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 Fuel

Verlag: Codemasters

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Bedienung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Ton
Auf der Landstraße herrscht zu viel Lastwagen-Verkehr. Also runter vom Asphalt und querbeet durch die Landschaft! Die schönsten Aussichtspunkte liegen ohnehin abseits der Wege.
„Fuel“ von Codemasters macht’s möglich. Eine riesige Spielwiese für Offroad-Freunde tut sich auf, die in der Rennspiel-Welt ihresgleichen sucht: Von der Küste bis zu den schneebedeckten Bergen, vom dichten Wald bis zum trockenen Canyon ist alles dabei, und eine Hintergrundgeschichte gibt es auch. Das Wetter hat sich gegen die Menschheit gewandt: Meere überfluteten das Land, die Sonne brannte ungehindert auf die Erde nieder, die Klimakatastrophe schickte ein Unwetter nach dem anderen. Die Menschheit hat sich in sichere Gefilde zurückgezogen, aber einige Freaks sind geblieben und nutzen einen großen Fleck Landschaft für ausgefallene Rennen, die mal über Straßen, mal querfeldein führen. Der Sieger erhält Fuel, alle anderen gehen leer aus. Alternativ kann man auch Herausforderungen meistern, die ebenfalls Sprit einbringen.

Dieser Background ist zwar eigentlich irrelevant, rundet das Spiel aber nett ab und dient als Erklärung für all die Auto-, Schiffs- und Flugzeugwracks, die überall verstreut herumliegen und immer wieder lästige Hindernisse auf der Rennstrecke abgeben. Von dem verdienten Fuel kann sich der Spieler neue Fahrzeuge kaufen, die Auswahl reicht vom Motorrad über Quads und Musclecars bis zum Truck, alles für Straße und Offroad erhältlich. So kommt eine enorme Anzahl an Fahrzeugen zusammen, mit denen man die Rennen meistern kann. Die beschränken sich im Karriere-Modus auf normale Rundenrennen oder Checkpointrennen von A nach B über verschiedene Stationen. In letzteren ist dem Spieler keine Grenze zur Wegfindung gesetzt, man kann also auch gewagte Abkürzungen nehmen, solange man keinen Checkpoint dadurch auslässt. Die Rennen sind in drei Schwierigkeitsgraden zu meistern. Hier fährt man gegen andere Wagen, bei den Herausforderungen ist man dagegen alleine unterwegs. Man muss in einer bestimmten Zeit ein Ziel erreichen, den Hubschrauber, der einen am Start abgesetzt hat, verfolgen und bis zum Ziel überholen, Blitzrennen gegen die Uhr absolvieren, bei denen man pro Checkpoint ein wenig Zeit dazu erhält, oder Fahrzeuge verfolgen und einholen, bevor die Zeit abläuft.

Die große Landschaft ist dabei in mehrere Bereiche eingeteilt, die man nach und nach mit gewonnenen Rennen freischalten kann und die immer anspruchsvoller werden – bei einem dieser Rennen muss man etwa damit umgehen, dass ein Hurrikan die Landschaft um einen herum verwüstet, und kommt am Ende der Windhose sehr nahe; ein anderes führt durch einen Sandsturm, in dem man sich nur anhand von Landschaftsumrissen und der GPS-Pfeile orientieren kann. Wenn man keine Lust auf Rennen hat, kann man auch einfach durch die Landschaft fahren, herumliegende Fuel-Fässer oder Designs für die Fahrzeuge einsammeln, Trucks verfolgen, die bei Erreichen alle Aussichtspunkte, Designverstecke und Herausforderungen auf der jeweiligen Bereichskarte preisgeben – diese müsste man sonst entdecken, indem man einfach mal herum fährt. Und das kann sehr lange dauern, denn die „Fuel“-Welt ist riesig. Wenn man sie von oben links nach unten rechts durchqueren will, sollte man einige Stunden einplanen. Dabei hat man selten das Gefühl, dass sich die Landschaft wiederholen würde, die Designer haben ganze Arbeit geleistet. Und nicht nur die Landschaft beeindruckt: In schöner Regelmäßigkeit wechseln sich Tag und Nacht ab und nicht überall herrscht schönes Sonnenwetter. Regen, Schnee und Gewitterkulisse bis hin zu besagtem Hurrikan schaffen ein stimmungsvolles Ambiente. Und dabei sieht das alles auch noch wirklich toll aus. Da ist es verschmerzbar, dass sich bei hoher Fahrgeschwindigkeit die Grafik, auf die man zusteuert, bisweilen nur langsam zu voller Detailliertheit aufbaut und immer wieder weiße Punkte oder Linien in der Umgebung aufblitzen, die wie Grafik-Nahtstellen anmuten. In zwei Fällen machte sich die frei drehbare Verfolgerkamera plötzlich selbstständig und zeigte den Fahrer von der Seite – ungünstig mitten in einem Rennen. Aber das alles kann den Spaß nicht schmälern, den dieses Spiel auch nach vielen Spielstunden macht.

