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 Legendary

Verlag: Atari

Cover
Gesamt +++--
Action
Anspruch
Bedienung
Bildqualität
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Ein Ego-Shooter mit Survival-Story in Horror-Atmosphäre - das ist mal alles andere als neu. Warum also sollte man sich "Legendary" aus dem Hause Atari besorgen, das die Reihe dieser Genre-Spiele um eines erweitert? Betrachtet man Trailer zu diesem Spiel, sieht man In-Game-Szenen, die einem viele Monster und nichts Neues bieten, und kantige Video-Sequenzen. Das lockt nicht und eigentlich ist das Spiel damit auch ganz gut getroffen. Und dennoch: Es hat etwas.

Die Story ist aufgesetzt und nebensächlich und bietet dadurch den idealen Hintergrund für einen Shooter: Die vom Meeresgrund aufgesammelte und in New York deponierte Büchse der Pandora soll einem neuen Besitzer zugeführt - also gestohlen - werden. Der Profidieb Charles Deckard soll das bewerkstelligen, doch als er die Büchse an sich nimmt, geschehen zwei Dinge: Erstens, in seine linke Hand brennt sich ein Symbol ein, das ihm faszinierende Kräfte verleiht, und zweitens - alles einst in die Büchse gebannte Unheil kommt schonungslos über die Menschheit. Ein riesiger Blechgolem zerstört die Stadt, Greife, Werwölfe und anderes Gezücht eröffnen die Menschenjagd und Deckard oder vielmehr der Spieler muss um sein Leben rennen. Die Flucht führt durch Straßen voller Schrott und Leichen, durch das U-Bahn-System und durch die Kanalisation und sehr bald stellt sich heraus, dass Deckard nicht nur auf der Speisekarte mythologischer Monster, sondern auch auf der Abschussliste seines Auftraggebers steht, der in ihm eine Bedrohung sieht, weil er mit der Büchse Finsteres vorhat. Ein schauriger und monsterlastiger Überlebenskampf beginnt und das alles mit nur zwei verschiedenen Schusswaffen ...

Anders als in herkömmlichen Ego-Shootern hat der Spieler in "Legendary" nicht die Möglichkeit, ein riesiges Waffenarsenal mit sich herumzuführen. Mit den Richtungstasten kann er wählen zwischen zwei Feuerwaffen, bei denen die aufnehmbare Auswahl von der Pistole über Schrot- und Maschinengewehr bis zu Flammen- und Raketenwerfern reicht, weiterhin hat er Handgranaten und Molotow-Cocktails sowie die gute alte Axt zur Verfügung, die man als erstes aufsammelt und nicht ablegen kann. Da man aber selten mit Horden von Gegnern konfrontiert wird, ist diese Bewaffnung in Ordnung. Großartige Bossgegner gibt es nicht, sieht man einmal von dem riesigen Kraken gegen Ende des Spiels ab, und eigentlich sind nur die Minotauren auch im leichten Modus schwierige Gegner. Besagter Modus lässt sich locker in acht Stunden durchspielen, wirklich herausfordernd ist nur der schwere Modus.
Das Siegel der Pandora bietet zugleich brauchbare Machtquelle und Lebensenergie. Die Anzeige am linken unteren Bildschirmrand besteht aus zwei Feldern: Einem Energiepool, mit dem man sich durch eine Entladung lästige Monster vom Leib halten kann, und der Lebensleiste. Beides kann aufgefüllt werden, wenn man Monster erledigt: Je nach Größe hinterlassen sie verschieden große Mengen blau wabernder Energiewolken, die aufgesammelt werden können. Im Laufe des Spiels ergeben sich noch weitere Einsatzmöglichkeiten für diese Kraft. Aus dem Kraftpool kann man überdies auch die Lebensleiste wieder füllen, weshalb die Energie mit Bedacht einzusetzen ist.
Minotauren, Greifen, Werwölfe, feuerspeiende Vierbeiner, explodierende Spinnen und kleine umherschwirrende Harpyien-Biester, die sich nach Belieben manifestieren können, um Schaden anzurichten, und wieder in einen körperlosen Zustand wechseln - die Entwickler der Produktionsfirma Spark haben fröhlich in den verschiedensten Mythologien gewühlt. Werwölfe bewerfen einen mit herumliegenden Gegenständen, Minotauren brechen einfach durch Wände, die der Spieler umrunden muss, hier wird passabel mit dem Hintergrund gearbeitet. Die Gegner sind nicht dumm, was vor allem für die menschlichen gilt, die K.I. ist gut und sehr lobenswert ist auch, dass die Monster sich nicht nur auf Deckard fixieren, wenn andere Menschen um ihn herum sind. Das Spiel schont den Spieler nicht, die Kamera hält voll drauf, wenn einem Soldaten der Kopf abgebissen wird und dergleichen: Zurecht wurde hier keine Jugendfreigabe erteilt.

