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 Ich bin kein Serienkiller

Serie: John Cleaver, Band 1
Autoren: Dan Wells
Übersetzer: Jürgen Langowski
Verlag: Piper

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
John ist fünfzehn und fest davon überzeugt, dass er irgendwann zum Serienkiller werden wird. Wie sonst ist es zu erklären, dass er den Vornamen eines berühmten Serienkillers trägt (John Wayne Gacy), dass sein Nachname „Cleaver“ (Hackebeil) lautet und dass sein Vater „Sam“ heißt, er also der „Son of Sam“ ist?
Außerdem weist John genau die Verhaltensweisen auf, die typisch für 95 Prozent aller Serienmörder sind: Er ist Bettnässer, hat früher Tiere gequält und liebt Feuer über alles. Um nicht durchzudrehen, hat John sich strenge Regeln auferlegt, denn nur so kann er leben, ohne seinem inneren Drang nachzugeben.

Als in der kleinen Stadt, in der John lebt, plötzlich grauenhafte Morde geschehen, ist das Interesse des Jungen geweckt. Kann es tatsächlich sein, dass in Clayton County ein Serienmörder umgeht? John kann sein Glück kaum fassen. Schon bald findet er heraus, wer der Killer ist. Was soll er nun tun? John weiß, dass er niemanden töten darf – aber das Monster in seinem Inneren tobt und lechzt nach Blut. So beschließt er endlich, die Regeln zu brechen und dem Monster freien Lauf zu lassen – und den Serienkiller selbst zur Strecke zu bringen …

Schockierend, clever und eindringlich ist dieses Romandebüt von Dan Wells. „Ich bin kein Serienkiller“ lebt vor allem von seinem Protagonisten, der sich der unheimlichen Faszination von Serienmördern nicht entziehen kann und der glaubt, dass es sein Schicksal ist, ebenfalls einer zu werden. Das sind keine Hirngespinste, wie der Leser bald bemerkt. John ist tatsächlich ein Soziopath, kann keine emotionale Bindung zu anderen Menschen aufbauen und stellt sich häufig in grauenhaften Bildern vor, wie er Freunde, Schulkameraden und Verwandte niedermetzelt und ihre Leichen zerstückelt. Bezeichnenderweise gehört Johns Mutter ein Bestattungsinstitut, und der Teenager geht ihr seit seiner Kindheit beim Balsamieren der Leichen zur Hand. Blut und Tod sind ihm also nicht fremd, doch die Morde, die im beschaulichen Städtchen Clayton geschehen, stellen alles bisher Dagewesene in den Schatten. Hier verlässt der Autor die Wege des typischen Psychothrillers und lässt die Geschichte phantastische Wege einschlagen: Der Serienkiller, der in der Stadt umgeht, ist nicht menschlich, sondern ein grauenhafter Dämon. Wells’ durch und durch unterhaltsamem und trotz dieser Fantasy-Elemente immer äußerst realistischem Schreibstil ist es zu verdanken, dass der Roman trotz des „Dämons“ nie ins Lächerliche abgleitet.

Vor allem lebt das Buch aber von seiner äußerst faszinierenden Hauptfigur John Cleaver. Wenn der gedanklich seiner Klassenkameradin die Hände um den Hals legt, wenn er beiläufig erzählt, dass er früher eine "Todesliste" geführt hat, wenn er Menschen als „es“ bezeichnet oder seiner Mutter in Gedanken ein Messer in den Kopf rammt, dann läuft uns ein Schauer über den Rücken – und gleichzeitig mögen wir diesen Jungen auf Anhieb, weil er so clever und so einsam ist und manchmal sogar richtig witzig, auch wenn diese Geschichte nicht zum Lachen ist. John durchschaut seine Psyche allzu gut und fürchtet nichts mehr, als seinem inneren Monster nachzugeben – er möchte kein Serienkiller sein, und doch heult und tobt das Monster in ihm die ganze Zeit und will ihn dazu bringen, endlich zum Mörder zu werden. Das macht John sich schließlich zunutze und liefert sich ein äußerst beklemmendes Psychoduell mit dem Mörder, dessen Identität schon früh im Roman preisgegeben wird. Das tut der Spannung aber keinen Abbruch, denn genau wie John rätselt der Leser über die Motive des Dämons. Warum tötet er? Und wie kann John ihn zur Strecke bringen?

Eine klare Empfehlung für Freunde des Morbiden (denn die Gewaltszenen sind nicht von schlechten Eltern): „Ich bin kein Serienkiller“ ist ein echter Pageturner zu einem günstigen Preis - superoriginell, voller phantastisch-brutaler Szenen und einfach unglaublich spannend! Das Taschenbuch kommt mit einem so genannten „rauen Schnitt“ der Seiten daher und wirkt dadurch leicht abgegriffen und sehr authentisch.

Christina Liebeck



Taschenbuch | Erschienen: 23. September 2009 | ISBN: 9783492701693 | Originaltitel: I Am Not A Serial Killer | Preis: 12,95 Euro | 384 Seiten | Sprache: Deutsch

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