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 Kommissar Kluftinger, Band 5: Rauhnacht

Kluftingers neuer Fall


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Mit ihrem Roman „Rauhnacht“ haben die Autoren Volker Klüpfel und Michael Kobr den fünften Fall des recht kauzig anmutenden Allgäuer Kommissars Kluftinger in die Buchläden gebracht. Eingeschneit in einem Hotel, steht Klufti vor der schwierigen Aufgabe, gemeinsam mit seinem Kontrahenten Dr. Langhammer einem Mörder auf die Spur zu kommen, der sich nur unter den anwesenden Personen befinden kann. Eine typische Closed-Room-Situation à la Agatha Christie, die, gepaart mit viel hintergründigem schwäbischen Humor, für beste Unterhaltung sorgt.

Kommissar Kluftinger reist diesmal in die Berge. Eingeladen von der ehemaligen Skisportlerin und jetzigen Hotelchefin Julia König kommt er in den Genuss, den Jahreswechsel mit einem kostenfreien Krimiwochenende zu begehen. Mit von der Partie sind seine Frau Erika und das Ehepaar Langhammer. Aber bevor es überhaupt losgeht mit dem Vergnügen, packt Klufti bei seinem Rundgang durch das Hotelzimmer die hauseigenen Proben in Erikas Kulturbeutel ein. Erika ist entsetzt über die Dreistigkeit ihres Mannes. Doch ehe sie dazu kommt, ausgiebig mit ihm zu schmollen, steht die Hotelchefin vor der Tür und präsentiert zwei wunderbare Kostüme. Mit sich und der Welt ausgesöhnt, schreitet Erika als Grand Dame gemeinsam mit ihrem Hercule Poirot in spe zum Salon, um ihr Krimiwochenende zu genießen. Ein Wochenende, das einige mörderische Überraschungen für sie bereithalten wird.
Denn bereits am ersten Abend ist einer der Gäste tot. Aus dem Spiel wird bitterer Ernst und Kommissar Kluftinger bis auf weiteres von der Hotelchefin mit der Aufgabe betraut, den unter ihnen befindlichen Mörder zu stellen. Draußen tobt ein beißender Sturm, über das Radio werden Unwetterwarnungen verkündet und es gibt keine Möglichkeit, mit der Außenwelt in Kontakt zu treten. Sich seinem Schicksal und der nicht zu vermeidenden, oftmals recht unsinnigen und nervenaufreibenden Hilfe des Dr. Langhammer ergebend, beginnt Kluftinger mit den Ermittlungen und muss bald feststellen, dass jeder der Befragten ein mehr oder weniger schlüssiges Motiv hätte, den Bankier Carlo Weiß ins Jenseits zu befördern. Und während er mit viel grüblerischer Kleinarbeit die Fakten sortiert, scheint sich plötzlich alle Welt gegen ihn verschworen zu haben. Erika ist wütend, der Koch verweigert die geliebten Käsespatzen und Dr. Langhammer, gewappnet mit einem lächerlichen Detektivkoffer, versteht es meisterlich, ihm immer wieder ins Handwerk zu pfuschen. Doch schließlich wäre er nicht Kluftinger, wenn er es nicht schaffen würde, auch diesen Fall zu lösen.

Vollgestopft mit Marotten, Eigenarten und Unzulänglichkeiten präsentieren Volker Klüpfel und Michael Kobr ihren bereits erprobten Protagonisten Kommissar Kluftinger. Einen typisch verschrobenen, kleinbürgerlichen Beamten, der vielen Leser bereits ans Herz gewachsen ist und dem man, gerade deswegen, so einiges verzeiht. Wunderbar lebensecht und humorvoll beschrieben, verspricht der Käsespatzen liebende Kommissar einen Lesespaß, den man sich einfach gönnen muss. Doch nicht nur die Darstellung des Kommissars ist den Autoren hervorragend gelungen. Auch die Person des Dr. Langhammer als arroganter und besserwisserischer Arzt, der den perfekten Gegenpart zu dem oftmals mürrischen Kommissar gibt, wurde gut gewählt. Und so lebt das Buch hauptsächlich von den beiden recht gegensätzlichen Figuren, ihren ungewöhnlichen Eigenarten, den ungewollt erlebten, urkomischen Situationen und den herrlich schrägen, humorvollen Dialogen. Eine Lektüre, bei der man sich das Lachen einfach nicht verkneifen kann.

Und an diesem Punkt angelangt, kann festgestellt werden, dass Kluftinger nicht nur die Krimifans unter uns begeistern wird. Eingebettet in eine mörderische Handlung, versehen mit einer Menge tödlicher Motive, mutet dieses Buch an wie eine Parodie auf unzählige Kriminalgeschichten der Klassiker. Doch wer diese nicht kennt, kommt ungeachtet dessen auf seine Kosten. Schade eigentlich nur, dass die Geschichte auf einem Plot beruht, der in den vergangenen Jahren durch verschiedene Schriftsteller bereits über alle Maßen strapaziert wurde und dadurch abgedroschen und fade erscheint. Eine eigenständig entwickelte, innovative Idee wäre hier mehr gewesen. Aber trotz alledem besitzt das Buch einen gewissen Charme, der von der Eigenart der Figuren und ihrer herrlich schräg und pointiert geführten Dialoge und Handlungsweisen gleichermaßen ausgeht. Da kann man nur sagen: Wieder einmal haben es die Autoren geschafft, einen typischen Kluftinger aufs Papier zu bringen.

Kluftinger, herausgeputzt als Hercule Poirot, übrigens eine Paraderolle für den eigensinnigen Kommissar, lässt auch diesmal seine kleinen grauen Zellen zur Höchstform auflaufen und vollbringt in gewohnter Weise ermittlerische Glanzleistungen. Eine gleichermaßen spannende und lustige Angelegenheit, die sehr zu empfehlen ist.

Dorit Wiebke



Hardcover | Erschienen: 11. September 2009 | ISBN: 9783492052047 | Preis: 17,95 Euro | 368 Seiten | Sprache: Deutsch

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