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 Meat

Übersetzer: Stephan Glietsch
Verlag: Heyne

Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Irgendwann in einer düsteren Zukunft: Die Stadt Abyrne ist umgeben von öder Wildnis. Hier wächst nichts, gibt es keine Natur oder Landwirtschaft, sondern außerhalb der Stadt wartet nur der Tod. Innerhalb der Stadt aber floriert eine gigantische Industrie von Schlachthöfen und Fleischfabriken. Herrscher über diese blutige und kalte Welt ist der allmächtige Despot Rory Magnus, der das Volk nach seinen obskuren, religionsgleichen Vorstellungen lenkt. In dieser Zukunft ist Fleisch Leben und Religion zugleich.
Teil davon ist Richard Shanti, der in den Schlachthäusern arbeitet und von seinen Kollegen den Namen "Eispickel" erhalten ist, denn niemand tötet so unermüdlich, so präzise und kalt wie er. Shanti ist das Aushängeschild dieser neuen Gesellschaft, die sich fast ausschließlich und zwanghaft von riesigen Mengen Fleisch ernährt. Doch niemand weiß, wie es in Shantis Innenleben aussieht. Er ist heimlicher Vegetarier und durchschaut die Mechanismen von Abyrne. Bald schon braut sich eine Revolte zusammen unter der Führung eines Mannes namens John Collins, der sich als Prophet erhoben hat und Magnus’ Herrschaft beenden will …

"Meat" ist der Debütroman von Joseph D’Lacey und, man kann es direkt sagen, nicht zu empfehlen für Vegetarier oder für Zartbesaitete.
"Meat" hat von vielen Lesern begeisterte Kritiken erhalten. Als unheilvolle Fabel, als Dystopie und verzerrtes Spiegelbild unserer Gesellschaft mag das Buch auch den einen oder anderen Pluspunkt haben, wenn man bereit ist, einiges hineinzuinterpretieren, insgesamt aber macht es gar keinen Spaß, diesen Roman zu lesen. Da hilft es auch nicht, dass Stephen King auf dem Klappentext verkünden darf "Joseph D’Lacey rocks!". Man fragt sich, ob Stephen King eventuell ein anderes, noch unbekanntes Buch des Autors gelesen und bewertet hat.
Gegen die sehr drastischen Schilderungen der Vorgänge im Inneren der Schlachthäuser spricht eigentlich nichts - es sei denn, man plant später noch eine Grillparty -, aber dann wird es wirklich schräg. Schnell ahnt der Leser, dass es sich bei den hier Getöteten und Gegessenen nicht um Tiere handelt, sondern um Menschen oder zumindest Menschenähnliche - das wird zunächst nicht klar - und dass hier etwas Schreckliches vor sich geht.
Eigentlich erwartet man ja als Fan von Horrorromanen eklige und bizarre Schilderungen, man will, dass einem beim Lesen ein Schauer über den Rücken läuft, aber hier sind die Analogien von Mensch und Vieh ermüdend und geschmacklos.
Vor allem die sexualisierten Szenen, von denen es einige gibt, lassen einen einfach nur den Kopf schütteln, so dümmlich wirken sie. Der Roman wirbt damit, einen tiefgehenden Subtext zu besitzen, stößt aber meistens nur ab, auch wenn man nicht zimperlich ist. Zieht man aber das ganze Blut, die unappetitlichen Sexszenen, die drastischen und brutalen Geschehnisse ab, dann bleibt eigentlich nichts mehr übrig von dieser Story. Sie ist platt und bar jeglicher Erklärungen, wie das hier beschworene Endzeitszenario eigentlich zustande kam. Was bleibt, ist ein ziemlich sensationsgeiler Horrorroman, der gerne tiefgründig wäre, es aber nicht ist.

Wer dem Fleischessen abschwören will und einen Motivationsschub dabei braucht, der kann ruhig einen Blick in "Meat" riskieren, denn man wird danach aus purem Ekel kein Fleisch essen wollen, zumindest nicht unmittelbar nachdem man das Buch aus der Hand gelegt hat. Ansonsten erzeugt dieser Roman beim Leser aber nur Widerwillen, außer man hat einen sehr schrägen Sinn dafür, was unterhaltsam oder gar tiefgründig ist.

Christina Liebeck



Taschenbuch | Erschienen: 01. März 2009 | ISBN: 9783453433724 | Originaltitel: Meat | Preis: 8,95 Euro | 446 Seiten | Sprache: Deutsch

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