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 Alone in the Dark: Inferno

Produzenten: Eden Studios
Verlag: Atari

Cover
Gesamt +++--
Action
Anspruch
Bedienung
Bildqualität
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Spielregel
Ton
Was die Fans mit "Alone in the dark 5" bekamen, nachdem das viel zu lange Warten endlich ein Ende hatte, das gefiel ihnen nicht. Es hagelte Kritik, und Atari und der Entwickler Eden Studios haben darauf reagiert: Für die PS3-Version wurde das Spiel stark überarbeitet. Ist es dadurch besser geworden?

Der Spieler schlüpft in die Rolle eines Mannes, der zu Beginn des Spiels überhaupt nicht weiß, wer er ist, warum er sich in einem Hochhaus in New York befindet und weshalb diese drei Kerle ihn und einen älteren Mann ermorden wollen. Durch einen glücklichen Umstand kann er ihnen entkommen, muss sich aber jetzt durch ein Haus schlagen, das durch irgendeine seltsame Kraft scheinbar in Stücke gerissen wird. Der Mann gabelt unterwegs Kunsthändlerin Sarah auf und trifft den alten Mann wieder, der ihnen mitteilt, dass sie zum Central Park müssen, um aufzuhalten, was in New York wütet. Nach einer halsbrecherischen Autofahrt kommen sie dort an und nun beginnt für den Mann ohne Gedächtnis erst der wahre Horrortrip durch den nächtlichen Park. Auf der Suche nach sich selbst und nach einer Lösung für das Problem muss er sich mit Zombies und allerlei Monstern herumschlagen und findet nach und nach heraus: Sein Name ist Edward Carnby, er ist paranormal begabt und dunkle Mächte sind hinter ihm her ...

