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 Herbstwind

Eine oberbergische Kriminalgeschichte


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Brutalität
Spannung
Lokalkrimis sind im Rheinland eine völlig normale Sache. Bei den Kölnkrimis verdiente ein gewisser Herr Schätzing seine Sporen, die Eifelkrimis haben auch viele Leser und auch im beschaulichen Oberbergischen Kreis gibt es eigene Kriminalgeschichten. Dieser hier ist von einem Autoren, der sonst vor allem Theaterstücke schreibt. Aber auch der Ausflug in die Krimi- oder besser Thrillerwelt ist geglückt.

Ein offenbar nicht ganz geistig Gesunder schreibt in ein Laptop, was ihn gerade bewegt. Morde werden im beschaulichen oberbergischen Kreis begangen, die nicht offensichtlich etwas miteinander zu tun haben. Ein Vertreter wird mit einer klaffenden Bauchwunde und ertrunken im Bergbad Würden gefunden, dort, wo einst um zwölf Uhr mittags zwölf Mädchen ertranken. Auf einem Friedhof in der Nähe des Gimborner Schlosses gibt es ein Grab zuviel. Kommissar Schneider ermittelt, doch die arroganten Kollegen aus dem nahen Köln sind eher ein Hindernis als eine Hilfe. Der lokale Autor Michael Kleinewetter hat erstaunliche Lücken im Gedächtnis. Und als im Theater der Stadt Gummersbach die Romeo und Julia-Aufführung durch vom Schnürboden tropfendes Blut unterbrochen wird, da gibt es nicht nur Anspielungen auf das Phantom der Oper, sondern eine ziemlich heftige Mordserie, die sogar zur Bildung von Bürgerwehren führt, bei der der Serienmörder selbst sogar mitmacht.

Ein mit schrägem Humor durchsetzter kurzer Roman, der vor literarischen Anspielungen nur so strotzt. Ein Serienmörder geht mit geradezu unheimlicher Präzision zu Werke, manche Morde werden sogar aus der Sicht des Täters beschrieben, und so gibt es als besonderen Höhepunkt den Mord an einem Friedhofsgärtner, bei dem dessen leicht unterbelichteter Kollege dann auch brav dem Mörder dabei hilft, ein Grab auszuheben - das hat viel mit schwarzem Humor zu tun, ist aber auch ziemlich brutal. Wie schnell da in Serie die Leute hingemetzelt werden, ist schon imposant, und da kommt auch der Schrecken auf, der zu solchen Taten gehört. Natürlich bleibt dieser Krimi aus dem Oberbergischen ein Lokalkrimi, bedient sich nicht nur der Orte, die es in der Gegend rund um Gummersbach gibt, sondern auch besonderer Begebenheiten und Personen, die dem lokalen Leser auch bekannt sein können. Somit ist Herbstwind unbedingt auch ein Insiderbuch, das nicht alle Qualität für den Leser entwickeln wird, der sich im Oberbergischen nicht auskennt. Allerdings bleibt immer noch ein skurriler Roman über einen ziemlich unheimlichen Serienmörder, der bei Jack the Ripper in der Lehre gewesen sein könnte. Das ist auch witzig, ungewöhnlich witzig für einen Krimi, zieht die Geschichte aber nicht ins Lächerliche.

Holger Hennig



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