Was ist gut an diesem Spiel? Die Atmosphäre ist gelungen, was vor allem an der guten Soundkulisse liegt. Immer sind Geräusche da und wenn sie auch noch so dezent eingesetzt sind. Auch der immer irgendwie belebte Hintergrund trägt dazu bei, dass man sich selten in einer von aller Welt verlassenen Kulisse wähnt. Am Himmel kreisen die Greife, irgendwo im Hintergrund fallen Monster und Soldaten übereinander her und der Blechgolem läuft nicht nur in der Ferne herum, sondern stapft direkt an Deckard vorbei. Mit anderen Worten: Die Level wurden mit Leben gefüllt und das ist sehr attraktiv. Das Spiel bietet Abwechslung im Leveldesign und in den Herausforderungen und der Showdown ist alles andere als leicht, kommt aber immerhin ohne plötzlich aus dem Hut gezogenen großen Endgegner aus. Der Abspann lässt eine Fortsetzung vermuten. Getestet wurde eine Promo-Version ohne Spielanleitung, aber die Steuerung ist erfreulich leicht und auch ohne Anleitungsheftchen schnell erlernbar, weil einen das Spiel sorgfältig in alle Möglichkeiten einführt.
Nicht so gut dagegen ist die Grafik: Wenn man sich mal ruhig hinstellt und umblickt, fallen die vielen Ecken und Kanten auf, die ruhig noch ein wenig hätten geglättet werden können. Ein Unding sind die Videosequenzen, die lieblos gestaltete Menschen zeigen und voller Ruckler sind. Während das Spiel selber flüssig abläuft, wie es sein soll, sind das Geschehen und die Kamerafahrten in diesen Sequenzen alles andere als flüssig. Es bleibt zu hoffen, dass dem Spiel für den Handel noch der letzte Schliff verpasst wurde. Die gesamte Kulisse wirkt ein wenig farblos, dabei hatte "Alone in the dark 5" doch vorgemacht, wie Horrorspiele heutzutage (zumindest optisch) aussehen können. Auch die Schauplätze sind längst bekannt: Von Friedhöfen über Laborräume durch Kanalisationen und U-Bahn-Schächte bis hin zu efeuüberwucherten Ruinen und Kathedealen ist alles dabei, aber nichts Neues. Die deutsche Synchronisation ist langweilig und kann mit der englischen nicht mithalten.

Das Spiel bietet einen Online- und einen Netzwerk-Modus, bei denen man in verschiedenen Levels verschiedene Modi spielen kann. Das bietet sich bei diesem Spiel an, ist aber nichts Besonderes, sondern reiht sich hinter vielen anderen Spielen mit Online-Deathmatch-Möglichkeiten ein.

Gute Atmosphäre, aber ein wenig originelles Gesamtkonzept; lebendige Levelgestaltung, aber keine zeitgemäße Grafik. "Legendary" macht Spaß, ist aber kein Meilenstein in der Geschichte der Ego-Shooter. Es ist besser, als die Trailer vermuten lassen, bleibt aber hinter den Möglichkeiten der PS3 zurück. Es ist der Versuch, ein Mittelding aus traditionellem Ego-Shooter und Horror-Adventure mit Standard-Schauplätzen und begrenzter Bewaffnung zu schaffen. Das Experiment ist leidlich gelungen, aber warum die Entwickler dabei an der Grafikleistung gespart haben, ist nicht nachzuvollziehen.

Stefan Knopp



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 1. November 2008 | FSK: 18 | PS3 | Preis: 49,97 Euro | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Englisch

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