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Nachdem für die PSP bereits zwei Ableger der beliebten „Grand Theft Auto“-Saga erschienen sind, kam Anfang 2009 die Handheld-Konkurrenz aus dem Hause Nintendo an die Reihe. Der Erfolg von „Chinatown Wars“ blieb jedoch unter den Erwartungen: Mit 90.000 verkauften Exemplaren in den USA und zumindest 140.000 in Europa fühlten sich Nintendo-Kritiker in ihrer Empfindung bestärkt, dass sich Software mit Inhalten, die explizit an eine erwachsene Zielgruppe gerichtet sind, auf deren Systemen einfach nicht verkaufen lässt. Ein Schluss, dem scheinbar auch Rockstar gefolgt ist, denn das als reiner DS-Exklusivtitel angekündigte Spiel wurde ein halbes Jahr nach seinem Debüt auf die PSP und das iPhone portiert. Auf dem DS wusste „Chinatown Wars“ abseits der Masse an Casual Games zu glänzen, doch kann ein auf die Möglichkeiten von Nintendos Kleinstem zugeschnittener Titel ohne gravierende konzeptionelle Änderungen auf einer anderen Plattform, nämlich der PSP, überhaupt funktionieren?
In „Chinatown Wars“ besucht der Spieler erneut Liberty City - zum mittlerweile fünften Mal. Dazu schlüpft er in die virtuelle Haut von Huang Lee, dessen Vater, ein reiches Mitglied der lokalen Triaden, ermordet wurde. Nun besucht Huang Lee die Stadt der Sünde, um den Tod des Vaters zu rächen. Kaum angekommen, erfährt Huang die amerikanische „Gastfreundschaft“: Er wird überfallen, angeschossen und beinahe ertränkt, außerdem wird ihm ein wertvolles Schwert, das er seinem Onkel mitbringen sollte, gestohlen. Auf der Suche nach den Mördern seines Vaters gerät Huang mitten in einen erbitterten Machtkampf, nicht nur zwischen den zahlreichen Gangs der Metropole, sondern gerade innerhalb der Triaden ...
Wie seine Vorgänger ist auch der jüngste „GTA“-Abkömmling äußerst einsteigerfreundlich. Mittels Hilfstexten werden die Steuerung und Aktivitäten der Stadt erklärt, die ersten paar Missionen fungieren als reine Tutorials. Ist man mit dem Spiel vertraut, wird es ernst - man holt sich Aufträge, tätigt Drogendeals, klaut Autos und verdient Geld, während man versucht, nicht im Strudel aus Verbrechen, Betrug und Korruption, der Liberty City ist, unterzugehen.
[PIC] Während PSP-Spieler bei den bisherigen Franchise-Ablegern auf ihrem Handheld die gleiche Engine geboten bekamen, die Rockstar für ihre „GTA III“-Serie benutzt hat, erhielten DS-Besitzer eine leicht schräge Topdown-Perspektive, die stark an die ursprünglichen „GTA“-Teile der Neunziger, insbesondere „GTA 2“, erinnerte. Überhaupt gibt es in „Chinatown Wars“ zahlreiche Anleihen an die Klassiker. Akzeptiert man eine Mission, wird nicht, wie man es von den anderen PSP-Ablegern gewohnt ist, durch kurze, komplett vertonte und mit Sprachausgabe versehene Zwischensequenzen der eigentliche Auftrag eingeleitet, sondern einem dieser mittels Text und Zeichnungen im Stil eines Graphic Novel vermittelt. Zweifellos war dies eine technische Sparmaßnahme für den DS, genau wie die monotonen Radiosender. Hier wären wir beim wohl größten Problem der PSP-Version: der Umsetzung.
