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 Bioshock

Verlag: Take 2

Cover
Gesamt +++++
Action
Anspruch
Aufmachung
Bedienung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Strategie
Ton


Mit "Bioshock" liefert Take 2 einen Titel, der nicht nur zu fesseln vermag wie ein Spielfilm, Gruselmomente an den richtigen Stellen auffährt, dabei ständig spannend bleibt und sich anfühlt wie ein Shooter, sondern auch Moralgefühl und Gewissenskonflikte aufwirft.

Als Protagonist Jack sich nach einem Flugzeugabsturz mitten über dem Atlantik auf eine kleine Felsinsel rettet, findet er dort eine Konstruktion, die einer Taucherglocke ähnelt. In Ermangelung an Optionen steigt Jack in das seltsame Gefährt, und im nächsten Moment beginnt die Fahrt nach unten, nach Rapture - einer gläsern-metallenen, futuristisch anmutenden Stadt tief am Grunde des Ozeans. So faszinierend schön die Stadt auch wirkt, bereits kurz nach seiner Ankunft begreift Jack, dass diese nautische Welt im Zerfall begriffen ist, und dass an diesem Ort etwas ganz und gar schief gelaufen sein muss. Denn er findet nur wenige Menschen hier - doch dafür umso mehr Monster.
Schließlich nimmt ein mysteriöser Fremder, der sich selbst Atlas nennt, per Funk Kontakt mit ihm auf und bietet an, ihn sicher aus Rapture zu führen, wenn Jack im Gegenzug Atlas? Familie rettet. Jack erfährt, dass die Stadt einst von einem großartigen Wissenschaftler als eine Art Garten Eden geplant war, eine Spielwiese der Menschheit, in der sich kein Forscher irgendwelchen Konventionen zu unterwerfen brauchte. Und so beschworen die Bewohner Raptures das Unheil über sich selbst herauf, indem sie sich mit Hilfe von genetischen Erweiterungen so weit verbesserten, dass sie süchtig wurden nach "Adam", der Substanz, die ihnen ermöglicht, übermenschliche Kräfte hervorzubringen, und sich gegenseitig für das Adam abschlachteten. Also macht sich Jack auf, um die Geheimnisse von Rapture zu lüften und der gläsernen Katakombenstadt zu entfliehen.

Die Atmosphäre stimmt. Nur für wenige Spiele trifft dieser Satz so treffend zu wie für Bioshock. Egal, ob man damit beschäftigt ist, durch Gänge zu schleichen, immer auf der Hut vor dem nächsten Splicer, oder des Zuschauens verdammt ist, weil eine der kreativen Zwischensequenzen abläuft: Man fühlt sich ständig mittendrin, fiebert mit, ist voll bei der Sache. Das liegt einerseits am einwandfreien Zusammenspiel von Grafik, Sound und Gameplay, auf der anderen Seite aber an der geschickten Bindung, die das Spiel zwischen sich und dem Spieler aufbaut, indem es ihn immer wieder mit seinem Gewissen konfrontiert.

Das Adam, die Substanz mittels derer sich der menschliche Körper so nützliche Zusatz-Eigenschaften aneignen kann wie das Versprühen von Eis und Feuer oder das Unsichtbarwerden, wird von kleinen Mädchen gewonnen ... aus den herumliegenden Leichen. Diesen kleinen Wesen, einst ganz normale Mädchen, wurde eine Tiefseeschnecke ins Hirn gepflanzt, mit Hilfe derer sie sich des Adams bemächtigen können. Damit die entstellten, zombiehaften Kinder nicht gänzlich schutzlos durch die Gänge von Rapture streunen, werden sie von sogenannten Big Daddys begleitet, riesigen, klobigen Wesen in Taucheranzügen.

Im Verlauf der Reise trifft man des Öfteren auf ein solches Gespann: Die beste Quelle, um an frisches Adam zu gelangen. Hat man nach einem aufreibendem Kampf den Big Daddy dann irgendwann zur Strecke gebracht, beginnt das kleine Mädchen zu heulen, setzt sich zu seinem toten Aufpasser und trauert um ihn. Um das Mädchen zu erlösen und an das überlebensnotwendige Adam zu gelangen, hat man nun allerdings zweierlei Optionen. Man kann das Mädchen von der Tiefseeschnecke befreien, woraufhin es wieder zu einem echten, gesunden, menschlichen Kind wird und sich für die Rettung bedankt. Dafür gibt es aber nur einen kleinen Teil Adam. Oder man tötet das Mädchen - und kassiert das komplette Adam, das sich in seinem Körper befand.

Das Adam und die damit einhergehenden Möglichkeiten machen Bioshock spielerisch so interessant und heben es damit von den gängigen Shootern ab, denn neben einer Waffenpalette, die ein Maschinengewehr, eine Schrotflinte, Pistole und andere Standard-Schießeisen bietet, gibt es noch die große Vielfalt der Plasmiden, mit denen der eigene Körper immer mehr verbessert werden kann. In Sachen Angriffs-Plasmide stehen da zum Beispiel Feuer, Eis, Elektrizität, Telekinese oder so nette Einfälle wie ein Bienenschwarm zur Verfügung, als Verteidigung kann man sich selbst in einen Elektroschocker verwandeln, man kann seine Haut stählen, die Gesundheit verbessern und so weiter und so fort. Es gibt wahrlich viele Möglichkeiten, von Plasmiden Gebrauch zu machen, und der Umstand, dass man nur eine bestimmte Anzahl gleichzeitig verwenden kann, wirkt sich ebenfalls gut aufs Spielgeschehen aus.

Optisch ist Bioshock zwar keine Offenbarung, aber die wunderschön inszenierte Unterwasserstadt mit Tausenden Fenstern, aus denen man vorbeiziehende Fische und das imposante Rapture betrachten kann, sehen verdammt gut aus, werden auch nach längerer Zeit nicht langweilig.

Zwischensequenzen im herkömmlichen Sinn gibt es nicht; im Zuge eines lebendigeren, nahtloseren Gameplays beobachtet man die passiven Geschehnisse durch unverwüstliche Fensterscheiben: Oft steht man vor einer Glaswand, hinter der gerade schreckliche Dinge vorgehen, und ist unfähig, etwas an ihnen zu verändern. Gerade dieser Spielfluss ist es, der einen mitten ins Geschehen hinein saugt, und wenn sich dann die Glastüren öffnen und man in die Kammer treten kann, in der gerade Grausiges geschah - dann kann einem das schon einen Schauer über den Rücken jagen.

Alles in allem ist Bioshock ein innovativer, spannender Shooter, der durch Elemente wie das Fotografieren von Gegnern an Titel wie "Beyond good and evil" erinnert, einen guten Schuss "Resident Evil" intus hat und durch einen konsequenten Retro-Stil enorm an Atmosphäre gewinnt. Der FSK-18 Aufdruck hat seinen Platz auf dem Cover völlig zu Recht, obwohl das Spiel in vielen Sequenzen eher psychische als physische Gewalt darstellt.
Wer mal wieder einen guten Shooter sucht, der nicht nach Schema F abläuft, sollte zugreifen.

Dirk Wonhöfer



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 1. Oktober 2008 | FSK: 18 | PS3 | Preis: 58,95 Euro | Verfügbare Sprachen: Deutsch

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