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 Lord Peter Wimsey: Der Tote in der Badewanne


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Lord Peter Wimsey ist hocherfreut. Seine Mutter, die Herzoginwitwe von Denver, bittet ihn, sich eine Leiche anzusehen. Ein Architekt, der bei ihr kleinere Aufgaben erledigt, hat am Morgen des Tages in seiner Badewanne eine unbekleidete Leiche gefunden, die ihm gänzlich unbekannt ist. Da die Türen verschlossen waren und jeder Eindringling bemerkt worden wäre, hat also anscheinend ein Unbekannter den Leichnam durchs Fenster gehievt und in die Badewanne gelegt. Mister Tipps, ein harmloser, kleiner Mann, und seine schwerhörige Mutter sowie die Haushaltsgehilfin sind untröstlich, aber ratlos. Leider hat der ermittelnde Inspektor Sugg wenig Fantasie. Eine Leiche kann nicht durch ein Fenster in ein Badezimmer gelangen, der Bewohner müsse etwas bemerkt haben oder schuldig an dem Verbrechen sein. Ebenso muss die Angestellte davon wissen, also eingeweiht oder mitschuldig sein. Ergo verhaftet Sugg den kleinen Architekten und die Haushaltsgehilfin gleich mit.
Lord Peter, seit Monaten untätig und seines wichtigsten Steckenpferdes, der Untersuchung seltsamer Todesfälle, beraubt, stürzt sich mit Feuereifer auf den Fall. Auch sein Freund, Inspektor Parker von Scotland Yard, wird in den Fall verwickelt. Er sucht einen jüdischen Börsenmakler, der just am Vorabend unter mysteriösen Umständen verschwunden ist und schaut sich daraufhin die Leiche an. Bis auf eine oberflächliche Ähnlichkeit und die zeitliche Nähe des Verschwindens und des Ablebens scheint es sich aber um zwei verschiedene Personen zu handeln. Nur Sugg findet diese Idee sehr reizvoll und behelligt nun seinerseits die Frau des Verschwundenen, um sie zur Identifizierung zu bewegen. Lord Peter sieht sich plötzlich zwei Fällen gegenüber, die es möglichst schnell zu lösen gilt.

1923 erblickte ein Mensch im zarten Alter von circa dreißig Jahren das Licht der Welt. Er sollte unter seinem edlen Namen Lord Peter Death Bredon Wimsey Unsterblichkeit erlangen. Der Held der Kriminalromane von Dorothy L. Sayers ist auch mehr als achtzig Jahre nach seinem ersten Auftreten einer der meist verehrten Detektive der Literatur. In "Der Tote in der Badewanne" beginnt seine unvergleichliche Karriere und wer diesen Menschen kennen lernen will, sollte unbedingt mit diesem Werk beginnen.

Leider gehört der Roman zu den schlechteren der Sayers. Er ist langatmig, kompliziert und oft arg geschwätzig. Zudem kommt Lord Peter zunächst nicht gut weg, wirkt überheblich und elitär. So fristet der Roman eher ein Schattendasein in der Reihe der exquisiten Auftritte des Lords.

Doch das Hörbuch, gelesen von Christian Brückner, ist eine Offenbarung. Die Kürzungen kommen der Story entgegen, lassen sie doch weg, was wirklich verzichtbar ist, heben das Bild des Lords als klugem Ermittler und sorgen für eine Stringenz, die der Roman gelegentlich vermissen lässt. So stellt man als Leser des Buches fest, dass das Hörbuch um Längen besser ist - zumal es sehr gut vorgetragen wird. Und wer das Buch nicht kennt, freut sich erst recht über einen kurzweiligen, intelligent konzipierten und spannenden Krimi.

Es ist selten der Fall, aber "Der Tote in der Badewanne" ist besser als das Buch und diesem unbedingt vorzuziehen. Dank Christian Brückner und der geschickten Dialogregie, die den Roman um gut ein Drittel seines Umfangs gekürzt hat, gehört dieses Debüt zu den Überraschungen auf dem Hörbuchsektor. Fans des Lords werden zwar einwenden, dass nicht eine Zeile seiner geschätzten Ermittlung außen vor bleiben sollte, aber der normale Leser und Hörer von Detektivgeschichten wird sich freuen über diesen wundervollen ersten Auftritt, ganz ohne Längen und Durststrecken.

Stefan Erlemann



CD | CD-Anzahl: 5 | Erschienen: 01. Juli 2001 | ISBN: 9783933199560 | Laufzeit: 370 Minuten | Originaltitel: Whose Body | Preis: 19,95 Euro

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