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 Winzig kleine Gärten

Von der Faszination japanischer Innenhöfe


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis


Japanische Städte sind meist durch Berge, Küsten oder beides räumlich beschränkt. So mussten sich die Einwohner von jeher mit Platzmangel arrangieren, ohne dabei ihre Bedürfnisse zu vernachlässigen. Ein Stück Natur im Haus zu haben ist eines dieser Bedürfnisse. Meist handelt es sich dabei um ein begrüntes Stückchen Innenhof, tsubo-niwa genannt. Diese Gärten hatten traditionell die Ausmaße von zwei tatami-Matten, die jeweils um die 90 Zentimeter mal 1,80 Meter messen. Wenig Platz, um sich zu verwirklichen. Und trotzdem hat diese Gartenkunst einen eigenen Stil mit vielen unvergleichlichen Werken geschaffen, die in ihrem Aussehen alle einzigartig und doch typisch japanisch sind.
Natürlich ging auch diese Form der Gartengestaltung mit der Zeit und passte sich den neuen Stilen und Möglichkeiten der aktuellen Architektur an, ohne dabei ihren eigentlichen Kern zu verlieren.
Michael Freeman zeigt in seinem kleinen Fotoband "Winzig kleine Gärten", der bei DVA erschienen ist, 53 dieser tsubo-niwa, teils in Innenhöfen, teils auf Dachterrassen, die die moderne Interpretation dieser japanischen Gärten zeigen.

Die Bilder sind dabei meist Seiten füllend und zeigen die einzelnen Gärten beziehungsweise besondere Punkte oder Arrangements in ihnen, immer wieder aus neuen Blickwinkeln. Kleine Erklärungen helfen, das Gezeigte in einen Kontext zu setzen und geben Informationen zu verwendeten Materialien oder auch nur den Ort, an dem sich der Garten befindet - denn nicht immer kann man erkennen, ob es sich zum Beispiel um eine Dachterrasse handelt oder um den ebenerdigen Garten eines Hauses.

Neben der Möglichkeit, den Garten aus verschieden Winkeln zu betrachten, muss man die Lichtgestaltung der Fotos loben, die es schafft, auch in modern-kühlem Ambiente eine gewisse Wärme erscheinen zu lassen.
Umgebung und Materialen sind dabei modern: Steine, wenige Pflanzen, oft in Verbindung mit Beton oder Metall. Dass der Bildband trotzdem nicht eintönig wirkt, ist eine lobenswerte Leistung. Spärlich eingesetzte Accessoires wie Teeschalen vermitteln einen Hauch von zeitloser, japanischer Klassik. Ergänzende Texte geben Erklärungen zu Besonderheiten des tsubo-niwa, so zum Beispiel zur Ecke, die stellvertretend für Hauseingänge oder andere leicht übersehbare Orte steht.

Schön wäre es allerdings gewesen, wenn auch der Titel auf die Moderne des Inhalts verwiesen hätte. Freunde von klassischer japanischer Kunst und ebensolchen Einrichtungen werden vielleicht erstmal etwas irritiert durch das Buch blättern. Auch ein Vergleich zwischen traditionellen und modernen Gärten wäre sicherlich reizvoll gewesen, ebenso Gärten in etwas einfacheren, gewöhnlichen Wohngegenden.

Wer aber einen Blick in die aktuellen Herzen der gehobenen Häuser oder Wohnungen Japans werfen möchte, der bekommt einen faszinierenden Einblick, der trotz all des Glases, Betons und Metalls viel japanischen Charme versprüht.

Susanne Fischer



Hardcover | Erschienen: 1. September 2008 | ISBN: 9783421036919 | Originaltitel: Pocket Gardens | Preis: 24,95 Euro | 224 Seiten | Sprache: Deutsch

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