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 Ra - The Dice Game

Autoren: Reiner Knizia
Verlag: Abacusspiele

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Glück
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Spielregel
Strategie
Zehn Jahre ist es jetzt her, dass Reiner Knizias „Ra“ erschien. Die Tatsache, dass jetzt noch ein Würfelspiel-Ableger dieses Titels auf den Markt gebracht wird (nach einer Quasi-Neuveröffentlichung des Spiels unter dem Namen „Razzia“ 2004), spricht für die anhaltende Beliebtheit des Spiels, das auf jeden Fall zu Knizias besten Veröffentlichungen zählt. Wie so viele Ableger besonders erfolgreicher Spiele muss sich aber auch „Ra – Das Würfelspiel“ die Frage gefallen lassen, wo denn die Daseinsberechtigung des Spiels liegt, wenn man auch genauso gut das maximal eine Stunde in Anspruch nehmende Original auf den Tisch bringen kann.

„Ra – Das Würfelspiel“ funktioniert im Prinzip ganz genau so wie das Vorbild – und ist doch völlig anders. Anstatt auf bestimmte Plättchen zu bieten, die nach und nach aufgedeckt werden, wird hier wie bei „Kniffel“ gewürfelt. Höchstens dreimal darf man die fünf verschiedenfarbigen Würfel schmeißen und nach jedem Wurf einige oder alle der Ergebnisse beiseite legen. Je nachdem, was man sich erwürfelt hat, rückt man auf dem Brett in vier verschiedenen Kategorien weiter vor. Wer einen Pharao gewürfelt hat, rückt auf der Pharao-Leiste einen Punkt vorwärts, für eine Pyramide kann man einen Stein in den Monumente-Bereich setzen, für ein Schiff-Symbol geht es auf der Nil-Leiste voran. Wer in dieser Region punkten möchte, braucht jedoch mindestens eine Überschwemmung, für die man schon drei Schiff-Symbole würfeln muss. Drei gleiche Symbole braucht man auch für die Zivilisations-Leiste, will man dort einen seiner Spielsteine unterbringen. Doch zum Glück gibt es auch Ankh-Symbole, die als Joker fungieren und wie ein weiteres Symbol zählen, das man bereits gewürfelt hat. Leider gibt es auch Sonnen-Symbole, über deren Erscheinen man sich meistens ärgert, denn man ist gezwungen, diese Würfel beiseite zu legen und kann sie in diesem Zug nicht mehr verwenden. Außerdem sorgen sie dafür, dass die kleine Ra-Figur vorwärts gezogen wird, was die nächste Wertung näher bringt. Wenn man freilich sehr viele Sonnen würfelt, rentiert sich das auf der anderen Seite in Siegpunkten oder sogar in einer Katastrophe, mit der man die Mitspieler in einem der Wertungsbereiche zurücksetzen kann.

Kommt es dann zu einer der drei Wertungen, haben erfahrene „Ra“-Spieler sofort den Aha-Effekt, denn dort gibt es praktisch keine Unterschiede zum Original. Wer die meisten Pharaonen gesammelt hat, erhält fünf Siegpunkte, wer die wenigsten hat, zwei Miese. Wer mindestens eine Überschwemmung erwürfelt hat, bekommt die Punkte seines Zählers auf der Nil-Leiste. Wer die Zivilisations-Leiste vernachlässigt hat, wird mit fünf Minuspunkten bestraft, wer drei/vier/fünfmal vertreten ist, erhält 5/10/15 Punkte. Die Monumente werden nur zum Schluss gewertet und schütten dann viele Punkte aus, wenn man in möglichst vielen Spalten oder in einer Spalte möglichst häufig vertreten ist. Nach drei Wertungen hat dann der Spieler mit den meisten Punkten gewonnen.

Auch wenn sich das angenehm vertraut anhört, so muss man sofort einlenken: „Ra – Das Würfelspiel“ ist mit dem Original eigentlich nicht zu vergleichen. Was „Ra“ so spannend machte, waren die schwierigen Entscheidungen, die man während des Spiels zu treffen hatte – wann bieten und wann nicht? Davon bleibt im Würfelspiel gar nichts mehr übrig. Dieses spielt sich ähnlich wie „Im Wandel der Zeiten – Das Würfelspiel“, vor allem was die Sonnen-Symbole und die Katastrophen angeht. Da die Würfel nicht immer so machen, wie man gerne hätte, kann man sich meistens nicht auf einen der Wertungsbereiche festlegen und muss einfach gucken, was einem der Zufall so beschert. Dennoch hat „Ra – Das Würfelspiel“ eine entschieden taktische Komponente, schließlich konkurriert man in den meisten Bereichen mit den anderen Spielern und es gelingt durchaus häufig, einen bestimmten Bereich auszubauen, in dem man vielleicht schon ganz gut vertreten ist. Das sollte aber nicht davon ablenken, dass „Ra – Das Würfelspiel“ immer noch in erster Linie ein reines Würfelspiel und damit vom Zufall abhängig ist. Aber das gehört bei dieser Art Spiel ja auch dazu.

„Ra – Das Würfelspiel“ hat an anderer Stelle Probleme. Einerseits krankt es an der (zweisprachigen) Anleitung, die einige kleine, aber wichtige Regeln nicht zu Genüge hervorhebt – etwa, dass ein im selben Zug gesetzter, zweiter Monument-Stein nicht in dieselbe Spalte darf. Die beiliegenden Spielhilfen sind zwar mit etwas Hirnschmalz zu entschlüsseln, aber eben auch nicht immer eine wirkliche Hilfe. Und zu zweit verliert das Spiel deutlich an Reiz, schließlich wird die Pharao-Leiste hier viel zu stark und gibt es bei den Monumenten kaum Konkurrenz mehr.

Die Frage danach, welche Zielgruppe dieser Titel hat, beantwortet die Spielschachtel bereits selbst, indem sie auf der Rückseite auf das bei Spielern beliebte Original verweist. Der einzige Vorzug gegenüber dem Original ist jedoch die kurze Spieldauer – mehr als fünf Minuten pro Mitspieler muss man eigentlich nicht einplanen. Dadurch wird es zum guten Lückenfüller, aber noch lange nicht zum Ersatz für das tolle Original. Für den Preis von knapp 30 Euro sind die Materialien außerdem sehr langweilig geraten. Das Spielbrett sieht ganz nett und übersichtlich aus und die Würfel sind von guter Qualität (nur der gelbe Würfel ist schlecht zu erkennen), aber ansonsten gibt es lediglich knapp 100 Standard-Holzwürfelchen und die Spielhilfen – mehr ist in der Schachtel nicht zu finden. Als taktisches Würfelspiel für zwischendurch macht „Ra – Das Würfelspiel“ durchaus Spaß und „Ra“-Fans werden sich in der Wertung sofort heimisch fühlen. Echte Zocker – und an die richtet sich das Spiel vornehmlich – können aber auch noch bis Oktober warten, da erscheint „Im Wandel der Zeiten – Das Würfelspiel“ - ein besserer Ableger zu einem besseren Spiel.

Julius Kündiger



Brettspiel | Erschienen: 1. August 2009 | Originaltitel: Ra - The Dice Game | Preis: 30 Euro | für 2 - 4 Spieler | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Englisch

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