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 Terror

Autoren: Dan Simmons
Übersetzer: Friedrich Mader
Verlag: Heyne

Cover
Gesamt ++++-
Brutalität
Spannung


Am 19. Mai 1845 laufen die beiden Expeditionsschiffe HMS Erebus und HMS Terror aus, um im Auftrag Ihrer Majestät die nördliche Polarzone anzusteuern. Ihr Ziel ist es, die berüchtigte Nordwestpassage zu finden, jenen Seeweg, auf dem sich der nordamerikanische Kontinent umrunden lässt. Unter der Leitung von John Franklin (Erebus) und Francis Crozier (Terror) wühlen sich die beiden Eisbrecher durch die oft meterdicken Schollen, bleiben bald stecken und zwingen die Männer schon im ersten Jahr zur Überwinterung im Eis. Auch im folgenden Sommer kommen sie kaum voran und müssen bald vor der einsetzenden Kälte kapitulieren. Bald sterben die ersten Männer an Tuberkulose und Auszehrung; der Rest der Mannschaft leidet an Skorbut, Schneeblindheit und der teils verdorbenen Konservennahrung. Die Erebus - schwer beschädigt durch das Eis - ist in den wenigen Sommertagen, die eine Fahrt durch die Schollen zulassen, kaum noch manövrierfähig, und die Kohlevorräte schwinden dahin. Zudem lauert noch eine ganz andere Gefahr im ewigen Eis, die sich den völlig entkräfteten, teils paranoiden Seeleuten erst nach und nach enthüllt ...

Die Franklinexpedition gilt als eine der grössten Katastrophen der Polarerforschung. Ihr Schicksal ist bis heute ungeklärt; weder die Terror noch die Erebus konnten bis zum heutigen Tag gefunden werden, und auch nach der Auswertung der spärlichen Schriftzeugnisse aus den letzten Tagen sowie mündlichen Berichten der Inuit konnte das Schicksal der Verschollenen nicht geklärt werden. Nachdem sich schon andere Autoren des Stoffes angenommen haben - darunter Sten Nadolny ("Die Entdeckung der Langsamkeit") - legt nun Dan Simmons, der amerikanische Bestsellerautor, seine ganz eigene Version vor. Simmons, der sich vor allem durch seine SF-Saga "Hyperion" einen Namen gemacht hat, verquickt in atemberaubender Manier die Genres des Abenteuer- und Horrorromans miteinander. In drei wohldurchdachten Strängen erzählt er die Geschichte der Expedition als eine Art literarische Kolportage; abwechselnd kommen die Kapitäne Franklin und Crozier sowie ein Schiffsarzt zu Wort, die - zeitlich versetzt - den Alptraum jener drei Jahre festhalten, in denen die Erebus und die Terror im Eis festsaßen. Die phantastischen Elemente bleiben dabei zunächst vage, ja lassen sich als Folge der wachsenden Paranoia und Mangelernährung an Bord deuten, ebenso wie das jähe Auftauchen der stummen Inuit Silence, die als Mittlerin zwischen den Welten fungiert. Doch je weiter der Roman voranschreitet, desto mehr verdichtet sich die Stimmung, und die Realität entrückt den im Eis Gestrandeten mehr und mehr.

Ein ungewöhnliches Buch von Dan Simmons, der sich hier zu neuer Meisterschaft aufschwingt und dabei einen gänzlich anderen Ton trifft als in seinen bisherigen Werken. "Terror" liest sich unterkühlt und nüchtern, um sich dann aber immer mehr ins Schrille und Düstere zu verfärben. Der Kniff, die Handlung zeitlich versetzt zu erzählen, erfordert anfangs etwas Aufmerksamkeit vom Leser, trägt aber zur atemberaubenden Spannung bei. Allerdings sollte man dieses Buch besser nicht im Sommer lesen, will man nicht beständig einen Kälteschauer und ein unangenehmes Frösteln im Rücken spüren ...

Hagen Hoffmann



Taschenbuch | Erschienen: 01. Dezember 2008 | ISBN: 9783453406131 | Originaltitel: Terror | Preis: 10,95 Euro | 990 Seiten | Sprache: Deutsch

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