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 El Cantante


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Der puertoricanische Sänger und Komponist Hector Perez wurde unter seinem Künstlernamen Hector Lavoe bekannt, er prägte Ende der sechziger und Anfang der siebziger Jahre die Salsa-Bewegung in den USA mit, und heute, fast zwanzig Jahre nach seinem Tod, gilt er als Salsa-Legende.

Das ereignisreiche Leben des Ausnahmemusikers mit vielen Höhen und Tiefen wurde 2006 unter dem Namen "El Cantante" verfilmt. Ein weiterer Film über Lavoe kam übrigens im Jahr 2008 auf den Markt.

Mit gerade mal siebzehn Jahren wagt es der junge Puertoricaner Hector Perez Ende der sechziger Jahre, nach New York auszuwandern, um dort eine Karriere als Sänger voranzutreiben. Er lernt wichtige Plattenproduzenten kennen, nimmt den klangvollen Künstlernamen Lavoe an und spielt zusammen mit den besten Musikern wie dem Posaunisten Willie Colón auf der Bühne. Sein Glück scheint perfekt, als er die selbstbewusste, lebensfrohe Puchi kennenlernt.
Doch der Höhenflug in Hectors Leben zieht nur allzu schnell auch Schattenseiten an. Er beginnt Drogen zu nehmen, trinkt übermäßig Alkohol und hat neben Puchi viele andere Frauen. Sein Dasein scheint ihm gleichgültig, er lebt nur für den Moment - und für die Musik. Doch Ende der siebziger Jahre, als seine Popularität nachlässt und er in den achtziger Jahren zahlreiche private Tragödien erleben muss, ist er nur noch einen kleinen Schritt zum Selbstmord entfernt ...

Die Wahl der Schauspieler fiel auf Marc Anthony als Hector Lavoe und Jennifer Lopez als Puchi. Durch die Parallelen zwischen Figuren und Darstellern ist automatisch ein gewisses Maß an Glaubwürdigkeit gegeben: Anthony, selbst Sänger und mit puertoricanischen Wurzeln in New York geboren und aufgewachsen, spielt die Salsa-Legende mit einer soliden Leistung und kann vor allem dessen Musikalität, jedoch auch dessen Passivität gut transportieren. Sängerin Jennifer Lopez, die ebenfalls ursprünglich aus Puerto Rico stammt, als seine Ehefrau Puchi reißt bisweilen den Film mit ihrer Präsenz an sich, was jedoch auch daran liegt, dass die Geschichte aus Puchis Sicht erzählt wird und ihre Rolle wesentlich mehr Emotionen verlangt. Wo die Figur des Lavoe nahezu stoisch und in sich gekehrt vieles in seinem Leben einfach über sich ergehen lässt, ist Puchi wesentlich aktiver, versucht ihre Existenz nach ihren Wünschen zu formen und muss immer wieder gegen Lavoes Gleichgültigkeit ankämpfen. Dass die beiden Schauspieler auch im wahren Leben verheiratet sind, mag ihnen bei der Arbeit zugute gekommen sein. Dennoch wäre eine Schwerpunktsetzung auf Lavoes Figur angebracht gewesen; schließlich geht es um ihn und sein Leben und Werk.
Der Musik wird entsprechend dem Künstler viel Platz eingeräumt. Immer wieder sieht man Anthony auf der Bühne performen oder im Studio Musik aufnehmen; in diesen Momenten ist eine optische Ähnlichkeit zu Lavoe wirklich nicht abzusprechen. Zudem wurde viel Biografisches hineingepackt, ohne indes alles zu übernehmen; zu unglaubwürdig wäre der Film über das tragische Leben des Sängers geraten. Bisweilen fehlen dem Zuschauer jedoch Hintergründe und Motivationen. Scheinbar nur aus Launen heraus zerstört der Lavoe des Films sein eigenes Leben mit Drogen, Alkohol und Prostituierten, Gründe für diese Selbstzerstörung werden nur aus einigen Dialogen erklärt, statt sie im Zusammenhang darzustellen. Hier fehlt die psychologische Komponente, die geholfen hätte, den Menschen Lavoe besser zu verstehen oder zumindest teilweise nachvollziehen zu können.
Zeitsprünge in der Handlung, die von Lavoes Reise nach New York, um dort Karriere zu machen, bis zu seinem Selbstmordversuch fünf Jahre vor seinem Tod berichtet, sollen die linear erzählte Handlung etwas aufpeppen. Allerdings sorgt dieses Stilmittel eher für einen sperrigeren Zugang, da der langsame und stetige Absturz des Protagonisten so immer wieder unterbrochen wird. Dadurch hält sich den ganzen Film über eine gewisse Distanz zwischen Zuschauer und Figuren.

An Extras ist die DVD aus dem Hause HMH mager ausgestattet: Eine Slide- sowie eine Trailershow sind alles, was den Fan erwartet. Da wäre doch etwas mehr drin gewesen, und seien es nur Infotafeln zu Lavoe oder den Darstellern.

Fans des Salsa oder von Hector Lavoe werden Gefallen an dem Film finden, der mit einer ordentlichen Schauspielleistung und viel guter Salsamusik aus den siebziger und achtziger Jahren aufwarten kann. Als Musikerbiografie hat der Filmmarkt mit „Ray“ oder „Walk the Line“ indes stärkere Beiträge zu bieten.

Tina Klinkner



DVD | Disc-Anzahl: 1 | EAN: 4260118679703 | Erschienen: 25. Juni 2009 | FSK: 12 | Laufzeit: 112 Minuten | Originaltitel: El Cantante | Preis: 12,99 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Englisch

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