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 Anno 1404

Serie: Anno, Folge 4
Verlag: Ubisoft

Cover
Gesamt +++++
Action
Anspruch
Aufmachung
Bedienung
Bildqualität
Brutalität
Glück
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Strategie
Ton
Nach den Anno-Teilen 1604, 1503 und 1701 hat Ubisoft nun also das neue Anno veröffentlicht, das den Spieler geradewegs ins Jahr 1404 entführt. Praktisch schon vor der Veröffentlichung liefen die Fans en masse Sturm und verteufelten den neuen Software-Titel, und zwar aus zwei Gründen: Es gibt zum einen keinen Mehrspieler-Modus mehr, Online-Duelle mit anderen Spielern fallen also ganz weg. Zweitens ist eine Online-Registrierung/Aktivierung zwingend notwendig. Die folgende Rezension lässt diese beiden Punkte, die weitgehend Geschmackssache sind, allerdings außer Acht und konzentriert sich nur auf das Spiel an sich.

Größer, schöner, bunter und spannender sollte er werden, der neue Anno-Teil, der von Fans dieser äußerst erfolgreichen Simulation im historischen Setting schon sehnsüchtig erwartet worden war. Verheißungsvolle Vorab-Bilder zeigten vor allem eine Neuerung - der Spieler knüpft erstmals Kontakte zum Orient. Und tatsächlich: Das neue Anno ist ein großartiger Spielspaß! Nach wenigen Stunden – und die vergehen wirklich sehr, sehr schnell – ist man vollkommen gefesselt.
[PIC]Anno 1404 ist tatsächlich in fast allen Punkten noch besser als der Vorgänger. Bewährte Prinzipien wurden übernommen, aber auch einige Neuerungen eingeführt. Diesmal stehen drei Spielmöglichkeiten offen: zum einen das obligatorische Endlosspiel, dann ein paar Szenarien mit festgelegten Spielzielen und - dies dürfte am attraktivsten sein - eine wunderschöne Kampagne (schließlich hatte Anno 1701 keine zusammenhängende Kampagne zu bieten, was ein großer Kritikpunkt war). Die Kampagne entführt den Spieler in das beginnende 15. Jahrhundert. Die Kreuzzüge stehen an, und sofort wird man in diese verwickelt oder vielmehr zunächst in die Vorbereitung. An der Seite des rechtschaffenen Lord Richard Northborough soll man zunächst Baumaterialien bereitstellen, um eine Kathedrale zu bauen. Doch es brauen sich finstere Wolken am Horizont zusammen: Der diabolische Kardinal Lucius und sein fieser Handlanger Guy Forcas wollen die politische Situation für ihre Belange nutzen und rufen zum Kreuzzug gegen den Osten auf …

[PIC] Die umfangreiche, sehr unterhaltsame und teils auch fordernde Kampagne bietet drei Schwierigkeitsgrade – diese können praktischerweise nach jedem Kapitel neu festgelegt werden – und umfasst insgesamt acht Kapitel und ein spannende Hintergrundstory. Die ersten Kapitel dienen noch dazu, den Spieler behutsam an das Spiel heranzuführen, mit Neuerungen vertraut zu machen und die umfangreichen Möglichkeiten kennenzulernen.
So muss natürlich zunächst eine Insel besiedelt werden. Die kleinen Häuschen werden zuerst nur von Bauern bewohnt, die recht einfache Bedürfnisse haben und lediglich Nahrungsmittel in Form von Fisch und Most sowie eine Kirche und Gemeinschaft in Form eines Markplatzes wünschen. Erfüllt man all diese Bedürfnisse, siedeln sich rasch die ersten Bürger an. Doch die sind nicht mehr ganz so leicht zufriedenzustellen: Sie verlangen, je nach Einwohnerzahl, nach weiteren Getränken (Bier), nach einer Schänke, nach Gewändern und Gewürzen. Nur wenn man diese Bedürfnisse ausreichend erfüllt, können die Bürger zu Patriziern aufsteigen – diese sind dann schon wesentlich schwerer zufrieden zu stellen und verlangen zunehmend nach Luxusgütern wie Bücher, Kerzenleuchter und Pelzmäntel. Die letzte Zivilisationsstufe sind die Aristokraten, die Fleisch, Wein, Brokatgewänder und sogar Brillen fordern. Neu ist, dass niemals alle Einwohner zur höchsten Stufe aufsteigen können, weil die Anzahl der Aufstiegsrechte an die Einwohnerzahlen gekoppelt ist.

