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 Synecdoche New York


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Eine Synekdoche, so verrät ein Blick ins Literaturlexikon, ist eine rhetorisch-poetische Stilfigur, bei der ein Wort oder eine Wortgruppe durch einen Über- oder Unterbegriff ersetzt wird. Dass der oscarverwöhnte Sprachzauberer Charlie Kaufman (Autor von „Being John Malkovich“ und „Vergiss mein nicht“) das weiß, verwundert kaum. Mit anspruchsvollen Filmfreunden will er seine filmische Version einer Synekdoche in „Synecdoche New York“ teilen.

Kaufman erzählt die Geschichte des gefeierten Theaterregisseurs Caden Cotard (Philip Seymour Hoffman), dessen Leben zusehends den Bach hinuntergeht. Während beruflich alle Zeichen auf Erfolg stehen, ist er gesundheitlich von einer seltsamen Nervenkrankheit befallen, die nach und nach immer mehr Körperfunktionen ausfallen lässt. Auch familiär sieht es düster aus: Cadens Frau Adele (Catherine Keener) sucht das Weite und die künstlerische Erfüllung in Berlin, wohin sie auch gleich das gemeinsame Töchterchen mitschleppt. Caden sucht Trost und Zuflucht nur kurzzeitig bei anderen Frauen und zieht sich dann in seine Arbeit zurück: In einem alten Lagerhaus will er eine monumentale Inszenierung auf die Beine stellen, die das reale Leben in New York abbilden soll …

Familienkrisen, die Suche nach sich selbst, private Schicksalsschläge, unerfüllte Liebe – wieder und wieder nähert sich Oscar-Gewinner Charlie Kaufman diesen großen menschlichen Themen. Und er findet weiterhin neue Zugänge, wie sein Regiedebüt „Synecdoche New York“ bedeutungsschwer zu illustrieren weiß. Seine Synekdoche ist das Theater, das als Ersatz für eine komplexe, ungreifbare Realität steht, in der sich sein Protagonist Caden Cotard – grandios gespielt von Philip Seymour Hoffman – nicht mehr zurechtfinden kann. Doch die Inszenierung erweist sich als beinahe ebenso schwer zu durchschauen, sodass für Caden die Grenzen zwischen Realität und Traum, zwischen Außenwelt und Simulation, zwischen Abziehbild und wahrem Leben zusehends verschwimmen. Unerwartete Zeitsprünge und Handlungsinkonsistenzen stehen bei Maestro Kaufman zusätzlich auf dem Speiseplan, sodass sein erster Film nach eigenem Drehbuch in seiner ganzen Fülle bisweilen allzu schwer im Magen des Zuschauers landet. Nicht falsch verstehen: Kaufman ist ein großer Architekt des Kinos, seine Geschichten sind bis in den letzten Winkel räumlich, zeitlich und symbolisch durchdacht wie bei kaum einem anderen Drehbuchautoren unserer Zeit. Dennoch muss er sich für „Synecdoche New York“ den Vorwurf der Überfrachtung gefallen lassen. Die Vision, die er hier in zwei Stunden Film zu packen versucht, droht die Leinwand oder den Fernsehbildschirm zu sprengen und dehnt die Aufmerksamkeitsspanne der Zuschauer bis an die Grenze der Belastbarkeit. Letztlich ist Kaufmans Regie-Erstling ein tiefgründiger Anheizer für Freunde diskussionswürdiger Kost, und zugleich ein depressiver Abtörner für Unterhaltungsjunkies, die samstagabendliche Berieselung suchen. Cineasten zwischen beiden Stühlen werden sich nur bedingt dafür erwärmen können, an die Exzellenz von „Vergiss mein nicht“ kommt dieser neue Film in keinem Fall heran.

Fazit: Anspruch hoch Kaufman – nachdenklich und tiefsinnig, aber irrsinnig schwer zugänglich.

Marc Zeller



DVD | Disc-Anzahl: 1 | EAN: 4260157712652 | Erschienen: 12. November 2009 | FSK: 12 | Laufzeit: 120 Minuten | Originaltitel: Synecdoche, New York | Preis: 12,99 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Englisch

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