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 Recyclo Transformers


Cover
Gesamt +----
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Science Fiction und Low Budget – was auf den ersten Blick wie die Urmutter aller Dichotomien erscheint, kann gerade aufgrund dieses Spannungsverhältnisses interessante und anspruchsvolle Filmproduktionen hervorbringen; infolge finanzieller Einschränkungen und technischer Beschneidungen muss der Fokus von der CGI-Gier des Mainstream-Publikums auf andere Komponenten wie Handlung, Atmosphäre und dergleichen verschoben werden. Gerade daran scheitern jedoch nicht wenige Filmemacher, so dass das Resultat allzu oft ein Fall für den Mülleimer ist. Mit „Recyclo Transformers“ präsentiert Sunfilm Entertainment einen philippinischen Beitrag für den internationalen Filmschrottplatz.

Im Jahr 2021 befindet sich die Erde im Krieg mit der außerirdischen Rasse der Balangs. Weite Teile des Planeten stehen unter ihrer Kontrolle, da sie Menschen entführen und zu so genannten Motanos machen, willenlose Vollstrecker, welche die Lücken in der außerirdischen Armee füllen sollen. Auf den Philippinen befindet sich eine der letzten Zufluchtsorte der Menschheit, doch in Paraiso – so der Name des geheimen Unterschlupfes – gehen die Vorräte langsam zur Neige. Einige Bewohner wie der ehemalige Soldat Crisval Sarmiento (Ramon „Bong“ Revilla Jr.) sind somit gezwungen, in einer zerstörten Welt nach Nahrung, Treibstoff und wieder verwertbarem Altmetallen zu suchen; aus letzteren konstruieren die Menschen Kampfroboter, um für den Tag der Abrechnung gerüstet zu sein. Dieser scheint gekommen, als Crisval eine junge Frau (Jennylyn Mercado) und ihre kleine Schwester (Barbie Sabino) nach Paraiso bringt und die Balangs so auf die Spur des geheimen Zufluchtsortes führt …

Dem asiatischen Film stehen erfahrungsgemäß nicht dieselben astronomischen Budgets zur Verfügung, wie man sie von US-amerikanischen Blockbustern kennt. Werden die vorhandenen finanziellen Mittel aber optimal eingesetzt, steht guter Unterhaltung nichts im Wege. Kritisch wird es hingegen, wenn man sich den finanziellen Fesseln zum Trotz mit opulenten CGI-Feuerwerken Marke Hollywood messen oder diese gar an Effekthascherei überbieten will. „Recyclo Transformers“ ist ein solcher Fall, der den special effects den Vorrang gegeben hat und den Rest zu kurz kommen ließ – mit fatalen Folgen.

Das größte Manko ist zweifellos das minderwertige Skript, das sich Drehbuch schimpft: Logikpatzer sind in diesem x-ten einfallslosen Aufguss des mittlerweile ausgelutschten Krieg-der-Welten-Szenarios allgegenwärtig, den gesamten Film hindurch wird emsig und rücksichtslos daran gearbeitet, jegliche Dynamik im Keim zu ersticken. Dieses Vorhaben ist dank den durch und durch stumpfsinnigen Dialogen von Erfolg gekrönt und auch das Gros der Darsteller will sein Scherflein dazu beitragen: Die heimische Badewanne hat mehr Tiefe als alle Figuren zusammen und die schauspielerischen Leistungen beschwören eine Gänsehaut herauf, zu der keine noch so brutale Alieninvasion fähig wäre. Die Choreografie der Kampfszenen kommt nicht über das Niveau von „Power Rangers“ hinaus, die Schießereien und Verfolgungsjagden wirken aufgesetzt und ohne Enthusiasmus gedreht. Das i-Tüpfelchen sind mit Sicherheit die zahlreichen sinnfreien Actioneinlagen, von denen die Filmemacher wohl fälschlicherweise dachten, sie besäßen Unterhaltungswert: Wenn Teenager ihren außerirdischen Verfolgern auf Fahrrädern und Skateboards entkommen, Menschen die Invasoren mit BMX-Stunts auf die Matte schicken und sich halbstarke Jugendliche in drittklassigen dance battles auf den alles entscheidenden Kampf vorbereiten, dann weiß man als Zuschauer offen gestanden nicht mehr, ob man lieber lachen oder doch eher weinen soll. Zu allem Überfluss hat man sich auch noch ungeniert am Hollywood’schen Blockbuster-Buffet bedient und will das Ganze als Ehrerbietungen verstanden wissen: Der Anführer der Motanos war seiner Bekleidung nach in einem früheren Leben ein Sith-Lord, ein Motano-Kämpfer lädt Crisval mit derselben Handbewegung zum Tanz ein wie einst Morpheus Neo in „Matrix“ und für die Endsequenz hat man seine Kleptomanie offensichtlich an „Men in Black“ befriedigt.

