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 Die Orks

Autoren: Stan Nicholls
Verlag: Piper

Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


"Eins gegen eins und alle gegen einen. Wenn wir nicht beschützen können, rächen wir" dies ist das Motto des orkischen Kriegstrupps der "Vielfraße" unter der Führung von Stryke. Wie die gesamte Rasse der Orks dient auch sein Trupp als Söldnergruppe unter einem Herrscher. Im Fall der Vielfraße ist dies die bösartige und machtbesessene Hybride, Königin Jennesta, welche die Vorherrschaft in Maras-Dantien anstrebt und dazu ihre menschlichen Truppen gern durch Zwerge und Orks stärkt. Doch ist Jennesta nicht die einzige Bedrohung des Landes. Während die Menschen versuchen, die älteren Rassen zu bekämpfen, und das Land durch die Ausbeutung der "Spätankommer", immer mehr seiner Magie verliert, führen die Menschen sogar einen Glaubenskrieg untereinander. Der Glaube der Unis an einen einzigen Gott lässt diese fanatisch gegen die Manis vorgehen und die älteren Rassen, deren Glaube gleichfalls mehrere Götter kennt, zum Ziel der Ausrottungsversuche werden.
Jennesta scheint hingegen mehr zu planen. Sie will die Vorherrschaft im Land und somit auch gegenüber ihren Schwestern Adpar und Sanara. Als jedoch ein Artefakt in Strykes Hände fällt, welches Jennesta unbedingt zurückhaben will, hat er die Hoffnung, die Knechtschaft seines Volkes damit aufheben zu können und vielleicht sogar all die Katastrophen des Landes zu verhindern. Doch kaum hat er erfahren, dass es sich ein Instrumental eines fünfteiligen Artefaktes unvorstellbarer Macht handelt, wird es seinem Trupp von Kobolden gestohlen. Sein Leben und das seines Trupps scheint verwirkt, da Jennesta keine Schwächen zulässt und sie mit grausamem Tod bestraft. Er hat nur eine Möglichkeit: Er muss seine Vielfraße zur Jagd auf das Instrumental führen. Doch scheinen die Trolle dabei nicht das einzige Hindernis zu sein. Auch Jennesta setzt dem desertierenden Trupp nach und lässt ihn von Kopfgeldjägern, ergebenen Orks und sogar Drachen verfolgen. Strykes einzige Hoffnung scheint darin zu bestehen, die fünf Teile des Artefaktes ausfindig zu machen und in seine Hände zu bringen. Dieser unsicheren Queste folgend mehren sich bald die Verfolger und Feinde des Trupps, und Verbündete werden immer seltener. Bald stehen Stryke und die Vielfraße mit ihrer Hoffnung allein gegen fanatische Glaubenskämpfer, Kopfgeldjäger, diverse Rassen und die unbarmherzige Jennesta. Ein aussichtsloses Wettrennen beginnt.

