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 Höllenknecht

Autoren: Ines Thorn
Verlag: Rowohlt Tb

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Richtersgattin Hella Blettner und ihre Mutter Gustelies kennt der geneigte Leser bereits aus dem historischen Kriminalroman „Galgentochter“ von Ines Thorn. Jetzt gibt es ein neues Abenteuer mit den zwei scharfsinnigen wie neugierigen Frauen. In „Höllenknecht“ sind die beiden allem Anschein nach einem Kannibalen auf der Spur.

Hella ist noch nicht lange mit ihrem Mann, Richter Heinz Blettner, verheiratet, da hängt schon der Haussegen schief. Irgendwie läuft die Ehe nicht so, wie Hella sich das vorgestellt hat. Alles, was Heinz macht, ist falsch, wenngleich sie nicht einmal sagen könnte, wieso. Ist es vielleicht einfach nur das unerträglich heiße Wetter des Sommers im Jahre 1532, das ihr zu schaffen macht? Oder ist es die vor Besuchern der Herbstmesse überquellende Stadt, die ihr so auf die Nerven geht?
Die Ablenkung durch das neuste Verbrechen in Frankfurt kommt Hella da gerade recht. Auf dem Römerberg wird ein menschlicher Arm gefunden, an dem ganz offensichtlich herumgekaut wurde. Als wäre dieser grausige Fund nicht schon schlimm genug, so taucht nur wenige Tage später ein abgetrenntes Bein auf, auf dieselbe Weise zugerichtet. Treibt etwa ein Kannibale in der Stadt sein Unwesen?
Während Heinz zusammen mit dem gutaussehenden Sarazenen Arvaelo, der in der Medizin bewandert ist und dem Richter viele neue, interessante Möglichkeiten zur Spurensuche aufzeigt, ermittelt, machen sich Hella und Gustelies eigenständig auf die Suche nach dem Täter des grausigen Verbrechens. Denn der zurückgebliebene junge Kerl, den man schnell verdächtigt, weil er mit einem der Körperteile gefunden wurde, ist einer solchen Tat einfach nicht fähig. Dann kommen plötzlich Gerüchte über ein Zauberbuch in Umlauf, das unbedingt jemand besitzen möchte – offenbar um jeden Preis …

Mit „Höllenknecht“ legt Ines Thorn einen soliden historischen Krimi vor, der vor allem mit seinen sympathischen Protagonistinnen überzeugen kann. Wenn Hella und Gustelies zusammen auf Verbrecherjagd gehen, wird es spannend, und wenn nicht spannend, so zumindest unterhaltsam. Die beiden so unterschiedlichen Frauen haben ihre eigene Herangehensweise, und dennoch raufen sie sich immer irgendwie zusammen, um den Fall zu lösen. Es empfiehlt sich, die Romane um Mutter und Tochter in der Reihenfolge ihrer Erscheinung zu lesen, da sich beide entwickeln und neue auf alten Erfahrungen aufbauen. Den Vorgänger „Galgentochter“ muss man jedoch nicht zwingend kennen, um die Ereignisse in „Höllenknecht“ zu verstehen, bietet die Autorin doch genügend kurze Rückblicke und Andeutungen.
Was das Lesevergnügen etwas schmälert, sind die allzu offensichtlichen Ausrufezeichen, die auf das Genre des historischen Romans hinweisen. Ob ein mittelalterliches Kochrezept oder das Vorgehen eines Beutelschneiders, also eines Diebes: Diese Passagen werden sehr plakativ dargestellt, statt etwas dezenter in die ordentliche Gesamthandlung eingebunden zu werden. Leser, die bereits den einen oder anderen historischen Roman oder ein gewisses Maß an Vorwissen zum Thema haben, werden sich zwischendurch langweilen. Der Kriminalfall selbst ist kurzweilig, lebt aber auch von ein paar Zufällen zu viel, mittels derer Hella und Gustelies auf die richtige Spur kommen.

Wer Romane der Autorin Ines Thorn mag, wird um „Höllenknecht“ nicht herumkommen. Allerdings handelt es sich dabei nicht um ihr bestes Werk. Zu plakativ sind die Hinweise auf das damalige Leben, zu zufällig mitunter die Ereignisse, die zum Aufspüren des Täters beitragen. Alles in allem ein schöner historischer Schmöker für die herbstliche Zeit.

Tina Klinkner



Taschenbuch | Erschienen: 1. September 2009 | ISBN: 9783499249426 | Preis: 8,95 Euro | 349 Seiten | Sprache: Deutsch

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