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 Silbertod


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Urbs Umida ist eine Stadt, in der eigentlich niemand gerne lebt: dreckig, düster, ärmlich und irgendwie unheimlich, liegt doch über allem der Ekel erregende Gestank des Flusses Foedus, der die Atemluft verpestet. Nur wer unbedingt muss und zu den Ärmsten der Armen gehört, lebt in der Nähe dieses stinkenden Gewässers. Pin ist zwar auch einer der armen Stadtbewohner, zudem ist seine Mutter vor kurzem verstorben und sein Vater ist spurlos verschwunden und wird eines Mordes verdächtigt, aber er hat trotzdem Glück gehabt: Als Helfer ist er bei Mr. Gaufridus, einem skurrilen Leichenbestatter, untergekommen. Seit Mr. Gaufridus in seiner Kindheit durch eine seltsame Erkrankung für tot gehalten und lebendig begraben wurde, verfolgt er geradezu manisch ein Lebensziel: Niemand soll jemals mehr lebendig begraben werden. Zwar stehen der Medizin nur bescheidene Methoden zur Verfügung, den Tod einer Person zweifellos festzustellen, doch Mr. Gaufridus versucht, dies mit seinen zahlreichen Erfindungen und Apparaturen wettzumachen.
Als Pin eines Nachts im Institut von Mr. Gaufridus eine Totenwache hält, geschieht etwas äußerst Merkwürdiges: Eine Gruppe recht seltsamer Menschen dringt in die Leichenhalle ein, betäubt Pin und macht sich an einer kürzlich verstorbenen Frau zu schaffen. Zwar ist Pin halb bewusstlos, doch er sieht dennoch, wie die Tote – zumindest kurz – wieder zum Leben erweckt wird. Wie ist das möglich? Später trifft Pin das seltsame Grüppchen wieder, dessen Mittelpunkt ein alter Knochenmagier ist, der damit wirbt, Tote zum Leben zu erwecken. Seine junge Assistentin Juno und Pin freunden sich bald miteinander an. Und Freunde sind in solchen Zeiten notwendig, denn in Urbs Umida geht offensichtlich ein irrer Mörder um: Seine Opfer werden alle mit einem silbernen Apfel in der Tasche aufgefunden …

Morde, ein Knochenmagier, eine furchtbare Bestie, die für Geld in einem Wirtshaus besichtigt werden kann, eine düstere Stadt, ein exzentrischer Leichenbestatter – dieses Hörbuch eignet sich vorzüglich für düstere Herbst- und Winterabende! Die Autorin F.E. Higgins hat ein recht dunkles, dabei aber auch sehr spannendes und faszinierendes Jugendbuch geschaffen, das die finstere und fast lebensfeindliche Stadt Urbs Umida lebhaft vor dem inneren Auge des Zuhörers erscheinen lässt. Die Geschichte ist durch diese Zutaten natürlich ziemlich schaurig und somit eher für ältere Zuhörer – Jugendliche ab zwölf und auch hörbuchbegeisterte Erwachsene – geeignet. Higgins erzählt Pins Geschichte nicht völlig linear, sondern springt in vielen kurzen Kapiteln hin und her zwischen verschiedenen Personen, zwischendurch verlässt sie die Perspektive des Erzählers und lässt Pin in Tagebuchform von den seltsamen Ereignissen berichten. Um dies umzusetzen, wird das Hörbuch von mehreren Sprechern gelesen. Felix von Manteuffel trägt sehr unterhaltsam und fast ein wenig märchenhaft den erzählenden Part vor; Marek Harloff gibt mit seiner wesentlich jüngeren Stimme einen überzeugenden Pin ab, wenn der in sein Tagebuch schreibt. Als Dritter im Bunde ist Konrad Halver dabei, der für die anderen Parts einspringt, etwa wenn ein Flugblatt vorgelesen wird.
Sehr schick ist die Aufmachung dieses Hörbuchs: Die vier CDs sind passend zum Titel mit Silberfolie überzogen, ebenso wie die stabile Pappbox, die sehr edel silbern glänzt.
Mit „Silbertod“ hat F.E. Higgins eine düstere, spannende und ein wenig fantastische Geschichte geschaffen, die sehr atmosphärisch die Stimmung einer kleinen Stadt im viktorianischen Zeitalter widergibt, samt Kutschen, Kuriositäten-Kabinetts, Aberglauben und Armut unter der Bevölkerung. Wer düstere Ecken, leicht skurrile Charaktere und eine Stimmung wie bei Charles Dickens‘ Erzählungen mag, wird „Silbertod“ mögen! Einziger kleiner Kritikpunkt: Das Ende wirkt sehr offen - plant die Autorin eine Fortsetzung von Pins Erlebnissen in Urbs Umida?

Christina Liebeck



CD | CD-Anzahl: 4 | Erschienen: 1. August 2009 | ISBN: 9783837304879 | Laufzeit: 280 Minuten | Originaltitel: The Bone Magician | Preis: 19,95 Euro | Sprache: Deutsch

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