Die erforderlichen Rohstoffe, Waren und Güter für sein Volk stellt man selbst her; Handel ist natürlich auch möglich und notwendig, aber nicht ausreichend. Die Produktionsketten werden mit weiterem Spielverlauf zunehmend komplexer. Benötigt man etwa zur Herstellung von Most nur ein einziges Gebäude mit angrenzenden Feldern – den Mosthof -, so braucht es zur Herstellung von Lederwämsern eine Schweinezucht, eine Gerberei, eine Salzmine, eine Saline und eine Köhlerhütte.
„Money makes the World go round” – das gilt auch im Annoversum. Als Herrscher über eine hoffentlich florierende Stadt hat man nicht nur ein Startkapital, man erhebt auch Steuern von seinen Untertanen. Die Steuerschraube kann locker gelassen oder auch mal angezogen werden, wenn man knapp bei Kasse ist. Allerdings ziehen nur neue Einwohner in die Häuser ein, wenn die Stimmung „euphorisch“ ist und die Steuern niedrig sind, und auch nur dann sind die Häuser zum Aufstieg zur nächsten Zivilisationsstufe bereit. Es gilt also, immer wieder abzuwägen und klug einzustellen, was man aber sehr schnell raus hat. Die einzelnen Kapitel der Kampagne führen den Spieler Schritt für Schritt an die Besiedelung und die Produktion verschiedenster Güter voran, so dass man auch als Anno-Neuling nicht den Überblick verliert.

[PIC] Bald schon knüpft man erste Kontakte zum Orient und man befindet sich, zumindest was die Hintergrundstory angeht, in einer Zwickmühle – einerseits verbindet den Spieler rasch eine zarte Freundschaft mit dem Morgenland, andererseits muss man sich als pflichttreuer Bürger an den Kreuzzügen beteiligen. Das führt schnell zum Konflikt und am Ende von Kapitel 5 zu den ersten kriegerischen Auseinandersetzungen, denn, so viel sei verraten, als Spieler stellt man sich nicht auf die Seite der fiesen Kreuzfahrer, sondern verteidigt die neuen Freunde und alten Verbündeten.
Neu ist am Orient-Konzept, dass man nicht nur handelt und Diplomatie pflegt, sondern dass man selbst orientalische Siedlungen gründet. Dort leben keine Bauern, sondern Nomaden in Zelten; auch sie können aufsteigen zu „Gesandten“, die dann gleichfalls höhere Bedürfnisse haben, etwa nach Marzipan. Die orientalischen Inseln haben ganz eigene Gebäudetypen und bringen exotische Güter hervor, die man auf seinen nordischen Inseln nicht produzieren kann – etwa Indigo, Seide, Gewürze, Datteln und Eselsmilch. Diese braucht man dann auch teilweise für seine abendländischen Siedler, denn diese verlangen zum Beispiel nach Büchern, wofür man Papier und Indigo beschaffen muss. Die Lage der fremdartigen Kultur stellt einen aber auch vor Probleme: In der Wüste wächst bekanntermaßen recht wenig, und so muss man erstmal ein Bewässerungssystem einrichten. Man spielt also quasi zweigleisig und gründet sowohl abend- als auch morgenländische Siedlungen, wobei die abendländischen erheblich komplexer sind und den Mittelpunkt des Spiels darstellen.

