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 Kay Scarpetta: Scarpetta


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Am letzten Tag des Jahres wird die kleinwüchsige Psychologiestudentin Terri Bridges in ihrer Wohnung tot aufgefunden. Der Tat dringend verdächtig ist ihr Freund Oscare Bane, der unter starken Phobien leidet und behauptet, verfolgt und mittels eines GPS-Chip überwacht zu werden. Doch seine Aussagen sind so absonderlich, dass ihm niemand Glauben schenkt und er in die Gefängnispsychatrie von New York eingeliefert wird. Dort angekommen, verlangt er von der Gerichtsmedizinerin Dr. Kay Scarpetta untersucht zu werden, da er ansonsten jegliche Form einer Zusammenarbeit mit den Behörden ablehnt. Scarpetta, die sowohl von ihrem Freund und Leiter der Abteilung Verhaltensforschung beim FBI, Benton Wesley, sowie der New Yorker Staatsanwältin Jaime Berger gebeten wird, sich des vermeintlichen Mörders anzunehmen, reist nur mit Widerwillen nach New York, um sich nicht nur dem Fall, sondern auch einem Teil ihrer Vergangenheit zu stellen. Denn mit den Ermittlungen ist kein Geringerer beauftragt als ihr ehemaliger Freund, der Cop Marino, mit dem sie nicht nur gute Erinnerungen verbindet. Professionell wie immer überwindet Scarpetta ihre persönlichen Bedenken und beginnt mit der Untersuchung des Verdächtigen, der, wie sie feststellen muss, erst seit Kurzem unter Wahnvorstellungen leidet. Eigentlich erst, seitdem er eine Beziehung zu der toten Studentin eingegangen ist.

Doch nicht nur der neue Fall, der sich für sie äußerst heikel gestaltet, erfordert ihre volle Aufmerksamkeit, auch die auf einer gut besuchten Webseite erscheinenden Bilder und Details aus ihrem Leben, die so gar nicht der Wahrheit entsprechen, machen ihr zu schaffen und lassen sie nicht zur Ruhe kommen. Der Verfasser dieser Artikel scheint ein Kenner der genauen Lebensumstände der Gerichtsmedizinerin sein, denn wie sonst ist er an beruflich veranlasste Fotos und recht private Einzelheiten aus ihrem Leben gekommen. Einzig und allein Lucy, Scarpettas Nichte, gelingt es, diesen Wahnsinn zu stoppen und ihre Tante vor weiterem virtuellem Unrat zu schützen. In der Zwischenzeit ist diese mit ihren Untersuchungen vorangekommen und sich sehr sicher, dass Oscare Bane niemals der gesuchte Mörder sein kann. Denn neben der toten Studentin gibt es weitere rätselhafte Morde, die Gemeinsamkeiten aufweisen und auf denselben Täter schließen lassen. Doch nicht nur die Opfer sind irgendwann einmal in das Visier des heimtückischen Mörders geraten, auch Kay Scarpetta muss bald um ihr Leben fürchten.

Mit ihrem nunmehr sechzehnten Fall um die Gerichtsmedizinerin Dr. Kay Scarpetta ist Patricia Cornwell ein durchaus spannender Thriller gelungen, der allerdings nicht an die ersten Hörbücher dieser Serie heranreicht. Ob es daran liegt, dass der Autorin allmählich die Ideen ausgehen, oder daran, dass Scarpetta schon in zu vielen Büchern ihre Fälle lösen durfte und als Charakterfigur dem Leser kaum noch Überraschungen bieten kann, sei dahingestellt. Doch betrachtet man die Person Kay Scarpetta mal ganz genau, fehlen der inzwischen fast perfekt gewordenen Hauptprotagonistin die einst vorhandenen Ecken und Kanten. Ihr passieren einfach kaum noch Fehler und das ehemals noch ungeordnete Privatleben, verläuft inzwischen recht problemlos. Da bleibt dem Hörer letztendlich nur, auf einen gut konstruierten, komplex gestalteten Fall zu hoffen, der die nötige Spannung bringt. Und genau das ist der Autorin Patricia Cornwell gelungen. Entgegen der recht vehement geäußerten Kritik bezüglich der Längen und ausufernden forensischen Details im Buch, kann in der gekürzten Hörbuchfassung nichts dergleichen festgestellt werden. Der Plot ist schlüssig, die verschiedenen Handlungsstränge sind gut ausgearbeitet und werden zum Ende des Hörbuches gekonnt zusammengeführt. In einem beeindruckenden Show-Down erfolgt die Konfrontation mit dem Täter, der sogar erst recht spät enttarnt wird. Hätte die Autorin es dazu noch geschafft, die Hauptfiguren interessanter zu gestalten, es wäre ein fantastisches Hörbuch geworden, das nicht nur im mittleren Bewertungsbereich angesiedelt wäre.

Die Sprecherin Franziska Pigulla hat bei der Interpretation von "Scarpetta" eine hervorragende Leistung abgeliefert und brilliert vor allem mit einer beeindruckenden stimmlichen Flexibilität. Mit ihrer recht dunklen und sehr markanten Stimme und unter Zuhilfenahme einer gekonnt differenzierten Betonung schafft sie es mühelos, den Sprechertext und die Figuren in all ihrer Vielseitigkeit hörbar zu machen. Eine wunderbare Ergänzung zu dem spannend konstruierten Fall und eine Sprecherin, die man gerne öfter hören würde.

"Scarpetta" ist ein gut konstruierter, spannender Kriminalfall, der leider bei der Ausarbeitung seiner Hauptfiguren schwächelt und damit nicht ganz an die Anfangswerke dieser Serie heranreicht. Trotz alledem verspricht es ein angenehmes Hörerlebnis, das durch die herausragende Leistung der Sprecherin Franziska Pigulla punkten kann.

Dorit Wiebke



CD | CD-Anzahl: 6 | Erschienen: 18. August 2009 | ISBN: 9783455306668 | Laufzeit: 410 Minuten | Originaltitel: Scarpetta | Preis: 24,99 Euro | Sprache: Deutsch

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