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 Der geheimnislose Junge


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Der Kölner Kommissar Zbigniew – sprich „Dz-big-niäff“ – Meier hält es erst für einen von vielen Fällen: Ein fünfzehnjähriger Junge verschwindet. Zumeist tauchen die jugendlichen Ausreißer unversehrt wieder auf, doch dieser Fall scheint anders zu liegen. Als Zbigniew die Wohnung der Eltern von Timo aufsucht, um dort nach Spuren zu suchen, fällt ihm etwas Merkwürdiges auf: Timos Zimmer hat keine Tür, ebenso wenig die anderen Räume in der noblen Wohnung am Eigelstein, außer dem Badezimmer.
Ein Fünfzehnjähriger ohne Privatsphäre, ohne Rückzugsmöglichkeit, und, wie es scheint, auch ohne Geheimnisse? Denn unter Timos Bett finden sich keine für sein Alter typischen Pornoheftchen, es gibt anscheinend kaum Freunde, keine Freundin, keine Schwärmereien, kein Tagebuch, kein Handy – ein geheimnisloser Junge. Zbigniew wird misstrauisch und beginnt eine langwierige Ermittlung, die zunächst keinerlei Ergebnisse bringt.
Doch dann wird in Italien der Torso eines missbrauchten und grausam ermordeten Jungen gefunden, der etwa in Timos Alter sein könnte. Auf dem Rücken der Leiche ist eine Karte von Frankreich aufgemalt. Ist Timo ermordet worden? Was hat der Fall in Deutschland mit Italien und Frankreich zu tun? Im Zuge seiner Ermittlung gerät der Kölner Kommissar in den Sog von kriminellen Machenschaften, die das menschliche Vorstellungsvermögen übersteigen …

„Der geheimnislose Junge“ ist der erste Roman von Stephan Brüggenthies und gleich ein Volltreffer. Für einen Krimi ist das Tempo zunächst sehr gemächlich, die polizeiliche Ermittlung geht fast schleppend voran, und trotzdem langweilt man sich keine Sekunde lang, so realistisch ist die Handlung, so sympathisch der Ermittler, der trotz seiner eher nüchternen, netten Art doch ein bisschen verquer ist, was sich vor allem in seinen Beziehungen zu Frauen ausdrückt.
Der Fall selbst ist packend, düster, sehr konsequent und mit langem Atem entwickelt – und spitzt sich immer mehr zu, zunächst fast unbemerkt vom Hörer. Schließlich gipfelt die Story in einem atemberaubenden Finale; dann ist man natürlich schon längst gepackt von der Schlussfolgerung, auf die alles hinausläuft, und die man schon lange dunkel ahnt. Brüggenthies widmet sich einem schlimmen Thema, das ziemlich unaufgeregt inszeniert wurde und daher umso grausamer und schockierender daherkommt. Passend dazu liest Sprecher Matthias Keller ebenfalls sehr unprätentiös, ruhig, in den wichtigen Momenten aber dennoch mitreißend.

Ein tolles Krimidebüt mit einem Kommissar, von dem man definitiv gerne mehr lesen und hören möchte. Düster, lebensnah und als Lesung sehr gut umgesetzt mit einer ruhigen, angenehmen Stimme. Nicht nur Kölner Krimifans werden dieses Buch – oder in diesem Fall Hörbuch – verschlingen. Zwar gibt es durchaus viele lokale Bezüge, es werden einige Orte genannt, die einem Kölner natürlich etwas sagen, aber auch ohne diese Ortskenntnisse ist „Der geheimnislose Junge“ spannend und äußerst unterhaltsam, zumal die Handlung sich ja von Köln nach Europa ausdehnt.

Fazit: Ein echter Pageturner, bei dem einen das Hörbuch manchmal richtig auf die Folter spannt, weil man die Lesegeschwindigkeit nicht beeinflussen kann. Trotzdem kommt auch bei 588 Minuten auf sieben CDs keinerlei Langeweile auf. Bitte noch mehr Fälle mit Zbigniew Meier!

Christina Liebeck



CD | CD-Anzahl: 7 | Erschienen: 23. Juni 2009 | Laufzeit: 588 Minuten | Preis: 19,95 Euro | Sprache: Deutsch

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