Die Atmosphäre ist wunderbar schaurig, die Story interessant und das Spiel wartet mit einer ganzen Menge kleiner Features auf, etwa das Augenzwinkern mittels Druck auf R3 oder das Westentaschen-Inventar, visualisiert als Blick am eigenen Körper abwärts: So realistisch war noch kein Inventar in irgendeinem anderen Game umgesetzt. Überhaupt bemüht sich das Spiel um Realitätsnähe in Bewegungsabläufen und physikalischen Gesetzmäßigkeiten. Hier nimmt man nicht einfach einen Heiltrank auf und fühlt sich wieder gut: Nein, man muss ein Heilspray auf einzelne Wunden auftragen und weiß dadurch auch genau, wo man verletzt wurde. Dadurch, dass man auch hier die einzelnen Körperstellen aus den Augen der Hauptfigur sieht, kommt ein gewisses "Ich bin mitten im Geschehen"-Gefühl beim Spieler auf.
Dieser denkt sich dann allerdings auch: Also ich könnte mich schneller umdrehen und würde nicht so steif und lahm agieren. Carnbys Beweglichkeit wurde schon verbessert, wie schlecht muss es dann in der ursprünglichen Version gewesen sein? Die Xbox360- und Wii-Spieler sind wirklich zu bedauern, wenn man auch jetzt noch über die ungelenken Bewegungen flucht. Aber es gibt auch tatsächliche Verbesserungen: Der 360°-Kameraschwenk ist wirklich hilfreich, die Inventarbedienung kann etwas entspannter angegangen werden, weil der Held nun nicht mehr angegriffen wird, während er versucht, Gegenstände miteinander zu kombinieren, und die Autofahrt zum Park hat einen neuen Checkpoint erhalten und wird durch die Richtungsangaben der Kunsthändlerin stark verbessert - ist aber immer noch sehr schwer.
Insgesamt ist das Spiel ziemlich schwer ... sagen wir, herausfordernd. Es ist so mit Features vollgestopft, dass man auch nach zwei Stunden Spiel noch neues Grundlegendes entdeckt, wenn man wie im vorliegenden Fall nur die Promo-Version ohne Anleitung vorliegen hat. Dass man über die Richtungstaste nach oben zu den Schnellwahl-Möglichkeiten für Gegenstände gelangt, die man zuvor im Inventar festgelegt hat, macht zwar Sinn, wird aber im Spiel nicht erklärt. Man kann die vier Symboltasten mit Kombinationen ausstatten - zum Beispiel Spraydose in der linken, Feuerzeug in der rechten Hand - und während des Spiels schnell aufrufen, indem man die besagte Richtungstaste gedrückt hält und dann die gewünschte Kombination durch Drücken der entsprechenden Taste auswählt. Wirklich intuitiv ist die Steuerung leider nicht, und sie wartet mit unverhofften Schwierigkeiten auf: Niedergestreckte Zombies muss man zum nächsten Feuer schleifen, um sie endgültig davon abzuhalten, einem weiter nachzustellen, aber während man sie hinter sich her zieht und dabei rückwärts geht, kann man nicht sehen, wohin man geht. Allerdings kann man sich auch nicht mit dem rechten Stick umschauen, weil man damit nur den Zombie oder andere Gegenstände hin und her schwingt. Das heißt, man müsste den Zombie loslassen, sich umschauen, wie weit es denn noch ist, und ihn dann wieder aufnehmen. In der Zwischenzeit hat sich der Mistkerl gerne auch schon mal wieder aufgerichtet ... Alternativ schleift man ihn einfach weiter und rennt irgendwann rückwärts direkt ins Feuer, was einem schmerzhaft klarmacht, dass man sein Ziel erreicht hat. Wenn man nun den Zombie wenigstens im 180°-Radius ins Feuer schleudern könnte ... Aber nein, man muss erst umständlich manövrieren, bis man seitlich vom Feuer steht, weil der Schleuderwinkel maximal 90° beträgt ... Auf diese Weise kann man auch mit Gegenständen auf Gegner einknüppeln, indem man mit dem rechten Stick arbeitet. Hierfür nimmt man einen Gegenstand auf und hält L1 gedrückt, sozusagen als Kampfmodus. Das ist ungewohnt und scheitert oft daran, dass sich die Zombies schneller bewegen als die Spielerfigur. Diese kann sich leider nicht so ohne Weiteres mit dem Gegner drehen, denn mit L3 steuert man hin und her, vor und zurück und mit R3 schwingt man seine improvisierte Waffe. Man muss erst L1 loslassen, sich neu ausrichten, L1 wiederdrücken ... In der Zwischenzeit ist der Gegner schon wieder woanders. Und verdammt, warum kann Edward sich das Samuraischwert, das er anfangs im Haus findet, nicht einfach auf den Rücken schnallen und mitführen?
Dieses und viele andere kleine Details sorgen für Frust. Waberndes Dunkel am Boden lässt sich an einer Stelle mit der Taschenlampe vertreiben, an einer anderen Stelle funktioniert das nicht ohne Weiteres, obwohl das Spiel einem den Hinweis gibt, die Taschenlampe in der Ego-Perspektive zu benutzen, denn während man nach vorne den Weg freileuchtete, wurde man von hinten wieder umspült. Sehr oft und sehr laut wurde da geflucht, bevor der Versuch, brennende Stühle in das tödliche Wabern zu werfen, endlich Erfolg brachte ...
Die deutsche Synchronisation wurde leider nicht verbessert: Sarahs Stimme ist ein Ohrengraus, die Männer sind mit wenig Enthusiasmus vertont. Bei der Wahl der Original-Synchro stellt sich dann aber heraus, dass Sarah auch auf Englisch noch schrecklich klingt. Insgesamt ist die englische Sprachausgabe aber vorzuziehen. Ein Genuss dagegen ist die Musik zum Game: Hier wurde mit "Mystery of the Bulgarian Voices" ein bulgarischer Frauenchor engagiert, der die Musik zwar ein wenig wie die zu "Xena" klingen lässt, aber sehr gut ins Konzept passt und vor allem in den Actionszenen sehr mitreißend wirkt.

Optisch ist das Spiel vom realistischen Ausbreiten von Bränden bis zu den sehenswerten Video-Sequenzen auf Top-Niveau. Die cineastische Umsetzung der Story tut ihr Übriges, um das Spiel wenigstens auf eine durchschnittliche Wertung zu retten. Wer die Geduld mitbringt, wird mit einer gut erzählten Geschichte und einer schönen Abschluss-Sequenz belohnt - alle Episoden des Spiels sind von Anfang an frei anwählbar, so dass man schwere Stellen auch überspringen kann, aber den Schluss genießt man erst nach abgeschlossenem Spiel. Wer aber vorher mal "Uncharted" gespielt hat und von Drakes Bewegungsmöglichkeiten und der wunderbar einfachen Steuerung dort verwöhnt ist, wird von der lahmen Umsetzung dieses Spiels und dem komplexen Gameplay hier sehr schnell angenervt sein. "Alone in the dark 5" ist als "Inferno"-Version zwar sehr viel erträglicher als das Original, aber Grundprobleme sind geblieben, unter anderem die trägen Bewegungen von Edward Carnby. Tolle Atmosphäre, immer noch unausgegorene Steuerung, die über die allzu vielen Möglichkeiten bei zu wenig Tasten auf dem Gamepad stolpert: Die Six-Axis-Möglichkeiten der PS3 bleiben ungenutzt. Wenn man die Atmosphäre und die Story genießen will, muss man einen langen Atem haben, denn immer noch heißt es hier eher "Alone in the Frust".

Stefan Knopp



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 1. November 2008 | FSK: 18 | PS3 | Preis: 59,95 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch, Englisch, Französisch u.a. | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch u.a.

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