Die Orks gelten als hässliche, brutale und etwas einfältige Rasse von Kämpfern. In diesem Werk lernt sie der Leser jedoch von ganz anderer Seite kennen. Natürlich sind sie wohl nicht gerade die schönsten Geschöpfe, doch beweisen sie sich als Kämpfer mit ethischen Grundlagen und Prinzipien. Wenn sie auch eine etwas einfache Lebensweise führen, so fühlt sich der Leser doch recht schnell zu Stryke und seinen Vielfraßen hingezogen und beginnt mit ihnen zu bangen, dass sie ihre Queste bestehen und sich ihre Hoffnungen erfüllen. Auf dieser treffen sie auf die verschiedensten Rassen, die zur Fantasy-Welt gehören. Doch auch bislang unbekannte Rassen stellen ein Hindernis dar. So müssen es die Vielfraße nicht nur mit Menschen, Zentauren und Trollen aufnehmen, auch gegen kleinkindsähnliche Racker, die elfisch-feeischen Hybriden der Elfeen und unheimliche Sluagh müssen sie bestehen. Leider werden diese Rassen oft etwas lapidar abgehandelt und sorgen so eher für Verwirrung als für fantastischen Lesespaß. Während man sich die Fischwesen oder Zentauren gut vorstellen kann, ist man über die fliegenden Babys namens Racker oder die feuerfurzenden Pixies eher verwundert.
Im dreiteiligen Werk wird die Welt Maras-Dantiens hingegen gut dargestellt und durch eine detailgetreue Karte dem Leser näher gebracht. Leider fehlt ein Personenregister, was bei der Masse an auftretenden Personen sehr hilfreich gewesen wäre. Anfänglich fällt es etwas schwer, die verschiedenen Charaktere den Rassen zuzuordnen. Nachdem sich der Leser jedoch eingelesen hat, erkennt er bald, dass diesmal nicht die Orks, sondern die fanatischen Menschen die Bösen sind. Sie lassen Maras-Dantien die Magie verlieren, sodass sich Naturkatastrophen häufen und das Gefüge zu kippen droht. Daran sind vor allem die Unis schuld, die schnell an Christen erinnern lassen. Von ihnen wird ein vielseitiger Gott verehrt, der einst "Ademnius" und "Evelaine" schuf und einen Gegenspieler namens Satan aus der Hölle und/oder dem Hades hat.
Leider findet sich auch auf Seiten der Orks das ein oder andere Manko. Während die Namen der Ortschaften bei der Übersetzung mit verändert wurden, sind die Namen der Charaktere anscheinend gleich geblieben, sodass man sich erstmal mit Stryke, Alfray oder Jup, dem Zwergen, anfreunden muss. Auch das "Sie" als Anrede wirkt etwas befremdlich. Doch auch außerhalb der Übersetzung finden sich Mängel, wie das schwankende Vokabular der Orks. Einerseits begriffsstutzig, gebrauchen selbst aber teils alltagsfremde Begriffe. Schließlich wird Stryke sogar zum "Messias" mit "messianischer Überzeugung", was unstimmig und stilistisch zweifelhaft ist. Sieht man von Tippfehlern, Beschreibungen und Vokabeln, wie "Geruch von Ozon", "gummiartige Lippen", "kabeldickes Seil" oder "Defätismus", "Kakophonie" und "Jovialität" ab, so ist die Geschichte einigermaßen stimmig, auch wenn der Trupp kurzzeitig eine ganze Armee zu vergessen scheint, Stryke immer wieder durch Zufall auf die Spur des nächsten Instrumentals gebracht wird und selbst bei Kämpfen gegen drei oder vier Gegner fast nie ein Ork getötet wird. Dafür legen die Orks die erwartete Brutalität an den Tag, sodass ordentlich Blut und Gedärme durch die Luft spritzen. Übertroffen werden sie jedoch von Jennesta, die nach Vergewaltigungen auch noch die Herzen ihrer Opfer verspeist. Ansonsten bleiben die meisten Figuren eher flach, und Tiefgang sucht man in der recht konstruierten Geschichte vergebens. Während vom Orktrupp nur die Offiziere etwas näher beschrieben werden, so werden Begegnungen oft sehr oberflächlich behandelt. Auch Jennesta wird als kategorisch brutal beschrieben und erhält somit keinen lebendigen Charakter.

Auch wenn die Orks hier mal von anderer Seite beleuchtet werden und sich von Tolkiens Geschöpfen abheben, so vermisst der Fantasy-Leser die Stimmigkeit in der etwas einseitigen Geschichte. Somit bleibt das Buch ein eher vulgärer und blutiger Spaß als ein literarisch ebenbürtiges Werk gegenüber der Zwergenreihe von Markus Heitz. Aufgrund verschiedener Beschreibungen ist das Werk zusätzlich für zu junge Leser ungeeignet.

Markus Bug



Taschenbuch | Erschienen: 01. November 2004 | ISBN: 9783492700771 | Originaltitel: Bodyguard of Lightning, Legion of Thunder, Warrirors of the Tmepest | Preis: 15,00 Euro | 800 Seiten | Sprache: Deutsch

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