Das preisgekrönte Spiel mit dem durch die Spieler aus Landschaftskarten selbst zu legendem Spielfeld geht in die dritte Runde. Mit "Händler und Baumeister" hält man die zweite Erweiterung des Grundspieles in Händen, welches - wie auch ausdrücklich schon auf dem Karton vermerkt ist - nur zusammen mit dem Grundspiel zu spielen ist.
Wieder liegt das angegebene Mindestalter bei acht Jahren und wieder ist die Spielzeit mit dreißi bis fünfundvierzig Minuten angegeben. Verfügt man neben dieser auch über die erste Spielerweiterung, hat man also die Möglichkeit, nun insgesamt mit sechs Leuten - ohne Erweiterung fünf - und bis über zwei Stunden lang an einer Partie Carcassonne zu spielen.

Diese Erweiterung bietet 24 neue Landschaftskarten, zwanzig Warenplättchen, je ein Schwein und einen Baumeister für maximal sechs Spieler und einen hübschen Stoffbeutel für die Warenplättchen.

Zwanzig der neuen Landschaftskarten sind Stadtteile, auf denen eine Ware - Wein, Korn oder Tuch - abgebildet ist. Wird eine solche Stadt abgeschlossen, wird sie wie üblich gewertet, doch zusätzlich bekommt der Spieler, der die Stadt abschließt, die entsprechende Anzahl Warenplättchen, die die Stadt beinhaltet. Wer am Ende des Spiels die Mehrzahl einer Ware hat, bekommt zusätzliche zehn Punkte bei der Endwertung.
Interessant ist dabei vor allem, dass man selbst keine Figur in der Stadt haben muss. Schließt man also die Stadt eines Mitspielers ab, so erhält dieser die üblichen Punkte, aber die Warenplättchen gehen an einen selbst. Dies eröffnet neue taktische Möglichkeiten, deren Nutzung sich lohnen kann - oder auch nicht, wenn man nicht vorausschauend genug entscheidet.

Das Schwein kann die Punktwertung von Städten an Wiesen verstärken. Hat man einen Gefolgsmann auf einer Wiese liegen, kann man diesen durch das Schwein verstärken. Hat dieser Spieler am Ende des Spiels die Mehrheit an dieser Wiese - wozu nur die Gefolgsleute zählen, nicht die Schweine -, so erhöht sich durch das Schwein die Wertung einer jeden Stadt an dieser Wiese um einen Punkt, so dass eine Stadt also nicht wie bisher drei, sondern vier Punkte wert ist.
Auch das Schwein ist eine mächtige Erweiterung, die jedoch, wenn sie unüberlegt eingesetzt wird, keinen Vorteil bringt. Zudem lässt sich auch dieser Vorteil durch die Mehrheit anderer Spieler rasch aushebeln.

Die Figur des Baumeisters kann auf eine Straße oder einen Stadtteil gelegt werden, wenn man eine entsprechende Landschaftskarte angelegt hat. Legt man dann bei einem folgenden Zug eine Karte an diese Straße oder Stadt an, so darf durch den Baumeister danach noch eine Karte gezogen werden. Diese zweite Karte darf beliebig angelegt werden, die Gunst, diese zu ziehen, gilt aber nur dann, wenn man die Straße oder Stadt mit dem Baumeister weiterführt. Legt man auch die zweite Karte an die durch den Baumeister verstärkte Landschaft an, ist der Zug trotzdem beendet.
Vor allem der Baumeister bietet interessante neue Möglichkeiten bei dieser Erweiterung. Zwar kann man mit seiner Hilfe schneller größere Städte verwirklichen, doch hat man natürlich keine Garantie, diese jemals fertig zu stellen, denn hier ist das Glück beim Ziehen der Karten gefragt. Zudem darf der Baumeister nur dort gesetzt werden, wo sich bereits ein Gefolgsmann befindet und dies auch nur in getrennten Zügen.

Gerade dieser Erweiterung zu Carcassonne merkt man sehr gründliche Überlegungen zum Spielgleichgewicht an. Zwar hat jede mit diesem Karton kommende Erweiterung eine große Macht, durch diverse Beschränkungen und Optionen für andere Spieler wird jedoch dafür Sorge getragen, dass das Spielgleichgewicht erhalten bleibt.

In jedem Fall bietet diese Erweiterung weitere spannende Möglichkeiten für eine noch länger dauernde und noch strategischere Partie Carcassonne. Besonders bemerkenswert ist neben der unverändert bestehenden Qualität von Spielfiguren und Karten, dass das Ende des Spiels beziehungsweise dessen Sieger noch schwerer im Spielverlauf bereits zu erkennen ist, und dass diese Erweiterung auch zusammen mit dem Grundspiel spielbar ist, wenn man die erste Erweiterung nicht angeschafft hat. Dadurch wird ein Kaufzwang vermieden, was unbedingt für die Macher des Spieles spricht. Denn wer Carcassonne zu spielen anfängt, wird sich nach und nach vermutlich ohnehin mit den einzelnen Erweiterungen ausstatten und das Spiel hat billigen Bauernfang auch nicht nötig, sondern überzeugt allein durch Qualität und Spielkonzept.