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 Reisende im Wind, Band 6.1: Das Mädchen vom Bois-Caiman

Serie: Reisende im Wind, Band 6.1
Autoren: Francois Bourgeon
Illustratoren: Francois Bourgeon
Übersetzer: Tanja Krämling
Verlag: Splitter Verlag

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Vor rund 25 Jahren erschien Bourgeons Kultwerk „Reisende im Wind“. Alle Fans erwartet jetzt nach dieser langen Wartezeit eine Fortsetzung.

1862 ist die junge Isabeau Murrait, Zabo genannt, gezwungen, ihre Heimat zu verlassen und sich durch das Getümmel der Sezessionskriege zu schlagen. Auf ihrer abenteuerlichen Reise lernt sie den Fotografen Coustans kennen, der sie fortan begleitet. Nach Gefahren, Abenteuern und Einblicken in die Abgründe der menschlichen Seele erreichen sie endlich den Landsitz von Zabos Urgroßmutter Isabeau de Marnaye. Auch diese Isa war vor Jahren auf einer abenteuerlichen Reise, und nicht nur das haben die beiden Frauen trotz ihres Altersunterschiedes gemeinsam, wie sie bald feststellen.

Dieser Kunstgriff, die alte Geschichte innerhalb der neuen weiterzuerzählen, ist wirklich interessant angelegt. Isa war ein faszinierender Charakter, stark, unabhängig und freiheitsliebend. Genau so ist auch ihre Urenkelin, auch wenn sie durch viele Jahrzehnte getrennt sind und ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben. Dennoch haben sie viel gemeinsam.

Dieser Band spielt nicht nur vor dem Hintergrund des Krieges zwischen Nord- und Südstaaten, sondern zeigt auch die Sklavenaufstände, die Isa erlebte. Zabo wird von den Erzählungen der Urgroßmutter verzaubert, ebenso der Leser. Der Gegensatz zwischen den beiden Frauen wird hier deutlich: Isa erzählt von einer zauberhaften Welt, in der (Aber-) Glaube und Mystik eine große Rolle spielen, Zabo hingegen verkörpert die Moderne, die Aufgeklärtheit einer Zeit, in der Menschen mit Eisen erschossen werden, Fotografien möglich sind und allgemein eine Entzauberung betrieben wird.
Die historische Korrektheit ist wieder überraschend: Nicht nur die Kleider und die Häuser wirken sehr realistisch, auch mit der Sprache geht der Autor auf die Zeit ein. Da wird kreolisch gesprochen, spanisch, englisch in allen Akzenten, alles so, wie man es von der sprechenden Person erwarten würde. Zur besseren Verständlichkeit sind die Übersetzungen auf den letzten Seiten im Band angefügt, obwohl man meist auch so sehr gut erraten kann, was gerade gesprochen wird.

Die Zeichnungen Bourgeons sind weiterhin erste Klasse. Waren schon in den ersten Bänden die Zeichnungen faszinierend und ungeheuer detailreich, so wird dies noch getoppt. Menschen von außerordentlicher Schönheit werden hier gezeichnet - wobei die Schönheit nicht immer auf den ersten Blick sichtbar ist -, dschungelartige Natur, mystische Rituale, das Grauen des Krieges … all das findet sich in den Bildern wieder, ohne sich je zu widersprechen.
Dank der wie immer hervorragenden Aufmachung des Bandes kommen die Bilder auch gebührend zur Geltung.

Für Fans von „Reisende im Wind“ ein absolutes Muss. Aber auch Comicfans, die die Serie noch nicht kennen und sich von historischen Geschichten gefangen nehmen lassen, werden mit diesem Band ihre helle Freude haben.

Anja Thiemé



Hardcover | Erschienen: 1. Januar [Value3] | ISBN: 9783868690798 | Originaltitel: Les Passagers du Vent: La petite Fille Bois-Caiman - Livre 1 | Preis: 17,80 Euro | 83 Seiten | Sprache: Deutsch

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