreift und ihn so werden lässt wie die Symbionten-Monster, die plötzlich Manhattan unsicher machen. Das Ganze ging aber los mit einer Fehde zwischen zwei Straßengangs, dann tauchten plötzlich seltsame Soldaten in roten Uniformen auf und schließlich streifen Zombies durch die Häuserschluchten. Hinter all dem steckt scheinbar der Erzschurke Kingpin - oder ist Venom für das Chaos verantwortlich? Bei der schweren Aufgabe, die Stadt vom Symbionten-Gezücht zu säubern, stehen Spiderman glücklicherweise ein paar andere Superhelden, aber auch Superschurken zur Seite, auch wenn deren Sympathie erst gewonnen werden muss ...

Tiefe Straßenschluchten, riesige Wolkenkratzer und dazwischen der Spinnenmann, der in Manhattan aufräumt: Das bietet "Spiderman: Web of Shadows". Klingt aufregend und ist es auch. Der New Yorker Insel-Stadtteil liegt dem Spieler in all seiner Weitläufigkeit zu Füßen und kann genau wie Liberty Ville bei "GTA 4" komplett und ohne lästige Ladezeiten durchlaufen, besser aber durchschwungen werden. Optisch beeindruckt es zwar nicht so sehr wie besagtes Vorbild, aber das Ambiente passt sehr gut in eine Comicumsetzung.
Es ist ein sehr schnelles Spiel, was bei Spiderman nicht anders zu erwarten ist. Dadurch, dass man schwingenderweise sehr flott an der nächsten Einsatzstelle ist und nicht erst wie bei "GTA" mit dem Auto dorthin fahren muss, bleibt dem Spieler kaum eine Atempause. Und dann kämpft man nicht nur am Boden auf der Straße, sondern auch auf Hochhäusern, an Hauswänden und in der Luft. Die Kamera geht raffiniert mit, hilfreich vor allem bei Kämpfen in der Vertikale, und lässt sich mit dem rechten Stick frei drehen. Besonders hektisch sind die Kämpfe in der Luft, aber durch geschickten Einsatz von Zeitlupe bei bestimmten Moves verliert man nicht den Überblick.
Das Gameplay gestaltet sich vielseitig und bietet sowohl für den rotblauen als auch für den schwarzen Spiderman-Anzug eigene Moves. Auch Kombos und deren Erweiterungen kann man im Laufe des Spiels für beide Kostüme separat kaufen, und zwar mit Erfahrungspunkten, die man für den Abschluss von Missionen erhält. Manches davon wird wohl nicht oft zum Einsatz kommen, vielleicht auch, weil man sich nicht an jede Raffinesse im hektischen Kampfgetümmel erinnert. In das Gameplay wird man langsam eingeführt, es gibt auch kleine Trainingseinheiten und nach und nach fühlt man sich hinein.
Das Spiel selber läuft weitgehend flüssig, auch wenn viel gleichzeitig auf dem Bildschirm passiert - oftmals sind nicht nur viele schnell agierende Gegner um einen herum, sondern auch zahlreiche Kampf- und Lichteffekte. Frust kam auf, als sich das Spiel gleich in der Einstiegsmission aufhing, glücklicherweise war das aber ein einmaliges Ärgernis, während das Spiel ansonsten in den knapp 25 Spielstunden keine weiteren Probleme machte. Im Pausenmenü kann man sich kleine Video-Sequenzen zu den Kampf-Upgrades anschauen, was hilfreich ist, denn so sieht man, wie ein Move aussehen sollte. Allerdings fordern diese und die Videosequenzen zu den Verbündeten dem Spiel doch allzu viel ab, hier lädt die Konsole fröhlich vor sich hin und das Spiel reagiert auch gerne mal eine halbe Minute lang nicht auf die Befehle via Gamepad. Hier ist Geduld gefragt, aber irgendwann geht es weiter.
