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 Die Flandern-Saga, Band 3: Das flandrische Siegel

Serie: Die Flandern-Saga, Band 3
Autoren: Marie Cristen
Verlag: Knaur

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Die Flandern-Saga, die bisher die Bände "Beginenfeuer" und "Die Stunde des Venezianers" umfasst, erhält einen weiteren Band.

War im letzten Band Aimée die Hauptfigur, dreht sich diesmal alles um ihre Enkeltochter Christine.
Christine kommt in allem nach der Großmutter: Intelligent, stur, mit Geschäftssinn, eigenwillig und freiheitsliebend, gerät sie öfter mit ihrem Vater und ihrem ältesten Bruder Matthis in Konflikt. Vor allem ihre Hochzeit ist so ein Thema. Der Vater und der Bruder wollen, dass sie Hendrik van der Molen heiratet, einen Kaufmannssohn aus Brügge. Christine hingegen denkt gar nicht dran, zu unsympathisch ist ihr Hendrik, zu sehr wünscht sie sich, aus Liebe zu heiraten.
Auch Lukas, ihr zweiter Bruder, leidet unter der Herrschaft von Bruder und Vater. Er ist ein begnadeter Maler, doch der Umgang mit Pinsel und Farbe wird ihm verboten, lieber soll er endlich die Geschäfte kennen lernen und ebenfalls Kaufmann werden, wie seine Vorfahren.
Als die Umstände für die beiden immer verzweifelter werden, fliehen sie aus Brügge, in Begleitung von Daniel, Christines jüdischem Geliebten, und Hannah, ihrer ebenfalls jüdischen Jugendfreundin. Venedig, die Heimat ihres Großvaters, ist ihr Ziel: Dort kann Lukas malen und die anderen können in Freiheit und ohne Judenverfolgung leben.

Doch kein Weg ist einfach: Anstatt in Venedig landen die vier in London, dort sitzen sie wegen der Winterstürme anfangs fest. Doch damit nicht genug, hier geraten sie öfter in Gefahr für Leib und Leben.

Nicht nur in London ist das Leben schwierig, auch in Brügge leidet die Familie: Hendrik, erzürnt über die Flucht seiner Verlobten, erpresst das Handelshaus Contarini und behauptet, Lukas sei ein flüchtiger Mörder und setzt weitere üble Gerüchte in Umlauf. So müssen die Contarinis in zwei Ländern um ihr Fortbestehen kämpfen …

Die Flandern-Saga hat sich ganz den starken Frauen als Hauptfiguren verschrieben, auch "Das flandrische Siegel" macht hier keine Ausnahme. Diesmal allerdings erlebt man den Werdegang von verwöhnter Tochter und Liebling der Familie zu einer Frau, die viel erlitten und gelernt hat, hautnah mit. Die Ereignisse in London sind prägend für Christine: Sie verliert alles, gibt fast auf, fasst aber dennoch neuen Lebenswillen. Der Kampf um ihr Glück ist berührend zu lesen.
Aber Lukas ist eine harte Konkurrenz um die Lesergunst. Die Darstellung seiner Fähigkeiten, gepaart mit den Widrigkeiten, die er in Kauf nimmt, um endlich malen zu dürfen, sind faszinierend und geben ein gutes Bild darüber, wie schwer es sein kann, seinen Weg zu gehen. Besonders die Annäherung zwischen Lukas und Hannah, die sich langsam ineinander verlieben, ist sehr sensibel geschrieben und berührt den Leser sehr. Hier nimmt man auch die Schwierigkeiten, die die Juden im Mittelalter hatten, wieder wahr. Es wird auch gezeigt, dass beide Religionen ihre Kinder stark unter Druck setzen und einschränken und dies weitere Fesseln sind, mit denen die Figuren des Romans zu kämpfen haben.

Marie Cristen schreibt sehr flüssig und gut lesbar, nie stockt die Spannung, immer passiert etwas Neues, so dass man nie wirklich durchatmen kann. Dabei treibt sie einen nicht von einer gefährlichen Situation zur nächsten, auch die romantischen Szenen sind spannend geschrieben.

Leser, die die anderen beiden Bände der Flandern-Saga bereits kennen, werden auch um diesen dritten Band nicht herum kommen.
Allerdings ist ein Vorwissen nicht nötig, man kann diesen Band auch unabhängig von den anderen lesen.

Anja Thiemé



Hardcover | Erschienen: 01. Februar 2009 | ISBN: 9783426662205 | Preis: 16,95 Euro | 560 Seiten | Sprache: Deutsch

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