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 Es war nicht Kolumbus

Die wahren Entdecker der Neuen Welt

Autoren: Tony Horwitz
Übersetzer: Harald Stadler
Verlag: mareverlag

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis


Die Entdeckung Amerikas geschah nicht auf einmal. Es waren mehrere beschwerliche Schiffsreisen über Hunderte von Jahren notwendig, bis die Europäer wirklich einen korrekten Eindruck des gewaltigen Landes besaßen und es besiedelten. Diese Entdeckergeschichte erzählt Tony Horwitz im Zeitraffer in "Es war nicht Kolumbus".

Ausgehend von seiner Erfahrung beim Besuch in Plymouth, um auf den Spuren der Pilgerväter zu wandeln, ist Tony Horwitz ein wenig enttäuscht und erfährt, dass es zwischen der ersten Fahrt Kolumbus und dem Anlanden der Pilger eine bewegte Geschichte gibt, die kaum einer kennt. Und eben jene stellt er in seinem locker erzählten Fachbuch vor.

Wer mit der Geschichte der Entdeckung beginnt, muss mit den Wikingern anfangen, denn diese setzten als erste Europäer einen Fuß auf amerikanischen Boden. Hierzu werden alte Sagen vorgestellt, deren historische Echtheit durch archäologische Artefakte belegt wurden. Weiter geht es dann mit der bekannteren Reise von Kolumbus und seinem großen Irrtum, sowie seiner persönlichen Unfähigkeit, wichtige Posten mit den richtigen Leuten zu besetzen. Doch was die ersten Seefahrer begonnen hatten, führten die Spanier in weitaus größerem Stil weiter. Deren Suche nach Gold und anderem Reichtum wurde mit Blut und Gewalt geschrieben, wobei Tony Horwitz auch die Ausnahmen erwähnt, die versucht haben, gemeinsam mit den Indianern die neue Welt zu entdecken.

Ein wenig Schalk ist dabei, wenn es um die Hugenotten geht. Denn schließlich waren sie die allerersten Religionsflüchtlinge, die in Amerika ihr Glück machen wollten. Doch auch diese waren nach anfänglichem Eingewöhnen nicht viel besser als die Spanier. Und auch die restliche Geschichte ist getränkt mit Blut, wenn vom Abschlachten der Indianer, dem Verschiffen afrikanischer Sklaven als billige Arbeitskräfte und der allmählich beginnenden Besiedlung Amerikas die Rede ist.

In "Es war nicht Kolumbus" gibt sich Horwitz, als würde er dem Leser große Neuigkeiten verkünden, die er so noch nicht gehört hat. Dies mag vielleicht auf sein amerikanisches Lesepublikum zutreffen, doch ein Europäer ist schon etwas irritiert, wenn davon ausgegangen wird, dass er nichts über die Eroberung Amerikas weiß. Andererseits weiß Horwitz auch zu erzählen, würzt historische Fakten und Geschichten mit eigenen Reiseerlebnissen zu den Gedenkstätten und Museen und erschafft so ein umfassendes Bild der Ereignisse, die sich bis zur Besiedlung Amerikas durch Europäer zugetragen haben. Leider ergibt sich durch seinen saloppen Ton auch ein eher schwammiges Bild der historischen Tatsachen. Hier wäre ein etwas weniger lässiger Stil angebrachter gewesen. Insgesamt wäre das Buch ein Stück besser, wenn Tony Horwitz nicht verkrampft versuchen würde, einen historisch angehauchten Bill Bryson abzugeben.

"Es war nicht Kolumbus" bietet einen netten Überblick über die frühe Geschichte des amerikanischen Kontinents, die ersten Eroberer und die meist blutigen Zusammentreffen mit den Indianern. Löblich ist, dass beide Seiten weder verherrlicht noch verurteilt werden, so dass der Leser sich sein eigenes Bild machen kann.

Daniela Hanisch



Hardcover | Erschienen: 01. August 2008 | ISBN: 9783866480933 | Originaltitel: A Voyage Long and Strange: Rediscovering the New World | Preis: 29,90 Euro | 560 Seiten | Sprache: Deutsch

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