Zu den Verbündeten: Hier wurden diverse gute und böse Helden der Marvel-Welt zusammengewürfelt, man trifft auf den Geierling, Wolverine, Black Cat, Rhino und andere. Bevor man mit ihnen kämpfen kann, muss man erst gegen sie kämpfen, und einige - vor allem die Schurken - erweisen sich als charakterschwach und machen Spiderman in symbiontischer Form auch noch ein zweites Mal das Leben schwer. Rufen kann man sie mit der Richtungstaste unten vor allem in den Straßenkämpfen gegen die Symbionten-Horden; allerdings kommen sie nicht immer, man denkt sich bisweilen, das Gamepad sei kaputt, weil sich in großer Bedrängnis nichts tut. Und in den Bosskämpfen ist man ohnehin auf sich gestellt - das sind die Kämpfe, in denen man am ehesten Hilfe bräuchte. Die große Erkenntnis über dieses Spiel ist deshalb, dass man gut ohne die Verbündeten auskommt, die einem sowieso nur die Gegner vor der Nase wegprügeln, wenn man gerade eine besonders effektive Schlag-Kombo gegen sie einsetzt ...
Am Ende ist man entweder Held oder Schurke, die Entscheidung richtet sich danach, wie oft man sich für welche Gesinnung entschieden hat. Diese Entscheidungen beeinflussen in gewissem Maß auch das Geschehen vor dem Showdown, der anspruchsvoll, aber nicht schwer ist und vor allem Konzentration erfordert. Wer wissen will, wie es ausgeht, wenn man sich denn doch öfters für die gute Seite entschieden hätte, muss das Ganze noch mal durchspielen. Da das Spiel insgesamt viel Spaß macht, kann man es ganz gut noch mal in die Hand nehmen. Irgendwelche Features werden nach vollbrachter Arbeit nicht freigeschaltet, einen Online-Modus gibt es auch nicht.
Man kann das Spiel gut durchspielen, ohne das Booklet vorliegen zu haben. Dieses kann hier nicht bewertet werden, weil das Spiel nur in der Promo-Version vorliegt. Eswäre allerdings interessant zu erfahren, ob darin steht, wie man Symbionten zu Versuchszwecken einfangen kann, ohne sie zu töten - das ist eine der zahlreichen optionalen Missionen -, denn das wird im Spiel nicht ausreichend erklärt. Um die Manhattan-Karte im Pausenmenü lesen zu können, sollte man sich dort schon ein wenig auskennen, einzelne Viertel sind nicht eingetragen. Wenigstens eine Angabe der Himmelsrichtungen wäre sinnvoll gewesen. Auch hier ist zu hoffen, dass das Booklet eine genauere Karte zu bieten hat.

"Web of Shadows" ist ein gelungenes Spiderman-Spiel zwischen Action-Adventure und "GTA". Die Möglichkeit, die Gesinnung des Helden beeinflussen zu können, ist ein nettes Feature, das dazu motiviert, das Spiel irgendwann ein zweites Mal zu spielen. Bisweilen ist es hektisch und atemlos, vor allem bei den Bosskämpfen muss man auf die Verbündeten verzichten, die man eigentlich nur dort wirklich braucht. Die Missionen sind abwechslungsreich, Manhattan ist schön und detailreich, wenn auch nicht realistisch gestaltet, das Geschehen läuft flüssig ab und man wird in die Gameplay-Grundlagen gut eingeführt. Ein Spiel in komplett deutscher Sprachausgabe, über das man die Zeit vergisst. Wenn nur Spidey nicht so oft versuchen würde, lustige oder ironische Sprüche von sich zu geben ... Die sind meist nur lästig albern, ernst und erwachsen wirkt er nur in den Augenblicken, in denen man sich für die böse Gesinnung entscheidet - da fällt die Wahl nicht schwer ...

Stefan Knopp



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 1. Oktober 2008 | FSK: 16 | PC | Preis: 69,95 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Deutsch

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