[PIC] Da der DS technisch bekanntlich wesentlich schwächer als die PSP ist, war es wenig verwunderlich, dass „Chinatown Wars“ nicht den Umfang oder gar das Aussehen eines „Vice City Stories“ haben würde. Was auf dem DS noch solide war, ist auf der PSP ein bisschen merkwürdig: Zwar ist die Optik stark aufpoliert worden – sämtliche Effekte (Explosionen, Feuer, Bloom-Effekte von Lichtquellen, Wasser, Reflektionen auf glatten Oberflächen und dergleichen) wurden überarbeitet, das Bild ist wesentlich weniger verpixelt und schärfer, außerdem wurde eines der größten Mankos – die schlechte Übersicht und die zu kleinen Objekte – durch den größeren Bildschirm behoben. All das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass „Chinatown Wars“ unter dem Potenzial der PSP bleibt. Wie auf dem DS fehlen auf der PSP richtige Zwischensequenzen und Sprachausgabe, obwohl es problemlos möglich gewesen wäre, beides zu implementieren. Die gezeichneten Szenen haben etwas Nostalgisches und sind keinesfalls schlecht gemacht, trotzdem hätte sich Rockstar mehr Mühe für die Portierung geben können. Man bekommt als Spieler des Öfteren den Eindruck, als wäre „Chinatown Wars“ nur schnell von einer Plattform auf eine andere geworfen worden – insbesondere, da sämtliche Minispiele der Originalversion nicht nur auch auf der PSP vorhanden, sondern 1:1 übernommen worden sind.
[PIC] Eines der kreativsten Elemente von „Chinatown Wars“ auf dem DS war die sinnvolle Integration des 2. Bildschirms und des Stylus in Form von regelmäßigen Minispielen. Was in anderen Sandbox-Spielen nicht interaktiv war, muss der Spieler diesmal von Hand erledigen: Kabel kurzschließen, mit dem Schraubenschlüssel den Motor starten oder die Alarmanlage mit einem Decoder austricksen – all das wurde mit dem Stylus erledigt, was eine äußerst witzige Idee war. Auf der PSP werden diese Minispiele mangels Stylus via Tastenkombinationen gelöst, was aber spätestens nach dem dritten Mal anödet. Auf dem DS waren weniger die Minispiele selbst als die Realisierung unter Einbindung zusätzlicher Interaktivität durch die Verwendung des Stylus interessant – auf der PSP ist es ein plumpes Eingeben von Befehlen, die auf dem Bildschirm angezeigt werden, was weder innovativ noch motivierend ist. Rockstar hätte sich das besser gespart ...
[PIC] Doch Technik ist bekanntlich nicht alles. Was „Chinatown Wars“ an optischer Stärke fehlt, macht es durch spielerische Qualität wieder wett. Das Gameplay ist, wie bei den meisten "GTA"-Titeln, butterweich, die Missionen sind nicht zu schwer, aber abwechslungsreich und motivieren zum Weiterspielen, der Humor des Spiels ist gewohnt schwarz und die Charaktere makaber genug, um interessant zu sein. Auch die Drogendeals sind für das schnelle Geld zwischendurch interessant: Man kauft verschiedene Opiate bei Dealern und wird sie bei anderen, die dafür Bedarf haben, wieder los – mit einem saftigen Preisaufschlag, versteht sich. Manche Hauptmissionen können erst angenommen werden, wenn man eine bestimmte Menge Stoff als Anzahlung“ besitzt, von daher sollte man den „Markt“ stets im Auge behalten. Über E-Mails informieren einen befreundete Dealer, wenn sie etwas brauchen oder Überschuss preisreduziert abstoßen möchten.
Obwohl „Grand Theft Auto: Chinatown Wars“ von der Technik oder Präsentation her nicht annähernd mit den anderen PSP-Ablegern mithalten kann, spielt es zweifellos in der gleichen Liga, was den Spielspaß anbelangt. Die abwechslungsreiche, leider äußerst kurze Geschichte weiß zu unterhalten und durch die Topdown-Perspektive kommt herrliches Retro-Feeling auf. Auch die Landzeitmotivation ist angesichts zahlreicher Nebenmissionen, dem (eher simpel gehaltenen) Multiplayer-Modus sowie der Größe der Hosentaschen-Version von Liberty City absolut gegeben. Wer das Spiel noch nicht für den DS besitzt und gegenüber Sandbox-Titeln nicht abgeneigt ist, sollte einen Blick riskieren.