Für die Kulissen hat man nicht wesentlich tiefer in die Tasche gegriffen als für das Drehbuch; der Zufluchtsort der Menschen besteht aus einer Handvoll leerer Fabrikhallen, die mit Ölfässern, Holzleitern und allerlei Müll ausstaffiert worden sind. Regelrecht postapokalyptisch ist auch die menschliche Computerkultur, die mit der Alieninvasion den Bach hinuntergegangen zu sein schien: Alte klobige Heimcomputer, hastig zusammengeschusterte Bildschirmelemente und Eingabegeräte aus den dark ages der Datenverarbeitung runden das misslungene Bild ab. Lediglich die CGI-Animationen sind für eine philippinische Low-Budget-Produktion dieser Größenordnung durchaus passabel, das gilt besonders für die Entscheidungsschlacht zwischen den außerirdischen Kampfmaschinen und den Robotern der Menschen.

An „Star Wars“, „Matrix“ und anderen Filmen hat man sich bedient, doch wo bleiben die titelgebenden Transformers? Die Menschen ziehen mit Grüner-Punkt-Kampfmaschinen aus recyceltem Altmetall in den Krieg, von gestaltenwandlerischen Robotern fehlt aber jede Spur. Kein Wunder, denn der Film wartet ebenso wenig mit transformierenden Maschinen auf wie „Der Herr der Ringe“ mit Kettensägen schwingenden Psychopathen. Mehr noch, der Originaltitel „Resiklo“ macht deutlich, dass sich der Film nie an Michael Bays Action-Blockbustern orientiert hat. Für diese Täuschung zeichnet Sunfilm verantwortlich, vermutlich um am Hype-Kuchen um die Hasbro-Filme mitnaschen zu können; im Juni kam „Transformers: Revenge of the Fallen“ hierzulande in die Kinos, ein Monat später folgte die deutsche DVD-Erstveröffentlichung von „Resiklo“. Ob Sunfilm Entertainment eine solche Blendpolitik notwendig hat, das muss der Vertrieb selbst entscheiden …

Die jegliche Unterhaltung zu Boden drückende Machart des Films und besonders die Titeländerung durch Sunfilm kaschieren die Botschaft von „Resiklo“, auf die schon der Originaltitel aufmerksam macht: „Save the planet. Recycle.“ Die Idee, mittels trashiger Kampfroboter auf ernsthafte Themen wie Umweltverschmutzung hinzuweisen, hat durchaus etwas für sich, doch nach 108 Minuten qualvoller Tortur der Sinne wird selbst der überzeugte Baummärtyrer zum Staatsfeind aller Regenwälder. Dann doch lieber alte VHS-Kassetten mit Folgen von „Captain Planet“ abstauben …

Fazit: Stupider, einfallsloser Sci-Fi-Trash, dessen deutsche DVD-Veröffentlichung das Musterbeispiel einer Mogelpackung ist.

Bild- und Tonqualität sowie Extras können nicht beurteilt werden, da es sich um eine Presse-DVD handelt, die von der Kaufversion abweichen kann.

Michael Höfel



DVD | Disc-Anzahl: 1 | EAN: 4041658222921 | Erschienen: 24. Juli 2009 | FSK: 16 | Laufzeit: 108 Minuten | Originaltitel: Resiklo | Preis: 14,90 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Deutsch (Dolby Digital 5.1 und DTS 5.1), Filipino (Dolby Digital 2.0)

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