Horror aus Fernost ist nicht nur bei den amerikanischen Filmproduzenten, die Gruselschocker aus Japan oder Südkorea gerne als US-Remakes verwursten, gerne gesehen. Auch die Zuschauer können sich, so scheint es, an "Ring" und Gefolgschaft kaum sattsehen. Doch wo viel Licht ist, muss bekanntlich auch Schatten sein. In eine ganz verdunkelte Ecke darf der geneigte DVD-Gucker nun bei "Possessed - Besessen" aus dem Hause e-m-s blicken - und dann sein Faible für Asia-Schocker noch einmal überdenken.

Die Außenseiterin Yu-jin (Se-eun Lee) beschwört gemeinsam mit zwei Freundinnen einen Dämon, der den drei Mädchen die grausamen Mitschülerinnen vom Hals schaffen soll, die sie ständig hänseln und mobben. Mit Erfolg: Die gemeinen Übeltäterinnen bringen sich nach und nach selbst um, indem sie sich eine Plastiktüte über den Kopf ziehen, selbige dann mit Benzin übergießen und schließlich anzünden. Die Schulleitung und die Dorfoberen versuchen, den Fall zu vertuschen, doch die Lehrerin Eun-ju Lee (Gyu-ri Kim) stellt eigene Nachforschungen an - und entdeckt ein grausiges Verbrechen, das vor dreißig Jahren an derselben Schule stattfand und möglicherweise mit den jüngsten Selbstmorden zu tun hat …

Mysteriöse Todesfälle, Flüche, Dämonen, die Vergangenheit als Schlüssel zur Gegenwart: Diese bekannten Zutaten erinnern mehr als nur ein wenig an Genre-Größen wie "Ju-on - The Grudge" und geben bereits einen ersten Hinweis auf die blanke Einfallslosigkeit, die "Possessed - Besessen" anstelle von purem Grusel versprüht. Das Hauptproblem des Films ist die Vergleichsbasis: Wer einen aschfahlen Geist mit ins Gesicht hängenden Haaren auf der Bildfläche erscheinen lässt, provoziert den Vergleich mit den Knüllern der letzten Jahre, aus denen der besagte Geist geklaut ist, geradezu - und dieser kann nicht zum Vorteil von "Possessed" ausfallen. Zum einen deshalb, weil die haltlose bis gepflegt verwirrende Handlung nicht einmal ansatzweise mit den komplexen Plotlines von "A Tale of Two Sisters" oder ähnlichen Filmen mithalten kann. Zum anderen, weil Byung-ki Ahns Schneckentempo-Inszenierung dem Zuschauer viel zu viel Zeit lässt, sodass selbst der überzeugteste Fan von asiatischem Horror erkennen wird: Das, was hier erzählt wird, ergibt überhaupt keinen Sinn. Dass die Auflösung so unverständlich ist, liegt also nicht daran, dass man nicht richtig aufgepasst hat, sondern daran, dass das Aneinanderreihen von Klischees eben nicht von selbst eine durchdachte Story ergibt. Ein bisschen Psycho-Gesabbel hier, ein paar Anspielungen auf Brian de Palmas "Carrie" da, noch schnell ein wenig Blitz und Donner in den Hintergrund - nein, da hat man wirklich schon deutlich Besseres gesehen. Für ein paar gute Schockmomente ist zwar gesorgt, und auch die Darsteller bemühen sich redlich darum, dem gegen Ende ziemlich brutalen Film Leben einzuhauchen. Aber aufgewärmte Kost ist eben nie so gut wie frisch gekochte, und "Possessed - Besessen" ist leider nur ersteres: Mikrowellenfraß für zwischendurch - sättigend, aber irgendwie fad und keineswegs wohlschmeckend.

Die DVD von e-m-s bietet Bild und Ton auf solidem Qualitätsniveau. Als Extras gibt es nur eine Bildergalerie und Trailer zu zwei (hoffentlich besseren) Filmen des Anbieters.

Fazit: Sporadisch eingestreute Schrecksekunden in einem ansonsten zäh und wirr erzählten Film - kein totaler Schrott, aber auch nicht wirklich sehenswert.