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 Das verrückte Labyrinth


Cover
Gesamt +++--
Action
Anspruch
Aufmachung
Bedienung
Bildqualität
Extras
Gefühl
Glück
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Strategie
Ton
Mit bis zum Anschlag angespannten Nerven folgt der Abenteurer dem langen Gang, die Fackel wirft ein bizarres Spiel aus Licht und Schatten an die mit Staub bedeckten Wände. An einer Kreuzung angelangt, wählt der Jäger des verlorenen Schatzes mit Bedacht die rechte Abzweigung - und wird mit dem Anblick einer reich verzierten Schatztruhe belohnt, deren goldene Beläge den Schein der Fackel zurückwerfen. Nur noch fünfzehn, nur noch zwölf, noch zehn Schritt - und plötzlich schiebt sich eine Mauer zwischen den Abenteurer und den Schatz. Ein anderer Spieler ist ihm zuvorgekommen ?

Max J. Kobberts "Das verrückte Labyrinth" begeistert seit mehr als zwanzig Jahren tausende von Menschen aller Altersgruppen. Die unterhaltsame Mischung aus Brett- und Legespiel kann auf mehrere rechtmäßig verdiente Preise sowie zahlreiche Varianten zurückblicken. Das Spielprinzip ist gleichermaßen einfach wie genial: Auf einem sechs mal sechs Felder messenden Spielbereich werden 36 Feldkarten aufgelegt, welche Gänge und Abzweigungen darstellen - manche mit, andere wieder ohne Schätze; eine weitere Feldkarte bringt die notwendige Dynamik ins Spiel. Auf einem rundenbasierten Prinzip aufbauend, muss jeder Spieler zu Beginn seines Zuges diese nämlich in einen frei wählbaren Gang hineinschieben, womit sich der Aufbau des Labyrinthes mitunter drastisch verändern kann; danach darf der Spieler seine Figur bewegen, um möglichst schnell einen bestimmten Schatz zu ergattern. Nach mehreren Aufschiebungen bringt dtp entertainment im Oktober nun eine Umsetzung des Spieleklassikers für jung und alt für Nintendo DS heraus. Ein Grund zu Freudensprüngen?

Lassen wir die Frage einmal im Raum stehen und betrachten das Spiel in seinen Bestandteilen. Ein Merkmal des vorliegenden Games, welches das Original als Gesellschaftsspiel per definitionem verweigert, ist der Solomodus. Die Story, welche der Kampagne übergestülpt wurde, ist hierbei ebenso einfallslos wie großzügig zu ignorien: Der Vater des jungen Archäologen Alok Datthanie befindet sich in den Fängen des skrupellosen Mr. Hoppert. Möchte er seinen Vater lebend wiedersehen, so muss der Abenteurer die sagenumwobene Statue des Sobek für die Entführer ausfindig machen. Dieses uralte Relikt einer längst untergegangenen Hochkultur verspricht einem Auserwählten unendliche Macht, weshalb es einst an einen vergessenen Hort gebracht wurde. Alok muss nun den Hinweisen rund um den Globus in die verschiedensten Labyrinthe folgen, von dunklen Katakomben ehrwürdiger Schlösser in Frankreich über Irrgärten gleichenden Tunnelnetzen in altägyptischen Pyramiden bis in die eisigen Eingeweide der Antarktis. Kein leichtes Unterfangen, denn die Konkurrenz schläft nicht ?

Hört sich spannend an, ist es auch - für Kinder von ungefähr acht Jahren! Dem Nachwuchs wird der Klassiker auf Nintendos Dualscreen-Handheld entsprechend aufbereitet präsentiert, das Game sucht seine potentielle Zielgruppe vorrangig in dieser Altersbandbreite. NDS-Besitzer fortgeschritteneren Alters, welche angesichts der Flut an Brettspiel-Adaptionen auf der portablen Konsole für eine Umsetzung von Kobberts Spieleklassiker gebetet haben, werden des Storymodus und seiner Präsentation schnell überdrüssig, zumal bei letzterer kaum mit Eifer und Liebe an deren Konzeption und Programmierung herangetreten worden ist. Der erwachsene Gamer wendet sich eher der Option "Schnelles Spiel" zu: Eine unterhaltsame Partie kniffliger Schatzjägerei gegen ein bis drei CPU-Kontrahenten, dank dreier unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade sowohl den Anfänger wie auch den Profi ansprechend.

Für den Multiplayer-Modus muss dem Entwicklerteam durchaus Lob zugesprochen werden: Neben der Option mit bis zu vier Spielmodulen - eine pro teilnehmenden Spieler - und der DS-Download-Möglichkeit - ein Spieler verfügt über eine DS-Karte, die anderen laden sich das Game drahtlos auf ihr Nintendo-DS-System herunter - wurde dem Spiel sogar ein HotSeat-Modus spendiert: Nachdem "Das verrückte Labyrinth" ein Game mit rundenbasiertem Charakter ist, genügt ein Handheld samt DS-Karte; hat ein Spieler seinen Zug beendet, reicht er den Nintendo DS einfach an den nächsten im Bunde weiter. Dieses Potential wurde von den Entwicklern gesichtet und ausgenutzt. Was dem Spiel im Gegenzug vorgehalten werden muss: Nach einer DS-Download-Partie werden die Gastspieler aufgefordert, ihren Nintendo DS neu zu starten, eine Möglichkeit, zum Spiel selbst zurückzukehren, gibt es seltsamerweise nicht ?

Technisch ist dem Titel nur wenig anzukreiden. Die Grafik holt zwar bei Weitem nicht das letzte aus dem Handheld heraus, gestaltet sich jedoch zweckorientiert und auch der Ton erfreut sich akzeptabler Qualität. Der Soundtrack ist zwar schön an den einzelnen Levels orientiert, wiederholt sich aber allzu bald und beginnt rapide einen nervtötenden Charakter anzunehmen. Die Tasten finden keine Verwendung, die Steuerung läuft reibungslos mit dem Touchpen ab, vom Navigieren in den Menüs bis zum Einsatz der Feldkarten. Anders sieht es hinsichtlich des Umfanges aus, der mehr als zu wünschen übrig lässt: Die fünf Settings im Kampagnenmodus bringen in keiner Weise die entsprechende Atmosphäre auf, egal ob man sich nun durch die Labyrinthe einer mesoamerikanischen Stadt oder die frostigen Irrgärten im Eis der Antarktis kämpft. Die vierzehn freispielbaren Charaktere sind - provokant ausgedrückt - ein Witz, austauschbare Masken ohne besondere Fähigkeiten oder Charakterzüge und spielerisch wertlos. Die unspektakuläre Galerie, in denen man die erbeuteten Schätze ansehen kann, kann am geringen Umfang ebenso wenig zum Positiven hin ändern wie die Tatsache, dass lediglich die Originalversion des Spieleklassikers verarbeitet, an die Einbindung weiterer, abwechslungsreicher Spielemodi jedoch kein Gedanke verschwendet worden ist.

Mit "Das verrückte Labyrinth" ist dtp entertainment eine durchaus gelungene Adaption des genialen Brettspielklassikers gelungen, die für mehrere unterhaltsame Partien zu sorgen weiß - egal ob gegen menschliche Gegner oder KI-Kontrahenten. Doch der geringe Umfang und der enttäuschende Storymodus dämpfen die Begeisterung. Was bleibt also? Ein solides NDS-Spiel, das zu unterhalten, nicht jedoch die einzigartige Aura des Originals auf Nintendos Handheld zu konvertieren weiß.

Michael Höfel



| Erschienen: 1. Oktober 2008 | NDS | Preis: 27,95 Euro

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