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 Sonja Senger, Band 6: Spiel mir das Lied vom Wind

Serie: Sonja Senger, Band 6
Autoren: Carola Clasen
Verlag: KBV

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
In Gemünd, einem Ortsteil der kleinen Eifeler Stadt Schleiden, wird in einem Müllcontainer die Leiche eines Mannes gefunden, Todesursache unklar. Da der Müllcontainer auf dem Gelände eines Spielsalons stand, könnte es Verbindungen in die Glückspielszene geben. Eigentlich ein Fall für Hauptkommissarin Sonja Senger – aber der steht zurzeit der Sinn nicht nach Mord und Spurensuche, denn sie hat ein wichtiges Date. Das entpuppt sich als Volltreffer, und Sonja beginnt eine leidenschaftliche Beziehung mit Harry Connelly aus Köln. "Der Mann im Müll", wie der Fall wenig mitfühlend benannt wurde, kann in diesem Auf und Ab der Gefühle nur den Kürzeren ziehen. Doch nach Monaten leidenschaftlicher Liaison mit dem unwiderstehlichen Harry merkt Sonja, dass ihr Auserwählter sie nach Strich und Faden belogen und hintergangen hat. Harry ist ein notorischer Betrüger, der nicht nur in der Glücksspielszene mitmischt, sondern der auch andere krumme Dinger am Laufen hat. Plötzlich scheint es eine Verbindung zu dem Toten im Müll zu geben. Sonja, die vor Wut über den Betrug und die Enttäuschung schäumt, nimmt den Fall wieder auf …

"Spiel mir das Lied vom Wind" ist bereits der sechste Roman von Carola Clasen, in dem die unkonventionelle Kommissarin Sonja Senger die Hauptrolle spielt. Im Mittelpunkt steht diesmal das Thema Wind – und zwar in Form von Windrädern, die in dieser Geschichte für manchen ein großartiges Geschäft, für andere aber den Tod bedeuten. Ein originelles und aktuelles Thema, denn auch in der Eifel kommt man um den Anblick der riesigen Energiegewinner nicht herum. Punkten kann der Roman auf jeden Fall mit seiner ungewöhnlichen Protagonistin, denn die benimmt sich erstmal gar nicht so, wie man es von einer erfahrenen Kommissarin erwarten würde. Lieber stürzt sie sich Hals über Kopf in einer aussichtslose Beziehung – Liebe macht ja bekanntlich blind – und umso tiefer ist dann der Sturz, der auf diese Liebschaft folgt.

Carola Clasen experimentiert in den einzelnen Kapiteln gelungen mit verschiedenen Erzählperspektiven – eins ist zum Beispiel aus der Sicht eines obskuren Auftragskillers geschrieben, ein weiteres gar aus der Sicht von Sonjas Kater. Das bringt Schwung und Abwechslung in die Geschichte, denn ohne Zweifel beherrscht Clasen das Schreiben. Der Krimi ist mit viel Witz und ein paar skurrilen Szenen durchsetzt, wirkt bisweilen aber recht zerfasert, was auch an den häufig wechselnden Perspektiven und der etwas sprunghaften Handlung liegt. Man wünscht sich beim Lesen oft, die Kommissarin würde sich ein wenig zusammenreißen und den Fall vorantreiben, statt sich in Selbstmitleid oder Wut zu ergehen. Clasen schreckt auch nicht davor zurück, einer der Hauptfiguren schon weit vor Ende des Romans ein unschönes Ende zu bereiten - eigentlich kein schlechter Einfall, aber er bremst die Handlung doch ein wenig aus. Am Ende bringt die Autorin allerdings die vielen Aspekte dieses Falls, der sich kein bisschen linear entwickelt, auf einen Nenner und damit zu einer befriedigenden Auflösung.

Fazit: "Spiel mir das Lied vom Wind" kann mit einer sympatisch-eigenwilligen Kommissarin aufwarten, die mehr mit ihrem Privatleben als mit ihrem aktuellen Fall zu kämpfen hat. Die Story ist abwechslungsreich und recht originell; manchmal schweift Clasen zu sehr ab und die Macken der Protagonistin machen diesen Krimi trotz aller Sympathie bisweilen ziemlich anstrengend zu lesen. Insgesamt aber ein guter Fall mit Witz und einer großen Prise Lokalkolorit für alle, die in der Eifel und Umgebung wohnen.

Christina Liebeck



Taschenbuch | Erschienen: 8. Oktober 2009 | ISBN: 9783940077615 | Preis: 9,50 Euro | 254 Seiten | Sprache: Deutsch

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