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 Wundersame Wildnis 4

Verlag: Epix

Cover
Gesamt ++++-
Action
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Extras
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Pflanzen und Tiere haben mitunter die Fähigkeit, neue Lebensräume regelrecht im Sturm zu erobern. Der Mensch hilft ihnen oft unwissentlich dabei, indem er ihnen Transportmittel zur Verfügung stellt, die sie in die neue Heimat bringen: Schiffe, Flugzeuge und andere Verkehrsmittel.
Der vierte Teil der Serie "Wundersame Wildnis" befasst sich einerseits mit solchen "blinden Passagieren", aber auch mit versehentlich ausgewilderten exotischen Lebewesen. Zum anderen geht es um die Erforschung des Weltklimas in prähistorischer Zeit anhand von Eisbohrkernen im nordöstlichen Sibirien.
Zu den Um- und Übersiedlern gehören nicht nur südamerikanische Nandus, deren Nahrungsgrundlage im Mecklenburgischen der Raps bildet, sondern unter anderem auch die chinesische Wollhandkrabbe, neuerdings an der Elbe beheimatet, in China wegen ihrer Bedeutung als Delikatesse wild gar nicht mehr vorkommend. Ein Neubürger in Heidelberg ist der Halsbandsittich, dessen recht umfangreicher frei lebender Bestand wohl auf ein in den Siebzigern dem privaten Halter entfleuchtes Pärchen zurückgeht.
Der Film befasst sich nicht nur mit solch scheinbar aparten Bereicherungen der einheimischen Fauna. Natürlich sind manche "Migranten" bedrohlich, etwa Insekten wie Ameisen, die womöglich an unsere heimische Umwelt besser angepasst sind als angestammte Arten. Forscher gehen in dem Film zudem der Frage nach, ob eine eingeschleppte Quallenart die Heringsbestände schädigen kann, und ob entwichene Waschbären im Mecklenburgischen möglicherweise durch Verzehr von dessen Eiern den Kranich zurückdrängen.
Im zweiten Abschnitt des Films wird ein deutsch-russisches Forschungsprojekt vorgestellt, in dessen Rahmen es um die Erforschung eines Kratersees im sibirischen Permafrostgebiet geht. Die Forscher versprechen sich Aufschlüsse über das prähistorische Klima und mögliche Rückschlüsse auf die gegenwärtige Erwärmung. Zugleich werden Szenen aus der Schweiz und aus Deutschland - Zugspitze und Harz - gezeigt, die auf die Problematik abschmelzender Permafrostregionen hinweisen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sowohl die Integration exotischer Arten als auch die Untersuchung von Permafroststätten einige Überraschungen bereithalten - nicht nur für den Betrachter, sondern durchaus auch für Biologen, Geologen und Wissenschaftler aus anderen Disziplinen.
Der Film fasst zwei Fernsehsendungen zu den jeweiligen Themen zusammen und kann sowohl auf Englisch - original - als auch auf Deutsch angesehen werden. Zum Bonusmaterial gehören unter anderem die schönsten Bilder aus beiden Bereichen, sehr ansprechend und in ruhiger Abfolge präsentiert.
Die Dokumentationen zeigen die Ist-Situation, also unter anderem die Invasion durch die Wollhandkrabbe und die aggressive, Allergien hervorrufende Herkulesstaude, ursprünglich eine Zierpflanze und Bienenweide in Gärten und Parks, ebenso aber die Historie und die derzeitige Forschung oder auch Nutzung. Für den letztgenannten Aspekt mag wieder die Wollhandkrabbe als Beispiel dienen, denn ein Fischer von der Elbe bedient sich ihrer, um interessierte chinesische Geschäftspartner zu beliefern - sicher bald auch Deutsche, wenn der kulinarische Wert des Exoten sich erst einmal herumgesprochen hat.
Dank der Filmsequenzen erhält der Betrachter einen kurzweiligen und vielseitigen, dabei gut verständlichen und immer bestens kommentierten Einblick in das jeweilige Thema. Sachlichkeit hat Vorrang vor Politik und Ethik, doch auch diese Elemente kommen nicht zu kurz, könnte doch etwa die Vernichtung der Heringsbrut durch eine exotische Qualle katastrophale Folgen haben - und wer möchte andererseits schon einfach die tierischen Einwanderer mit Stumpf und Stiel ausrotten. Bei der überaus aggressiven Herkulesstaude sieht es freilich anders aus. Hier werden Umweltschützer gezeigt, die versuchen, möglichst alle Pflanzen auszugraben. Mit gutem Grund, wie der Film nachweist.
Phantastische Bilder, mutige und hartnäckige Forscher, bezaubernde Landschaften, ungewöhnliche Lebewesen: Dieser Film gibt einen interessanten Einblick in die Launen der Natur, die mancher Widrigkeit trotzt, gelegentlich auch den Vermutungen der Wissenschaftler.

Regina Károlyi



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 01. März 2009 | Laufzeit: 90 Minuten | Preis: 22,99 Euro | Untertitel verfügbar in: - | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Englisch

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