Horst Hermann, Professor für Soziologie an der Universität Münster, setzt sich in seinem Buch wissenschaftlich mit dem Thema Liebesbeziehungen auseinander. In der Soziologie wurde sich bisher schon häufig mit Themen wie Partnerschaft, Soziologie der Familie und dem Rollenverhalten eines jeden einzelnen empirisch, wissenschaftlich auseinander gesetzt. Bisher wurden die Gefühle, die damit einhergehen, außen vor gelassen. Der Autor geht im ersten Teil seiner Veröffentlichung auf die ursprüngliche und grundlegende Soziologie der Familie und der Partnerschaft ein und gibt ebenfalls einen Überblick über historische Familienformen und leitet dann über zu neuen, mittlerweile alltäglich gewordenen Formen des Zusammenlebens wie zum Beispiel Patchwork-Familien, Ein-Eltern-Haushalte und getrennt Zusammenlebende. Auch beschreibt er, wie sich ererbte Strukturen in den einzelnen Generationen auswirken. Im letzten zentralen und ausführlich behandelten Teil versucht Hermann sich mit Hilfe eines Verlaufsphasen-Modells den dynamischen Prozessen einer Zweierbeziehung anzunähern. Er beginnt damit die Intension einer Liebesbeziehung zu erläutern, die in einer Gesellschaft, in der weder Kirche, noch Beruf Geborgenheit bieten, an Bedeutung zunimmt. Er durchleuchtet weitere Lebensentwürfe und die damit verbundenen Zielsetzungen kritisch und analysiert im weiteren Verlauf, die irgendwann letztlich immer aufkommenden Alltage der Paare, in denen es auf unterschiedlichen Ebenen Konfliktpotenzial gibt. Zu guter Letzt geht er auf die Aufkündigungs- und Ablösungsprozesse ein, die in unserer Gesellschaft immer wieder ein zentrales Thema sind, und mit der sich so gut wie jeder auch schon einmal auseinander setzten musste.

Ich finde das Buch recht interessant, da es viele Thesen aufgreift, die man aus seinem eigenen Leben kennt und sie dort auch sehr zentral sind. Hermann versucht immer wieder die rosa-rote Brille zu zerschlagen, die man in Sachen Liebe und ewige Zweisamkeit immer wieder gerne aufzieht. Es ist auch sehr spannend sich einmal auf einer wissenschaftlichen Ebene, eine emotionale Sache, eben die Liebesbeziehung anzuschauen. Hermann betont durch seinen strikt wissenschaftlichen Aufbau, dass es sich hierbei nicht um irgendeinen Liebesratgeber handelt, sondern einen wissenschaftlich, empirischen Hintergrund hat. Immer wieder fügt der Autor recht lange Zitate von Nietzsche, Schopenhauer und Co. hinzu, die überflüssig, unverständlich und zusammenhanglos wirken. Was ich persönlich auch bemängele ist, dass dieses Buch nicht wirklich ein Fazit hat, also weiß man am Ende nicht wirklich, worauf der Autor hinaus wollte.

Fazit: Das Buch ist, mit Ausnahme der langen Zitate, gut zu lesen und bringt einen dazu, seine eigene Einstellung zu überdenken. Überzeugend fand ich es allerdings noch lange nicht, da viele Behauptungen einfach in den Raum gestellt wurden ohne greifbare, nachvollziehbare Argumente.