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 Afro Samurai, Staffel 1: Afro Samurai - Director's Cut


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bedienung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
In einem fiktiven feudalen Japan haben alle, die den Pfad des Kriegers beschreiten, nur ein Ziel: Sie wollen zwei heilige Stirnbänder in ihren Besitz bringen. Unzählige Legenden ranken sich um den dekorativen Kopfschmuck. Viele denken, die Stirnbänder seien ein reines Statussymbol, manche allerdings glauben, sie wurden von den Göttern geschaffen und verleihen ihrem Träger grenzenlose Macht. Um jedoch an das Stirnband Nummer eins zu gelangen, muss man sich erst des zweiten bemächtigen, denn nur dessen Besitzer hat das Recht, die Nummer eins zu einem Duell herauszufordern. Der Vater des kleinen Afro ist die Nummer eins und lebt zusammen mit seinem Sohn auf einem Berg, wo er von Zeit zu Zeit gegen den jeweiligen Besitzer des anderen Bandes kämpft. Aufgrund seiner Beherrschung der Klinge blieb er über viele Jahre hinweg unbesiegt - bis zu jenem Tag, an dem er von einem Herausforderer mit einem Schlag niedergestreckt wurde. Justice, so nannte sich der Sieger, entfernte das Stirnband Nummer eins von der Stirn des Kopfes, den er soeben abgetrennt hatte, während der geschockte Afro tatenlos zusehen musste. Von diesem Zeitpunkt an lebte er nur noch für eines: Rache für seinen Vater. Doch um Justice töten zu können, musste Afro erst das Stirnband Nummer zwei zurückbekommen ...

In unseren Breitengraden gilt der japanische Animationsfilm grundsätzlich als kindertauglich und steht dabei auf einer Stufe mit US-Trickfilmen wie „Mickey Mouse“. In Asien, vor allem in Japan, gehören Animes dagegen zur Volkskultur, weshalb es auch Filme und Serien gibt, die bewusst Erwachsene ansprechen. „Afro Samurai“ ist deren klassischer Vertreter.

Dies wird bereits bei der Sprache deutlich. Die fällt während des ganzen Films, der eigentlich eine Mini-Serie ist, relativ derb aus und ist mit Sicherheit nichts fürs Kinderzimmer. Selbiges gilt für seine Thematik: Hier gibt es kein „Gut“ oder „Böse“ - die Grenze ist so fließend, dass sie verwischt. Afro selbst ist kein Held, sondern kann beinahe zu den „Bösen“ gezählt werden. Er ist so von dem Gedanken an Rache besessen, dass ihm die soziopathischen Züge seiner Handlungen nicht bewusst zu sein scheinen - oder ihn zumindest nicht weiter stören. Passend dazu ist das vermittelte Menschenbild ein durchweg negatives: Die meisten Bewohner des feudalen Japans verhalten sich wie Tiere, denen es nur um Vergnügen und Macht geht.

Die Geschichte ist typisch japanisch: tragisch, dramatisch und ohne dem aus westlichen Produktionen bekannten „Happy End“. Auf seiner Reise opfert Afro alles, um seine Rache zu bekommen - seinen besten Freund und die Frau, die ihn liebt, inklusive. Am Ende steht er alleine - nun, nicht ganz, denn in seiner Einsamkeit schafft er sich unbewusst einen Fantasiefreund namens Ninja Ninja, der charakterlich die Rolle des lauten und lästigen Gegenpols zum selbstbeherrschten und schweigsamen Afro übernimmt.

Der Hauptgrund, weshalb sich dieser Film eindeutig an ein erwachsenes Publikum richtet, ist aber seine exzessive und völlig überzogene Gewaltdarstellung. Afro geht mit seinen Feinden keinesfalls zimperlich um - Köpfe und Gliedmaßen fliegen, Körper werden in Stücke geschnitten und verschiedene Rottöne dominieren häufig die Optik. Wer das ablehnt, sollte von einem Kauf unbedingt absehen.

Absolutes Highlight von „Afro Samurai“ ist die englische Synchronisation, die sich glücklicherweise auch auf der Disc befindet. Samuel L. Jackson (Afro Samurai, Ninja Ninja) ist als Sprecher einfach perfekt, auch Ron Perlman (Justice) und Kelly Hu (Okiku) sind exzellent. Die deutsche Synchronisation ist solid, aber kein Vergleich zum Original. Dazu kommt der stimmige Soundtrack von Hip-Hop-Altmeister RZA, der die vielen bizarren Szenen des Films passend unterlegt. In Sachen Zeichenstil und technischem Aufwand setzt „Afro Samurai“ keine neuen Maßstäbe, doch das ist egal - kaum eine andere Anime-Serie, kaum ein anderer Protagonist der letzten Jahre hatte so viel Style. Das ist allerdings ein Muss, um über die inhaltlichen Schwächen hinwegzutäuschen.

Die Story ist nämlich irrsinnig platt und entbehrt jeglichen Tiefgangs. Stellenweise hat man den Eindruck, dass Plotwendungen nur deshalb eingefügt wurden, um Afro einen Grund zu liefern, die Leichen seiner Widersacher zu stapeln.

Fazit: „Afro Samurai“ ist der beste Beweis dafür, dass Anime keine Kindersache ist. Das rote FSK18-Logo auf dem Cover ist ernst zu nehmen. Erwachsene, die schwarzen Humor schätzen und über die inhaltlichen Schwächen hinwegsehen können, werden von Afros Jagd nach dem Stirnband Nummer eins jedoch gut unterhalten.

Sebastian Meinke



Blu-ray Disc | EAN: 886975416196 | Erschienen: 31. Juli 2007 | FSK: 18 | Laufzeit: 140 Minuten | Preis: 24,99 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Englisch

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