Im Jahre 1731 in Serbien ist das Leben nicht einfach. Das weiß die vierzehnjährige Jasna schon lange. Gemeinsam mit ihrem Vater und ihren fünf Schwestern lebt sie in einem Gasthaus, das einst ein beliebter Treffpunkt für Reisende gewesen ist. Doch seit in den Wäldern Räuber hausen, kommt kaum einmal ein Gast vorbei, so dass die Familie mehr schlecht als recht überlebt.

Eines Abends jedoch trifft ein Reisender im Gasthaus ein, der unterwegs seine Begleiter verloren hat und um Quartier bittet. Der wohlhabende Pferdezüchter Jovan Vucovic wird freundlich empfangen, ihm wird ein warmes Mahl bereitet und ein Lager hergerichtet. Doch Jasna gefällt nicht, wie der Fremde ihre große Schwester ansieht, die Vater schon längst versprochen hat. Nach einem langen Gespräch zwischen den beiden Männern steht fest, dass Jasna mit Jovan gehen muss, denn er sucht nach einer Braut für seinen Sohn Danilo.

Mutlos fügt sich die junge Jasna in ihr Schicksal, denn all ihre halbherzigen Fluchtversuche werden von den Begleitern Vucovics, die am nächsten Morgen auftauchen, vereitelt. Nach langer Reise erreichen sie dann auch den Gutshof mit den drei Türmen an der Grenze zum Osmanischen Reich. Vieles sieht seltsam aus, da Jovan Andenken von seinen weiten Reisen mitgebracht hat. Doch viel seltsamer sind die Personen am Hof. Bei Sonnenuntergang fliehen die Knechte vom Hof, ihr neuer Mann Danilo berührt sie nicht und es scheint, als würde es spuken. Auch die Bewohner des nahegelegenen Dorfes fürchten die Bewohner des Gutshofes und verbreiten, es läge ein Fluch über ihnen.

"Totenbraut" ist eine Erzählung, die auf sehr geschickte Weise mit dem Thema Vampire umgeht. So wie die Funktion einer Totenbraut sind auch all die anderen Eigenheiten, die die Charaktere der Geschichte an den Tag legen, historisch überlieferte Traditionen. Denn man schützt sich vor Hexerei, vor Geistern und Vampiren. Nur zu dumm, dass Jasna, die neu dazugezogen ist, ebenfalls misstrauisch betrachtet wird und in dem Sog der Ereignisse, die losbrechen, unterzugehen droht.

Es ist für die Menschen der Gegenwart nicht einfach zu verstehen, wie Aberglaube früher so präsent und bedrohlich sein konnte. Doch Nina Blazon gelingt es, Vorurteile, Angst und Misstrauen so geschickt in ihre Geschichte einzuweben, dass man förmlich mitgerissen wird, genau wie Jasna, die erst langsam den Geheimnissen des Hofes auf den Grund kommt und erfährt, weshalb ein Fluch oder Vampire die Einwohner bedrohen. Man fühlt sich direkt zurückversetzt in diese düstere, unheimliche Zeit. Passend dazu spricht Nina Petri mit ihrer bedächtigen Stimme in der Person Jasnas und macht damit das Geschriebene für den Hörer unmittelbar.