Um die Kampagne aufzulockern, sind wieder abwechslungsreiche Nebenaufträge ins Spiel gebracht worden, durch die man sich zusätzliches Geld, Güter oder Ruhm-Punkte verdienen kann. Für letztere kann man sich nützliche Updates und Gegenstände kaufen, etwa eine Mostpresse, die die Produktivität erhöht, oder Segel für schnellere Schiffe. Neu sind außerdem die „Neutralen Kräfte“, die auf den Inseln angesiedelt sind, etwa ein Bergkloster, ein Alchimistenturm oder ein Räuberlager. Diese Bewohner sind neutral, stellen besondere Güter bereit und haben diverse Aufträge für den Spieler parat.

[PIC] Wer die Kampagne bereits durchgespielt hat oder wem kriegerische Auseinandersetzungen so gar nicht liegen, der kann sich mit Vergnügen in das Endlosspiel stürzen. Die Möglichkeiten sind hierbei wirklich fast endlos, denn erstmalig kann man fast alle Faktoren nach eigenen Vorlieben einstellen. Nicht nur die Inselgröße, die Aggressivität der Piraten oder das Startguthaben sind regulierende Faktoren – das kennt man schon aus dem Vorgängerteil -, sondern man kann detailliert die Naturgewalten einstellen, die Charaktere der PC-Mitspieler auswählen, die Ressourcen-Ergiebigkeit beeinflussen, die Baukosten-Rückerstattung und die Menge an Nebenaufträgen einstellen und vieles mehr. Es ist also möglich, gemütlich und friedlich vor sich hinzuspielen und gute Kontakte zu fairen Computer-Gegnern zu pflegen – oder aber sich zum aggressiven, alles vernichtenden Despoten über ein riesiges Inselreich aufzuschwingen und als letzer Überlebender zu triumphieren. Sehr anspruchsvolle Szenarien sind ebenso drin wie ganz entspannter, einfacher Spielspaß, bei dem es mehr ums Genießen geht. Es gibt mehr als 40 verschiedene Tierarten, 200 authentische Gebäude, 24 Arten von Ressourcen und 64 unterschiedliche Waren zu entdecken. Insgesamt sind die Inseln viel größer als bei den Vorgängerteilen, so dass man Metropolen mit mehreren 1000 Bewohnern spielen kann – was aber eine Menge an Planung und Überlegung erfordert.

Natürlich punktet Anno 1404 am meisten bei der liebevollen Grafik. Der Zoom-Faktor lässt sich nicht ganz so hoch einstellen, wie man es sich vielleicht wünschen würde, aber auch so fasziniert die Anno-Welt durch charmante Details, an denen man sich nicht sattsehen kann. Die Gebäude sind wunderschön und mit zahlreichen Details geschmückt; hier können vor allem die orientalischen Bauwerke bezaubern. Wer einen nicht ganz so leistungsstarken Rechner hat, dem entgeht ein größerer Teil der genialen Grafik, das Spielvergnügen bleibt aber (nur die Ladezeiten für die einzelnen Kapitel gehen dann gen endlos).

Fazit: Orient trifft Okzident – großartig gelungen! Das neue Anno verheißt viele, viele Stunden grandiosen und entspannenden Spielspaßes. Generell richtet sich diese Simulation eher an Leute, die Spaß am Besiedeln, Produzieren und Handeln haben, legt also den Schwerpunkt auf die Wirtschaft. Kämpfe und Kriege gibt es auch, aber das Hauptaugenmerk liegt eher darauf, erfolgreich zu siedeln, Städte auszubauen und sein Volk zu den höchsten Zivilisationsstufen zu führen, ohne dabei bankrott zu gehen oder den Unmut der Einwohner auf sich zu ziehen. Die Erweiterung auf das Orient-Thema ist reizvoll und vor allem optisch prächtig anzusehen. Ein wirklich sehr schöner Teil dieser erfolgreichen Serie – wenn man auf das Online-Spiel verzichten kann.

Christina Liebeck



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 25. Juni 2009 | FSK: 6 | PC | Preis: 44,95 Euro | Sprache: Deutsch | Systemanforderungen: Windows 2000 / XP / Vista
CPU: Intel Pentium 4 mit 3,0 GHz
RAM: 1 GB
Grafikkarte: 128 MB mit Pixelshader 2.0, DirectX 9.0c
Festplatte: 6 GB
Soundkarte: DirectX 9.0c kompatibel

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