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 Mach´s noch einmal, Charlie!

100 Filme für Kinofans (und alle, die es werden wollen)


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis


Ob Stummfilm oder mit Ton, in Schwarzweiß oder Farbe: Das Kino begeistert Jung und Alt seit der Erfindung der laufenden Bilder. Zahllose Kritiker und Filmliebhaber haben zahllose Kanons mit den wichtigsten, besten oder erfolgreichsten Filmen aller Zeiten zusammengestellt.
Auch der Journalist und Buchautor Thomas Binotto hat sich mit dem Buch "Mach’s noch einmal, Charlie!" dieser Aufgabe gewidmet. Das Besondere daran: Dieser spezielle Kanon richtet sich vorwiegend an Kinder und Jugendliche, um ihnen die faszinierende Welt des Kinos näherzubringen.

Zehn Kapitel sind, nach Filmgenres sortiert, zusammengekommen. Nach einem Vorspann, der in die Thematik des Buches einführt sowie einige Hinweise für Eltern bereithält, bildet das Stummfilmkino den Auftakt. Natürlich dürfen hier so wichtige Werke wie "Goldrausch" von und mit Charlie Chaplin und "Metropolis" von Fritz Lang nicht fehlen. Für Überraschung sorgt dagegen die Einbeziehung des russischen Kriegsfilms, den man in dieser Auswahl für Kinder und Jugendliche nicht zwingend vermutet hätte.
Es folgt ein Kapitel über Zeichentrickfilme und Animes. Walt Disneys Werke werden ebenso gewürdigt wie Hayao Miyazakis. Auch "Nightmare before Christmas" von Tim Burton schafft es in den Kanon.
Spannend wird es danach: "Lola rennt" und "Arsen und Spitzenhäubchen" sind in dem Kapitel über Kriminalfilme zu finden. Aber was wäre ein solches Thema ohne Altmeister Alfred Hitchcock, und so stammen gleich zwei Beiträge von ihm, nämlich "Der unsichtbare Dritte" sowie "Die 39 Stufen".
Um komische Filme dreht sich alles im folgenden Kapitel. Ob Marx Brothers, "Käpten Blackbeards Spukkaschemme" - ein wunderbarer Film aus den sechziger Jahren mit Peter Ustinov in der Hauptrolle - oder Louis de Funès in "Die Abenteuer des Rabbi Jacob": Hier kann herzhaft und auf viele unterschiedliche Weisen gelacht werden.
Abenteuerfilme erfahren in Filmkanons jeglicher Art oftmals eine eher stiefmütterliche Behandlung. Binotto widmet ihnen gleich ein ganzes Kapitel und stellt bekannte Blockbuster wie "Fluch der Karibik" und "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug" neben klassische Filmhelden wie Zorro, Robin Hood und Fanfan, der Husar.
Einfach märchenhaft geht es in dem gleichnamigen Kapitel zu, das jedoch längst nicht nur Märchenklassiker wie "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" bespricht, sondern auch George Lucas’ "Krieg der Sterne" oder "Mr. Deeds geht in die Stadt" mit Gary Cooper.
Es folgt ein Kapitel über Tierfilme, und so lernen junge - und ältere - Leser das Schweinchen Babe, das Pferd Seabiscuit und den Wal Moby Dick kennen.
Und wo tierische Helden sind, dürfen die klassischen Superhelden natürlich nicht fehlen. Unter anderem haben es Tarzan, Pippi Langstrumpf und Spider-Man in diese Auswahl geschafft.
Familienbandenkriege ist der Titel des anschließenden Kapitels, und dieser trifft den Inhalt recht gut. Man findet hier "Stand by me", "… denn sie wissen nicht, was sie tun" und "Jeune Homme", also Filme, die sich um die Jugend und das Erwachsenwerden drehen.
Den Abschluss des Buches bildet ein thematisch recht interessantes Kapitel; es geht nämlich um Kinofilme über das Kino. "Die Truman Show" wird hier etwa vorgestellt, ebenso wie "Boulevard der Dämmerung" von Billy Wilder und Woody Allens "The Purple Rose of Cairo". Das Buch endet schließlich mit einem Abspann mit Danksagungen, Bildnachweisen sowie einem alphabetisch geordneten Filmregister.

Was dieses Filmbuch, das sich vorwiegend an junge Kinofans richtet, von ähnlichen unterscheidet, ist die Auswahl der dargestellten Filme. Es geht weniger darum, einen typischen Kanon mit den besten Filmen aller Zeiten zusammenzustellen, sondern es geht um die Vermittlung des Mediums Kino, um die damit verbundenen Emotionen und die kleinen und großen Filmperlen, die sicher ihre Fehler und Macken haben, die aber ihren ganz eigenen Charme bergen. So zeugt die Filmauswahl von viel cineastischer Ahnung und Erfahrung. Sie wird jungen Lesern viele gute Filme vorstellen und den älteren Lesern so manches nostalgische Seufzen entlocken, denn viele Beiträge stammen nicht aus den letzten Jahren und führen so manchen vergessenen Filmklassiker wieder in Erinnerung.
Etwas ungünstig hingegen ist der Aufbau des Buches ausgefallen. Statt jedem ausführlich besprochenen Film seine Doppelseite Platz zuzusprechen, werden die einzelnen Besprechungen nur durch unauffällige Kapitelsymbole voneinander abgegrenzt. Ab und an stehen die Fakten und Fotos zum jeweiligen Film jedoch schon hinter diesen Symbolen, könnten also quasi dem nächsten Film zugeordnet werden. Das ist ein unnötig verwirrender und auch chaotischer Aufbau, zumal weder Überschriften - zum Beispiel der Name des besprochenen Films - noch sonstige Hinweise bei der Orientierung dienen. Allerdings ist dies auch der einzige Wermutstropfen angesichts der vielen schönen Details, Hintergrundinformationen und Erklärungen, die Binotto in seinem Buch liefert.

Mit "Mach’s noch einmal, Charlie!" ist eine interessante Idee gut umgesetzt worden. Die Filmauswahl zeugt gleichermaßen von Sachverstand, Nostalgie und dem Spaß des Autors an dieser Arbeit. Auch der lockere Erzählton der Texte, in die sich viele Hintergrundinformationen mischen, liest sich angenehm. Leider trübt der nicht ganz optimale Aufbau der Kapitel und einzelnen Filmvorstellungen das positive Gesamtbild. Seit Januar 2009 gibt es übrigens eine günstigere Neuauflage in broschierter Form.

Tina Klinkner



Hardcover | Erschienen: 01. Februar 2007 | ISBN: 9783827051653 | Preis: 16,90 Euro | 324 Seiten | Sprache: Deutsch

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