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 Dead Snow

Eins, Zwei, Die!


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Sieben Medizinstudenten machen einen Trip in die verschneiten Berge Norwegens, nahe Øksfjord, wo sie übers Wochenende eine kleine abgeschiedene Berghütte beziehen. Mit Bier, Partygames und Sex am Plumpsklo versuchen sie die Zeit runterzubiegen, bis Sara (Ane Dahl Torp), die Besitzerin der Hütte, als letzte zu ihnen stößt. Doch an ihrer statt taucht ein unheimlicher Wanderer (Bjørn Sundquist) auf, der den Freunden eine Legende über diese Gegend erzählt: Im Zweiten Weltkrieg hat eine Einsatzgruppe der SS unter dem Kommando des unmenschlichen Oberst Herzog die Region rund um Øksfjord ausgeplündert und tyrannisiert. Gegen Kriegsende hat sich die unterdrückte Bevölkerung schließlich gegen Herzog und seine Schergen erhoben und sie in die Berge gejagt, wo sie vermutlich erfroren sind - oder auf den Tag der Rache warten, wie der namenlose Gast befürchtet.
Natürlich schenkt keiner der Anwesenden dem wirren Geschwätz Glauben - bis sie unter der Hütte auf ein Geheimversteck mit Nazi-Gold stoßen und damit eine buchstäblich mörderische Lawine lostreten. Denn Herzog (Ørjan Gamst) und sein dreckiger Haufen mordlustiger SS-Zombies sehen es gar nicht gerne, wenn man sich an ihrem mühsam zusammengeraubten Schatz vergreift. Nach und nach wird die Gruppe von den Untoten dezimiert und die Überlebenden bewaffnen sich mit Hämmer und Kettensägen und müssen nun zeigen, was sie aus dem Amputationskursus mitgenommen haben ...

Splatterfilme haben keinen leichten Stand in Deutschland: All zu schnell wandert ein solcher gerne mal auf den Index oder darf nur in einer derart grauenerregend zerstückelten Fassung auf die deutsche Bevölkerung losgelassen werden, dass man den Gedanken nicht loswird, Michael Myers wolle sich nun als Cutter einen Namen machen. Wenn es sich bei besagten Filmen dann auch noch um Funsplatter handelt und die blutgierigen Untoten quasi als i-Tüpfelchen auch noch in Wehrmachtsuniformen oder mit SS-Abzeichen paradieren, dann sitzen Sittenwächter und Cutter schon angespannt in den Startlöchern. Schließlich könnten Freunde des gepflegten Gore solche Filme als Verharmlosung einer nicht allzu fernen Vergangenheit missverstehen, aus dem Boden herausbrechende Nazi-Zombies könnten als personifiziertes Wunschdenken im Schatten einer „Wiederbetätigung“ gedeutet werden. Die Tatsache, dass es die norwegische Splatter-Komödie „Dead Snow“ trotz all diesen Ingredienzien – untote Nazis inklusive – ungeschnitten auf den deutschen DVD-Markt geschafft hat, ist daher schon Anlass genug, diese genauer unter die Lupe zu nehmen.