Es gibt drei Kameraperspektiven, die mit Druck auf den rechten Stick geändert werden können. Zwei davon sind aber nicht wirklich praktisch: Die Stoßstangen-Kamera ist vor allem bei Strecken über holpriges Gelände bei hoher Geschwindigkeit nahezu unbrauchbar, eine der beiden Verfolger-Kameras ist zu nah am Fahrzeug, man sieht die Strecke kaum. Es bleibt die dritte Perspektive, die etwas weiter vom Fahrzeug entfernt ist. Die Cockpit-Perspektive, die man im Eröffnungsvideo mehrmals gezeigt bekommt, liegt leider nicht vor. Eine Rückblick-Option oder gar einen Spiegel gibt es nicht, man muss sich entweder auf die kleine Karte in der linken unteren Bildschirmecke verlassen oder während der Fahrt waghalsig die Kamera um das eigene Fahrzeug drehen, um festzustellen, wie nah die Gegner schon sind.
Durch Drücken der Dreieckstaste kann man sich, wenn man ungünstig von der Strecke abkommt (und etwa einen Abhang hinabstürzt) wieder auf die Strecke zurücksetzen lassen. Das funktioniert leider nicht immer richtig: Da wird man wieder auf der Klippe abgesetzt, die man gerade hinabrutscht, oder sehr ungünstig auf der Bande, gegen die man gerade gekracht ist. Ärgerlich ist auch, dass man auf der Strecke sehr weit zurückgesetzt wird. In der Regel kann man gerade bei den schwereren Rennmodi das Rennen gleich neu starten, wenn man mehr als einmal auf diese Rücksetzfunktion zugreifen musste.
Man kann offline oder online durch die Landschaft cruisen, das macht eigentlich keinen Unterschied. Daneben gibt es natürlich die Option, online gegen andere Spieler in Rennen anzutreten oder Freunde dazu einzuladen. Auf einen Zweispielermodus wurde verzichtet, was schade ist. Außerdem kann man eigene Rennstrecken erstellen, indem man bis zu 32 Checkpoint-Punkte auf der Landkarte verteilt. Leider kann man die Rennen weder benennen noch bestimmen, wie viele Wagen welchen Typs daran teilnehmen oder welches Wetter dabei herrschen soll. Diese Rennstrecken sind ausschließlich im Online-Modus interessant, wenn man sie dort in einem selbst aufgemachten Rennen auswählt. Hier wäre ein bisschen mehr Singleplayer-Freundlichkeit schön gewesen.

Das Prinzip, ein großes Gelände zu schaffen, in dem man entweder frei herumfahren oder an Rennen teilnehmen kann, ist nicht neu: Schon auf der PS2 gab es ein ähnliches Prinzip beim Snowboard-Spiel „SSX 3“. „Fuel“ mutet aber eher wie eine Kreuzung aus „GTA 4“ und „Motorstorm“ an, und letzteres Offroad-Rennspiel ist auch der direkte Konkurrent. Dort sind die Rennen etwas ausgeflippter und man hat einen Fahrzeug-Boost, dafür hat man bei „Fuel“ die große Auswahl: 72 Rennen jeweils in drei Schwierigkeitsgraden auf 19 Areale verteilt, dazu jede Menge Herausforderungen und die Möglichkeit, einfach mal durch die Gegend zu fahren. Die Rennen machen, weil sie so abwechslungsreich sind, genauso viel Spaß wie bei „Motorstorm“ und haben den Unwetter-Bonus – wo konnte man bislang schon ein Rennen fahren, während zur Rechten eine Windhose ein Haus abreißt? „Fuel“ bekommt trotz der vielen verbesserungswürdigen Kleinigkeiten eine klare Kaufempfehlung und könnte in Sachen Grafik, Spielkonzept und Umfang zum Maßstab für künftige Offroad-Rennspiele werden.

Stefan Knopp



Konsolenspiel | Erschienen: 4. Juni 2009 | FSK: 6 | PS3 | Preis: 62,95 Euro | für 1 - 16 Spieler

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