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Die Diagnosen, die Dörte attestiert werden, sind beeindruckend: Somatisierungsstörung, autistische Züge, antisoziale Persönlichkeit, starker Narzissmus und schizoide Züge. Nichtsdestotrotz ist Dörte hochintelligent und schafft es binnen kürzester Zeit, sich als Biologin mit Schwerpunkt "Käfer" einen Arbeitsplatz in einem renommierten Pharma-Konzern zu sichern. Ihr Leben beginnt allerdings aus den Fugen zu geraten, als ein Pathologe sie um Rat bezüglich einer seltenen Käferart bittet, die auf einer Leiche gefunden wurde. Der Tote gehörte zum Institut, an dem Dörte tätig ist, und die Käfer sind eine seltene madagassische Art, die in Deutschland ebenfalls nur in dem Pharma-Konzern vorkommt. Ist Dörtes Arbeitgeber in finstere Machenschaften und obskure Geschäfte verwickelt? Und sucht der Russe, der Dörte augenscheinlich liebt, wirklich nur aus emotionalen Gründen die Nähe der hübschen, aber widerspenstigen Biologin? Dörte droht sich in einem Netz aus Verschwörung und Verfolgungswahn zu verstrickenÂ…
"Die Käferfrau" ist ein amüsanter, fesselnder Unterhaltungsroman der Schriftstellerin Mika Frankenberg und wurde mit einem Literaturstipendium des Landes Hessen gefördert. Der Roman lebt durch die originelle, freche Charakterisierung der Protagonistin, welche die Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählt. Dabei schiebt die Autorin immer wieder Episoden aus Dörtes Vergangenheit ein, an die sich die Heldin erinnert, wodurch sie authentischer wird. Besonders die Akten und der Schriftverkehr zwischen dem Jugendamt und Dörtes Pflegeeltern künden von einer gewissenhaften Recherche der Verfasserin, die sich sehr viel Mühe bei der Ausformulierung des Plots gegeben hat. Schlussendlich geht es allerdings mehr um die dubiosen Geschäfte von Pharma-Firmen als um Insekten und Käfer. Daher könnten Titel und Klappentext leicht missverstanden werden. Der Schreibstil von Mika Frankenberg ist leicht verständlich, flüssig und sehr unterhaltsam, ohne anspruchslos oder platt zu wirken. Trotz seiner humorvollen und teils satirischen Ausrichtung besitzt die Geschichte viel Gehalt und beschäftig den Leser noch nachhaltig. Käferfans werden vermutlich enttäuscht sein, dass die kleinen Krabbler nur Staffage sind, doch wer Lust hat auf einen packenden und witzig geschriebenen Pharma-Thriller mit einer skurrilen Persönlichkeit als Protagonistin, ist hier goldrichtig.
Die Umschlaggestaltung passt hervorragend zum Titel und das Profil der Dame in der oberen Hälfte scheint Dörte wie aus dem Gesicht geschnitten. Papier, Satz und Klebebindung sind von erstklassiger Qualität und machen das Buch zu einer stabilen Urlaubslektüre, die auch den Transport in Reisetaschen unbeschadet übersteht.
Fazit:
Ein wunderbar geschriebener Pharma-Thriller mit einer frechen, kantigen Heldin. Mal humorvoll, mal ernsthaft und dennoch anspruchsvoll ist "Die Käferfrau" eines der bemerkenswertesten Bücher des Frühjahrs 2009.