Auf den ersten Blick mag es überraschen, dass ein Film wie „Dead Snow“ ein ausgesprochen positives Echo erfahren hat: Mordgierige Nazi-Zombies eröffnen in einer abgeschiedenen Landschaft die Jagd auf junge Menschen – das hört sich weder sonderlich originell noch übermäßig clever an. Dass der Film dennoch funktioniert, liegt einfach daran, dass er sich zu keiner Sekunde selbst ernst nimmt – wie schon der Vorspann deutlich macht, wenn Sara zu Edvard Griegs „In der Halle des Bergkönigs“ im nächtlichen Wald von der SS-Meute gejagt wird. Regisseur Tommy Wirkola legt es nicht darauf an, mit „Dead Snow“ den Terror-Splatter-Thron zu usurpieren, sondern eine augenzwinkernde Schlachtplatte zu präsentieren, die keine Wünsche offen lassen will. Deftig und ausgesprochen derb geht es zur Sache, wenn Herzog und seine untoten Schergen die kleine Berghütte belagern und mit dreckigen Klauen und geiferndem Maul nach allem schnappen, was lebendig aussieht. Mag das Schlachtfest zu Beginn noch todernst wirken, so bringt „Dead Snow“ mit fortschreitender Handlung bitterbösen Humor ins Spiel: Selbstgebastelte Molotowcocktails treffen alles, nur nicht die Zombies, und wenn man sich auf der Flucht vor der untoten Meute an einem Felsvorsprung abseilen will, aber weit und breit kein Seil in Sicht ist, muss man eben kreativ mit dem vorhandenen (un)toten Material umgehen. Dazwischen lockern Filmzitate und Reminiszenzen an Koryphäen des Unterhaltungskinos (nicht nur des Splatters) die Atmosphäre auf, während der Film brav die Gesetze und Klischees des Horrorfilms herunterpredigt, um sie nicht ohne Augenzwinkern wieder zu relativieren – etwa, wenn einer der Studenten von einem Zombie gebissen wird und aus Angst, selbst einer von ihnen zu werden, alles daran setzt, dass es erst gar nicht so weit kommt …

Trotz des überwiegend gelungenen Make-ups und des brachialen, buchstäblich beißenden schwarzen Humors fehlt dem norwegischen Gemetzel das gewisse Etwas, das es in die vorderste Riege genialer splatsticks katapultiert; so unterhaltsam und bitterböse „Dead Snow“ auch sein mag, es ist kein Film, der einem noch lange in Erinnerung bleiben wird. Für einen zünftigen Trash-Abend wie geschaffen, bleiben ihm die Tore des Pantheons denkwürdiger Funsplatter wie „Evil Dead II“ oder „Braindead“ aber verschlossen. Dies mag auch daran liegen, dass „Dead Snow“ viel Potenzial brachliegen lässt: So kann Martin als Medizinstudent (!) kein Blut sehen, seine Freundin Hanna leidet wiederum an Klaustrophobie. Führt man sich nun vor Augen, dass sich Martin schon beim Anblick eines Bluttropfens der Magen umstülpt und Hanna schon angesichts eines auf ihr Gesicht gedrückten Polsters einen Anfall erleidet, beide aber ihre Handicaps in dem Moment vergessen, wenn die SS-Meute fröhlich ins Gore-Horn stößt, wird deutlich, was die Filmemacher hier hätten herausholen können …

Die DVD aus dem Hause Splendid Film wartet mit ansehnlicher Bild- und Tonqualität auf, doch bei den Extras wollte es wohl nicht so recht klappen: Acht Trailer, wahlweise im deutschen oder im Originalton, und ein Wendecover sind doch etwas mager; ein Making-of oder Interviews mit den Darstellern hätten der Silberscheibe bestimmt nicht zum Nachteil gereicht. Neben der vorliegenden Version kann der Film auch als limitierte DVD-Edition im schmucken, da nicht von einem übergroßen FSK-Logo entstellten StarMetalpak erstanden oder das blutige Gemetzel dank Blu-ray auch in High Definition genossen werden. Leider wartet keine der beiden Veröffentlichungen mit zusätzlichen Extras auf.

Fazit: Kurzweiliger Funsplatter der heftigen Sorte, ohne nennenswerte Innovationen, aber mit der richtigen Mischung. Wer also das nächste Mal Urlaub im verschneiten Gebirge macht, über Nazi-Gold stolpert oder nächtliche Liebe am Plumpsklo ins Auge fasst, der sollte davor die Kettensäge ölen, sich im Molotowcocktail-Werfen üben und sich davon überzeugen, dass auch ausreichend Eingeweide zum Abseilen vorhanden sind. Und vor allem: Zieh nie mit einem Nokia-Handy in die Schlacht, das gibt doch nur zum ungünstigsten Zeitpunkt den Geist auf.

Michael Höfel



DVD | Disc-Anzahl: 1 | EAN: 4013549873925 | Erschienen: 23. Oktober 2009 | FSK: 18 | Laufzeit: 88 Minuten | Originaltitel: Død snø | Preis: 16,95 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch, Niederländisch | Verfügbare Sprachen: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Norwegisch (Dolby Digital 5.1)

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