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 DSA-Hörspiele, Folge 1: Das Tor in die Vergangenheit

Das Schwarze Auge


Cover
Gesamt ++---
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Aventurien im Herbst des Jahres 1020: In Tobrien herrscht der Dämonenkaiser Galotta. Devin und seine Mutter befinden sich auf der Flucht, ihr Weg führt sie durch einen unheimlichen Wald. Nach dem Tod seiner Mutter findet Devin sich unversehens im Frühjahr des Jahres 916 wieder. Er schließt sich mit Harsim ’Feuerreiter’, Banjatki ’Feuerklinge’ und Jannos ’Feuerläufer’ zum Team der ’Ungestümen’ zusammen. Wird Devin seine Familie rächen und den Weg in seine Zeit zurückfinden können?

Manchmal würde man einfach zu gerne wissen, welche Beweggründe die Macher einer Produktion hatten. Aventurien, die Welt des Rollenspiels Das Schwarze Auge, wurde gerade aktuell so umgestaltet, dass Abenteuer und ein Neu-Einstieg für Anfänger wieder besser möglich sind. Bisher hatte der Horchposten-Verlag qualitativ hochwertige Hörbuch-Vertonungen alter DSA-Geschichten produziert, mit denen man auch gut die DSA-Historie nachvollziehen konnte. Plötzlich ging die Lizenz exklusiv an das Label Europa, welches Hörspiele neuer Geschichten produziert. Der Zweck ist recht offensichtlich: größere Verbreitung der Hörspiele durch Europa; Geschichten mit jugendlichen Helden für junge Hörer; Gewinnung einer neuen Hörerschicht, welche ja eventuell auch mal beim Rollenspiel hereinschaut, das wie alle Rollenspiele in Deutschland dringend Nachwuchs braucht. Die Autorin Linda Budinger hat bereits DSA-Bücher geschrieben und kennt sich daher ebenso gut in Aventurien aus wie der Mann, der die inhaltlichen Rahmenbedingungen geschafft hat, Hans-Joachim Alpers.

Was macht man also in so einem Falle? Man versetzt den Protagonisten in die aventurische Vergangenheit. Die Ironie daran ist, dass man so sogar völlig unnötigerweise einen Widerspruch zur offiziellen DSA-Historie schafft, denn in der ist nie von einem Jungen die Rede gewesen, der schon 916 vor dem Dämonenmeister Borbarad gewarnt hatte. Einen guten Einstieg in die aktuelle Rollenspiel-Welt schafft man so natürlich auch nicht. Als Auftakt der DSA-Hörspiel-Reihe ist "Das Tor in die Vergangenheit" inhaltlich also sehr fragwürdig. Es sei hier schon verraten, dass die zweite Folge mit der ersten gar nichts zu tun hat, obwohl das Ende der ersten Folge auf einen Weitergang der Handlung schließen lässt.

Um den gedanklichen Einstieg in DSA möglichst schwer zu machen, verzichtet man dann auch auf jegliche erklärende Informationen wie Glossar und Landkarte. Auch online findet man keine speziellen Informationen zu den Hintergründen der Hörspiele. Wer Galotta ist, bleibt zum Beispiel im Hörspiel völlig ungeklärt, aber gut, die Handlung spielt ja auch nicht zu Zeiten dessen Herrschaft.

Die Verwendung der so genannten Kampf- und Team-Namen ist eher der "Generation Powerranger" geschuldet, die aber ironischerweise leider schon zu alt für die DSA-Hörspiele ist. Die Zielgruppe scheinen zehn(?)- bis maximal sechzehnjährige Jungen zu sein, eventuell noch Mädchen des gleichen Alters, aber schon weniger.

Um dann doch noch ein paar nette Worte zum Produkt zu finden, sei gesagt, dass die Zielgruppe noch akzeptabel unterhalten werden dürfte. Die Musik schwankt zwischen Synthi-Klängen und Herr der Ringe-Standards, die Sprecher zwischen gut und akzeptabel. Leider gibt die eigentliche Handlung auch abseits der obigen Kritikpunkte nicht allzu viel her und wird durch diverse Nebenstränge aufgebläht, die aber nur halbherzig verfolgt werden.

Dass die einzelnen Folgen jeweils inhaltlich abgeschlossen sind und ein neues Team auftaucht, hat Vorteile beim Einstieg, verhindert aber, dass einem die Figuren ans Herz wachsen können und inhaltlich komplexere Plots entstehen. Das Ende von "Das Tor in die Vergangenheit" klingt sogar so, als sei diese Idee erst nach der Vollendung des ersten Teils gekommen. Ebenfalls wird ein "Mitwachsen" der Hörer mit den Figuren verhindert, ebenso wie ein Hereinwachsen in Aventurien. Angeblich sollen aber die Teams bei Erfolg weitere Abenteuer erleben, man kann die ersten drei Folgen also als Testballons sehen. Eventuell kommen die "Unberührten" also wieder zum Einsatz.

Den erwachsenen Fans von DSA-Vertonungen bleibt nur, den Horchposten-Produktionen nachzutrauern und zu hoffen, dass die Hörspiele, trotz des eher missglückten Starts, junge Menschen an die Welt von DSA heranzuführen. Denn nur absoluten DSA-Fans älteren Semesters kann "Das Tor in die Vergangenheit" angeraten werden, außer, diese wollen es jungen Menschen schenken. Jüngere Hörer bekommen ein an sich leicht zu verfolgendes Hörspiel auf akzeptablem technischen Niveau. Jedoch werden gerade die jungen Hörer sich noch nicht auf Aventurien auskennen und aufgrund mangelnder Informationen unbefriedigt und verwirrt zurückbleiben. Der recht hohe Preis, der eigentlich durch nichts gerechtfertigt wird, dürfte gerade die eigentliche Zielgruppe zusätzlich noch mehr abschrecken.

Bernd Wachsmann



CD | CD-Anzahl: 1 | Erschienen: 01. September 2008 | Laufzeit: 55 Minuten | Preis: 9,95 Euro

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